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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

03.11.2017

Ein christliches Markenzeichen

Foto: Heberling

Bodenband von Bedeutung in der Kirche St. Albertus Magnus in Stein. Foto: Heberling

In den Boden der Kirche St. Albertus Magnus in Stein ist ein Spruchband eingefügt mit folgendem Text: „So sprach Bischof Albert zum Prediger Berthold von Regensburg: Wer seinem Nächsten zu Hilfe kommt in seinem Leid – es sei geistlich oder weltlich – dieser Mensch hat mehr getan als derjenige, der von Köln bis Rom bei jedem Meilenstein ein Münster errichtet aus reinem Gold, dass darin gebetet und gesungen werde bis zum jüngsten Tag. Denn so spricht der Sohn Gottes: „Ich habe meinen Tod nicht gelitten eines Münsters wegen, und auch nicht um des Singens und Betens willen, sondern um des Menschen willen.“

Wie kann ich Gott am besten dienen? Mit dem Bau einer Kirche? Mit regelmäßigem Gottesdienstbesuch? Mit häufigem Gebet? Oder, indem ich Menschen helfe, die Not leiden und Hilfe brauchen? Zu einer Antwort auf diese Fragen führt die Auseinandersetzung Jesu mit den Schriftgelehrten und Pharisäern. Sie sind stolz auf ihre religiösen Leistungen, auf ihre umfassende Kenntnis der Gesetze und ihre genaue Befolgung. Sie haben dabei aber mehr sich selbst im Blick als die Liebe zu Gott und zu den Menschen.

Für Jesus leisten diese religiösen Führer keinen glaubwürdigen Dienst für Gott. Er will von ihnen ein anderes Markenzeichen: „Der Größte von euch soll euer Diener sein.“ Bei allem, was sie tun, soll wie bei Gott die Sorge um das Heil der Menschen an erster Stelle stehen. Jesus lebt es vor. Er zeigt die Menschenfreundlichkeit Gottes in seinen Worten und Taten, auch gegenüber den Armen, Kranken und Sündern. Wäre Gottes Liebe und Barmherzigkeit zuerst im Blick bei den Pharisäern und Schriftgelehrten, dann würden sie nicht nur Wert legen auf äußere Frömmigkeit. Für alle Menschen ein Herz zu haben, sich zu erniedrigen für den Dienst an den Notleidenden, das macht groß in den Augen Gottes.

Dass die Sorge um das Heil der Menschen wahrer Gottesdienst ist, das meint wohl auch Bischof Albert, wenn er Jesus die Worte in den Mund legt: „Ich habe meinen Tod nicht gelitten eines Münsters wegen, und auch nicht um des Singens und des Betens willen, sondern um des Menschen willen.“

Die Abrechnung Jesu mit der Unglaubwürdigkeit der Pharisäer und Schriftgelehrten bedeutet auch eine Mahnung an uns. In unserer religiösen Praxis und bei den Diensten in der Kirche darf es nicht zuerst um uns gehen. Der Blick auf die Bedürfnisse, Sorgen und Nöte der Menschen und das Bemühen, ihnen zu helfen, müssen bei Christen ganz hoch im Kurs stehen. Wir erleben gegenwärtig, wie die Kluft zwischen den Reichen und Armen immer größer wird in unserem Land und in anderen Teilen der Welt. Die Mahnung Jesu „Der Größte von euch soll euer Diener sein“ soll auch uns in den Ohren klingen. Statt einzuschwenken auf das „Wir zuerst“, das in der Weltpolitik Schule macht, sollte unser Markenzeichen sein das Dienen in Solidarität mit denen, die Hilfe brauchen.

Alois Ehrl, Domkapitular em., Kirchenzeitung Nr. 44/45 vom 29. Oktober / 5. November 2017

Alois Ehrl, geboren 1945 in Hammern bei Budweis, wurde 1972 zum Priester geweiht. Er war Kaplan in Wassertrüdingen, Nürnberg und Wemding. 1983 wurde er Pfarrer in der Nünberger Pfarrei Maria am Hauch, 1998 übernahm er schließlich die Leitung der Pfarrei St. Sebald in Schwabach. 2011 wurde Ehrl Dekan des neu konstituierten Dekanats Roth-Schwabach. Seit 1997 war er außerdem Eichstätter Domkapitular. Als stellvertretender Vorsitzender der Ökumene-Kommission des Bistums Eichstätt vertrat er das Bistum auch in der AcK. Seit August ist Ehrl im Ruhestand.

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