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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

26.06.2019

Nachfolge augenblicklich und mit ganzem Herzen

Foto: pixelio/Gischott

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Alle drei Texte der Heiligen Schrift handeln von Berufung. Elija beruft Elischa, indem er seinen Mantel über ihn wirft. Paulus schreibt den Galatern: „Ihr seid zur Freiheit berufen!“ Und im Evangelium spricht Jesus drastische Worte zur Nachfolge: „Lass die Toten ihre Toten begraben“. Nun wissen wir, Jesus benutzt oft die Redefigur der Hyperbel, der Übertreibung,um einen Sachverhalt klarzustellen. Er spricht etwa von einem Balken im Auge, oder von einem Kamel im Nadelöhr. Wenn die Jünger dann erschrocken fragen: Wer kann da noch gerettet werden? – dann antwortet er: Bei Gott ist alles möglich. Die unendliche Güte Gottes fängt also letztlich alles auf, was durch das Hereinstürzen des Bildes über den Tellerrand geht.

Jeder versteht nun den Balken im eigenen Auge. So soll jetzt auch jeder verstehen, was Jesus meint, wenn er eines der heiligsten Gebote des Judentums, das Begraben der Eltern, beiseiteschiebt mit der abschätzigen Bemerkung: Lass die Toten ihre Toten begraben. Das bedeutet also nicht: Du sollst über Leichen gehen, wenn Du mir nachfolgen willst. Es heißt vielmehr: Nichts ist wichtiger, als in meiner Spur zu liegen, denn ich bin das Leben, auch für die Verstorbenen! „Keiner der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes“ – ist einfach die Übertreibung der Berufung Elischas, wie wir sie der 1. Lesung entnehmen. Er durfte sich ja verabschieden. Aber über ihn hat Elija den Mantel geworfen. Wir sollen ohne das in jedem Augenblick Folge leisten. Gemeint ist eine dauernde Verabschiedung und ein unentwegtes, nicht verzögertes Hineindrücken des Pfluges in die Erde. 

„Ihr seid zur Freiheit berufen (...) nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch!“ –ruft der Apostel Paulus uns zu. In jedem Augenblick sollt Ihr alle Euren Pflug ins Gelobte Land drücken. Arbeitet zuerst in allem für das Reich Gottes, und zwar in jedem Handgriff, der zu tun ist. Wenn dabei Euer Lebensunterhalt herausspringt, ist das in Ordnung. Lernt aber die 

Freiheit auszuüben, Ewigkeit dabei zu pflügen und nicht in Eurem Krempel zu ersticken! Verabschiedet jederzeit Eure Gier nach Macht, Lust und Luxus und bereist die Unendlichkeit des Himmels in der Nachfolge des Herrn! Sitzt nicht in den lauten Lagern feiernder Toter, die sich selber begraben in stumpfer Aussichtslosigkeit und rauschblinder Benebelung. Nachfolge muss augenblicklich, immer und mit ganzem Herzen verwirklicht werden.

Alois Loeßl, Kirchenzeitung Nr. 26 vom 30. Juni 2019

13. Sonntag im Jahreskreis

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