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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

18.11.2016

Die letzten Worte

Christkönig (Christus Pantokrator): Mosaik von Peter Recker in der Pfarrkirche St. Jakobus in Tagmersheim.

Christkönig (Christus Pantokrator): Mosaik von Peter Recker in der Pfarrkirche St. Jakobus in Tagmersheim. Foto: Kreitmeir

Das Christkönigsfest scheint unserem Verstehen fremd zu sein. Das heutige Fest geht zurück auf das vorige Jahrhundert, als es galt, einem kämpferischen Atheismus und einer blutigen Ideologie die Kraft des Glaubens entgegenzusetzen. Eines ist gewiss: Wir dürfen den Titel „König” nie wörtlich im Sinne der Machtausübung verstehen. Er ist ein Bild für eine andere Art des Wirkens und des Daseins.

Die letzten Worte Jesu, die wir heute hören, können darüber Aufschluss geben. Erinnern wir uns an die letzten Worte eines Angehörigen, des Vaters, der Mutter. Sie sind uns besonders wichtig und bleiben uns im Gedächtnis. Wir wiederholen sie mit besonderer Ehrfurcht und Aufmerksamkeit. Der letzte Gedanke, das letzte Empfinden und auch der beim Notar hinterlegte sogenannte „letzte Wille“ sagen etwas darüber aus, was dem Verstorbenen wichtig war, wie viel ihm die Nahestehenden bedeutet haben. Das Sprechen in der Todesstunde geschieht in totaler Ohnmacht, aber es hat Wirkung.

Ein Sterbender kann niemandem mehr seinen Willen aufzwingen, aber die letzten Worte können Einfluss nehmen. Sie üben keinen Druck aus, aber sie können die Herzen bewegen. Auf diesem Hintergrund dürfen wir uns den letzten Worten Jesu nähern: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein“ (Lk 23, 43). Er spricht sie in einer totalen Ohnmacht. Ja er ist ein König, der aber auf einer ganz anderen Ebene als die römischen Cäsaren. Er ist es in der Kraft, die durch sein Sterben frei wird. In seinem Tod hat ihn Gott zum „Herrn und Messias“ erhoben, „diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt“ (Apg. 2, 36). Er ist die Mitte der Welt. „Alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen“ (Kol 1,16). So darf man den Titel „Christkönig“ verstehen.

Mitte ist dort, wo ich mit Interesse und Begeisterung dabei bin, wo die Seele lebendig wird, wo ich ganz ich selbst bin. Es ist der Punkt in uns, um den sich alles dreht und der alle anzieht, von dem alle Liebe ausgeht. Es ist die Stelle, wo wir uns selbst, den Menschen, der Schöpfung und Gott zugleich nahe sind, wo das Glück unbegrenzt wird.

Der heilige Franziskus war dort, als er den Lobpreis auf die Schöpfung sang. Die Mitte hält alles zusammen. 

„Das letzte Wort wird Liebe sein“ ist der Titel, den die Ordensfrau und Ärztin Ruth Pfau ihrem Buch über ihren Einsatz in Pakistan gegeben hat. Sie hat ein gewaltiges Werk für die Würde und Pflege der Leprakranken aufgebaut. All das Gute, das sie getan hat und das weiterhin auf ihre Anregung geschieht, zeigt am eindrucksvollsten, was gemeint ist, wenn Christus in der Mitte der Welt regiert.

P. Guido Kreppold, Kirchenzeitung vom 20.11.2016

P. Guido Kreppold OFMCap wurde 1939 geboren. Der Ordenspriester und Diplompsychologe war unter anderem als Religionslehrer und Jugendseelsorger im Einsatz. Seit Ende der 1970er-Jahre hat er sich als Prediger, Referent und Autor einen Namen gemacht. Nach Lebens- und Arbeitsstationen in Mainburg, Würzburg, Aschaffenburg und Augsburg, wirkte der Kapuziner mit dem Themenschwerpunkten therapeutische Seelsorge und spiritueller Bildung in Eichstätt und seit 2012 in Ingolstadt.

Lesungen zum Christkönigssonntag am 20. November 2016

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