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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

10.05.2019

Es braucht den Hirten, der sich nicht vom Acker macht

Foto: pde/Staudt

Nachfolge: In die Hand versprochen. Foto: pde/Staudt

Und die Jünger waren voller Freude und erfüllt vom heiligen Geist – so lautet heute der letzte Satz der Lesung aus der Apostelgeschichte. In diesen Worten spiegelt sich noch etwas vom Glanz und von der Freude der ersten Christen. Es ist wie ein Hauch von Frühling in der frühen Kirche. Da schlägt uns eine Freude entgegen, die Paulus und Barnabas erlebten, als sie auf ihrer zweiten Missionsreise Menschen für Christus gewannen. 

Müsste nicht auch uns heute eine ähnliche Freude erfassen, wenn an diesem Wochenende sechs junge Männer für unser Bistum zum Priester geweiht werden? Denn Priester zu werden ist heute eher eine Seltenheit. Und dennoch: Auch heute gibt es solche Berufungen. Auch heute gibt es Jugendliche und junge Erwachsene, Männer wie Frauen, die einen ganz persönlichen inneren Anruf vespüren. 

Gewiss ist mit einem ersten Ruf noch kein Priester geboren, auch kein Beruf fürs Kloster. Da können durchaus Krisen dazwischen kommen. Aber Gott überfällt keinen. Er lässt Zeit zum Wachsen und zum Reifen. Er lässt Zeit, bis aus der kleinen Pflanze ein Baum wird. Diese Zeit lässt er auch jedem von uns. Denn heute am Welttag der geistlichen Berufe geht es zunächst um unser aller Berufung. Berufung kann sehr verschiedenausfallen. Der heilige Paulus spricht von den unterschiedlichen Geistesgaben, die es in einer christlichen Gemeinde gibt. „Doch jedem wird die Offenbarung des Geistes zuteil“. 

Gott geizt nicht, er teilt aus. Aber die Frage ist: Sind wir, bin ich dafür offen? Was hat Gott mir ganz persönlich zugedacht? Wie kann ich meine Gaben dafür einsetzen, damit sie auch anderen und allen nützen? Diese vielen Gaben werden dringend in unseren Pfarrgemeinden gebraucht: Kinder und Jugendliche in den Glauben einführen, das aber achtsam, altersgemäß und mit Freude; Menschen zusammenbringen; Gottesdienste schön gestalten; Kranke besuchen; Eheleute geistlich stützen; Gelder gut verwalten; Sterbende begleiten; junge Familien entlasten und Vieles andere mehr. All das kann Mühe machen, es kann aber auch große Freude bereiten. 

Doch ähnlich wie in den 13 Gemeinden, die Paulus gründete, braucht es auch heute eine Autorität. Damals war es allein Paulus. Heute braucht es den guten Hirten, der selbstlos im Auftrag Christi und der Kirche für die Menschen da ist. Es braucht den Hirten, der sich bei Schwierigkeiten nicht vom Acker macht, sondern wie ein Bräutigam bei seiner Braut bleibt. Es braucht den guten Hirten, der im Blick auf Jesus die Gläubigen spüren lässt: Ganz gleich, was geschieht, ich bin geborgen in der Hand Gottes. 

Die Frage aber ist, hören wir wirklich auf die Stimme des Herrn? Kenne ich ihn schon, ihn, den guten Hirten meines Lebens? Vertraue ich ihm, folge ich ihm?  Die Aufgabe eines Pfarrers und Priesters ist es, wie Jesus den Seinen ein guter Hirte zu sein. Es ist eine spannende und erfüllende Aufgabe. Sie kann auch heute junge Menschen faszinieren. Denn der Herr ruft auch heute alle, die „voller Freude und erfüllt vom heiligen Geist sind“, so wie die ersten Jünger aus den Gemeinden des heiligen Paulus.

Richard Distler, Pfr. i. R., Kirchenzeitung Nr. 19 vom 12.05.2019

Vierter Sonntag der Fastenzeit

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