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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

05.08.2020

Geliebte Kinder am Tisch des Herrn

Foto: Kreitmeir

Das Ideal-Mahl – Relief aus der Pfarrkirche in Heideck. Foto: Kreitmeir

Die liturgischen Texte unserer Sonntage sind für uns wie Schulaufgaben, die bewältigt sein wollen. Heute kreisen sie alle um die Erwählung Israels und die Rolle der Heiden, der „Fremden, die sich dem Herrn anschließen“.

Weil zunächst einmal das Gespräch Jesu mit der Kanaaniterin im Matthäus-Evangelium aufstößt, wenn die Heiden mit Hunden verglichen werden, will ich darüber zuerst sprechen. Im griechischen Original hat die Bezeichnung einen ganz anderen Charakter. Da steht nämlich nicht Hund (κυνός), sondern κυνάριον, was Hündchen oder Schoßhündchen bedeutet. Es geht Jesus nicht darum, die Heiden Hunde zu schimpfen, sondern seine Sendung für die Kinder Israels klarzustellen.

Später wird das anders sein. Der Auferstandene sendet die Apostel zu allen Völkern der Welt. Und der Heilige Geist macht keinen Unterschied zwischen den Beschnittenen und den Unbeschnittenen, die an Jesus glauben. 

Im Römerbrief, der zweiten Lesung dieses Sonntags, ist die Situation sogar schon umgedreht. Vom Heil der Heiden aus wird geschlossen auf das Heil des erwählten Volkes, das den Erlöser abgelehnt hat.

Wir alle gehören nach jüdischer Einschätzung zu den Goijim, zu den Heidenvölkern, und wissen doch, dass wir Kinder Abrahams sind im Heiligen Geist, der dem Stammvater nicht das Blaue, sondern das Leuchtende vom Himmel versprochen hat.

Durch die Taufe sind wir ja mit Jesus eins geworden. Eingestaltet in seinen mystischen Leib sind wir Juden und Kinder Abrahams, denen die Verheißung des Alten Testaments gilt.

Schon beim Propheten Jesaja wird das 700 Jahre vor der Geburt Jesu prophezeit: „Denn mein Haus wird ein Haus des Gebets für alle Völker genannt“, hören wir heute in der ersten Lesung

Seit der Auferstehung des Herrn hat sich eine Verwandlung ereignet. Aus den Hündchen am Tisch des Herrn sind Kinder geworden. Schon bei der kanaanäischen Frau ist das zu merken. Ihres Glaubens wegen erfüllt Jesus die Bitte. Das ist nicht anders als beim römischen Hauptmann, dessen Knecht geheilt wird. Im Glauben werden zunächst Einzelne zu Kindern der Gnade. Später ganze Völker.

Wir erleben heute einen Rückfall. Getaufte Gnadenkinder vergessen ihren Stand und suchen Brotreste unter den Tischen oder auswärts auf Treppen. Sie bleiben dem Mahl der Kinder Gottes fern, zu dem sie berechtigt sind. Gebe Gott, dass wir wieder zurückfinden zur Würde der Mahlgemeinschaft in der Gegenwart unseres Herrn und Meisters Jesus Christus.

Alois Loeßl, Kirchenzeitung Nr. 33/33 vom 20. Sonntag im Jahreskreis (zum Evangelium Mt 15, 21-28)


20. Sonntag im Jahreskreis

Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf (Joh 1, 11). Dass Israel seinen Messias nicht erkannte, wiegt schwer, aber „sein Eigentum“ sind alle Menschen, alles Geschaffene. Die Welt ist nicht christlich geworden, auch das „christliche Abendland“ nicht. Immerhin, einige haben Christus aufgenommen. An ihnen liegt es, ob das Licht in der Finsternis leuchtet.

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