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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

10.02.2017

Himmel oder Hölle

Wer nach den Geboten lebt fördert das Leben, das eigene und das der Mitmenschen – er hält den Blick zum Himmel frei. Foto: privat

Wer nach den Geboten lebt fördert das Leben, das eigene und das der Mitmenschen – er hält den Blick zum Himmel frei. Foto: privat

Der Mensch hat Leben und Tod vor sich; was er begehrt, wird ihm zuteil“ – Ungefähr 200 Jahre vor Christus formuliert der Weisheitslehrer Jesus Sirach diese Erkenntnis. Damit wendet er sich gegen einige orientalische Religionen seiner Zeit. Diese waren der Ansicht, dass der Mensch eine Marionette der Götter sei. Die Götter hätten dem Menschen ein Schicksal auferlegt, dem er nicht entrinnen und das er nicht verändern könne. Damit konnten Fehler entschuldigt, ja sogar Verbrechen relativiert werden: Der Mensch hatte gar keine andere Möglichkeit, als zu lügen, zu stehlen oder gar zu morden; es war ihm ja von den Göttern so bestimmt.

Das stimmt nicht! stellt Jesus Sirach fest. Gott gibt dem Menschen die Freiheit, sich für das Gute oder das Böse zu entscheiden; damit hat der Mensch die Verantwortung für das, was er tut. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden und das Gute zu wählen, hat er von Gott Gebote bekommen als Wegweiser, die ihm die richtige Richtung zeigen. Am Menschen liegt es, sich daran orientieren zu wollen.

„Der Mensch hat Leben und Tod vor sich; was er begehrt, wird ihm zuteil.“ Wenn sich der Mensch von den Geboten Gottes den Weg zeigen lässt, wird er das Leben bekommen; das heißt: Ein Mensch, der nach den Geboten lebt, fördert das Leben für seine Mitmenschen und für sich selber, er bringt ein Stückchen Himmel auf die Erde. Hingegen wartet der Tod auf den, der – wie Jesus es im Evangelium formuliert – die Gebote aufhebt, sich also nicht um sie kümmert. Denn so jemand zerstört das Leben, macht das Leben für andere Menschen und letztlich für sich selbst zur Hölle.

Um diese doppelte Wahrheit zu illustrieren, wählt Jesus deutliche Beispiele, drei davon will ich aufgreifen.

„Töten“ bedeutet laut Jesus bereits, andere Menschen zu hassen oder sie mit Worten fertigzumachen. Denn Hass und Boshaftigkeit töten die Menschlichkeit. Wer den anderen hingegen mit Wohlwollen und Respekt begegnet, fördert ein wohltuendes, menschenfreundliches Miteinander.

„Ehebruch“ beginnt laut Jesus bereits damit, mit der eigenen Partnerin beziehungsweise dem Partner unzufrieden zu sein und nach einer anderen Option auszuschauen. Unzufriedenheit tötet das Glück in jedem menschlichen (Zusammen)Leben; Zufriedenheit mit dem, was man ist und kann und hat, fördert einen achtsamen und ehrfürchtigen Umgang mit sich selbst und miteinander.

„Schwören“ ist laut Jesus für diejenigen unnötig, die sich ohnehin an die Wahrheit halten. Lügner töten das Vertrauen. Aufrichtige Menschen hingegen fördern die Gewissheit, dass man sich auf sie verlassen kann.

Hass, Unzufriedenheit und Lüge können das Leben zur Hölle machen. Positiv formuliert: Wohlwollende, zufriedene, ehrlich miteinander und mit sich selber umgehende Menschen  bringen ein Stückchen Himmel auf die Erde.

Ich möchte zu den Letztgenannten gehören und mich daher am Wegweiser der Gebote orientieren. Damit hoffe ich, das Leben zu fördern; denn – so sagt Jesus Sirach – das Leben, das ich begehre, wird mir zuteil.

Matthias Blaha, Kirchenzeitung vom 12.2.2017

Matthias Blaha wurde 1970 in Würzburg  geboren. Er studierte Theologie und erhielt 1996 die Priesterweihe. Nach Vertretungen in Altdorf bei Nürnberg und im Klinikum Ingolstadt wurde er Kaplan in Hilpoltstein. 1998 wechselte er nach Ingolstadt, St. Pius. Von 2000 bis 2002 war er zum weiterführenden Studium freigestellt, übernahm 2002 die Leitung der Pfarreien Nassenfels und Egweil. Seit 2008 ist er Pfarrer in Ingolstadt, St. Anton. Blaha spricht im Hörfunk und ist Autor der in der KiZ  erscheinenden Reihe „Ein Bild – ein Wort – ein Mensch der dahintersteht“.

Lesungen zum 6. Sonntag im Jahreskreis am 12. Februar 2017

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