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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

11.11.2016

Der, der bleibt!

Was tun, wenn kein Stein auf dem anderen bleibt, wenn alles durcheinander gerät – in der großen, weiten Welt oder im persönlichen Leben? Was tun in einer Zeit, in der wir täglich von Terror und Gewalt hören, in der Unsicherheit und Angst herrschen? An wen sich wenden?
Die deutsche Pop-Rock-Band Silbermond sehnte sich in ihrem Lied „Irgendwas bleibt“ im Jahr 2009 angesichts einer immer schnelllebigeren Zeit und einer Welt, „in  der nichts sicher scheint“ nach einem kleinen bisschen Sicherheit, nach ein bisschen Halt – eben: nach irgendwas, das bleibt!

Stiftet Jesus da nicht noch mehr Verwirrung, wenn er im Evangelium Verfolgung, Hass und Verleumdung, wenn er Unruhestifter, falsche Propheten und Messiasse, wenn er Kriege und Unruhen, Seuchen und Hungersnöte gleichsam heraufbeschwört!?

Klaus Berger kommentiert unsere Bibelstelle mit den Worten: „Die geschilderten Ereignisse sind alle nicht erfreulich. Wer aber weiß, dass danach jeweils anderes kommt, der wird nicht auf den einen Punkt starren, an dem er gerade leiden muss, sondern wird sich trösten: Die Geschichte geht weiter, und sie wird jedenfalls an ihrem Ende darin bestehen, dass Gott sich den Menschen zuwendet. Die Stationen ‚vorher‘ sind alle begrenzt und endlich. Insofern stehen sie in Kontrast zur Zeit des ewigen Lebens, die danach anbricht, in der nicht Begrenztheit, sondern nur Grenzenlosigkeit zählt. […] Auch wenn diese Ereignisse nicht alle von Gott kommen oder von ihm direkt gewollt sind – Gott ist dennoch der Herr der Geschichte, indem er die Schrecknisse zumindest ordnet. Er setzt ihnen je und je ein Ende und zeigt ihre Grenzen auf.“

Eine verlässliche Hoffnung

Der christliche Glaube sagt uns also: das, was sicher ist, ist die Tatsache, dass sich Gottes Allmacht gerade darin zeigt, dass er in allem mächtig ist – auch in den Wirrnissen und kaum durchschaubaren Ereignissen unserer Zeit und unseres Lebens. Am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres ist es, als wolle uns die Kirche mit diesem Evangelium zurufen: Du Christ bist in der Welt der Mensch, der Hoffnung hat – der immer Hoffnung haben kann, weil Dir der lebendige Gott aus seiner offenen Zukunft entgegenkommt!

Gleich im ersten Abschnitt seiner Enzyklika über die christliche Hoffnung (Spe salvi) schrieb Papst Benedikt XVI.: „Die ‚Erlösung‘, das Heil ist nach christlichem Glauben nicht einfach da. Erlösung ist uns in der Weise gegeben, dass uns Hoffnung geschenkt wurde, eine verlässliche Hoffnung, von der her wir unsere Gegenwart bewältigen können: Gegenwart, auch mühsame Gegenwart, kann gelebt und angenommen werden, wenn sie auf ein Ziel zuführt und wenn wir dieses Ziels gewiss sein können; wenn dies Ziel so groß ist, dass es die Anstrengung des Weges rechtfertigt.“

Und dieses Ziel ist Gott, ist die ewige Gemeinschaft mit ihm – mit dem Gott, der in der Gestalt des leidenden Christus seine Gesicht gezeigt hat und selbst die Gottverlassenheit des Menschen mitträgt. Gerade dieser „unschuldig Leidende ist zur Hoffnungsgewissheit geworden: Gott gibt es, und Gott weiß, Gerechtigkeit zu schaffen auf eine Weise, die wir nicht erdenken können und die wir doch im Glauben ahnen dürfen. Ja, es gibt die Auferstehung des Fleisches. Es gibt Gerechtigkeit. Es gibt den ‚Widerruf‘ des vergangenen Leidens, die Gutmachung, die das Recht herstellt.“ (Spe salvi 43)

Es gibt also das, was – es gibt: den, der bleibt!

Michael Wohner, Kirchenzeitung vom 13.11.2016

Michael Wohner wurde 1982 in Schwabach geboren. Nach dem Theologiestudium in Eichstätt verbrachte er den zweijährigen Pastoralkurs in der Pfarrei Berching. 2008 wurde er zum Priester geweiht und war danach fünf Jahre lang Kaplanin Weißenburg. Während dieser Zeit besuchte er, nach der abgeschlossenen zweiten Dienstprüfung, als "externes Mitglied" das staatliche Studienseminar für katholische Religionslehre in Ingolstadt. Seit September 2013 arbeitet er in den Pfarreien Treuchtlingen und Möhren mit, gibt weiterhin Religionsunterricht und ist mit einem weiterführenden Studium im Bereich Religionspädagogik beauftragt.

Lesungen zum 33. Sonntag im Jahreskreis am 13. November 2016

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