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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

31.03.2017

Tränen im Himmel

Tears in heaven – Tränen im Himmel, so lautet der Titel eines bekannten Liedes des Gitarristen und Sängers Eric Clapton. Das Lied ist seinem kleinen Sohn gewidmet, der im Alter von nur vier Jahren bei einem Unfall ums Leben kam. Tränen im Himmel, gibt es sie überhaupt? Weint Gott, wenn ein Mensch sein Leben verliert? Trauert er mit uns? Eine oft gestellte Frage, gerade an den Gräbern junger Menschen, lautet: Wo war Gott, als das geschah? Hätte er das nicht verhindern können?

Die gleiche Frage werden sich auch die beiden Schwestern Marta und Maria stellen: Wo war Jesus, als unser Bruder Lazarus im Sterben lag? Weshalb kommt er erst, als Lazarus bereits vier Tage im Grab liegt? Er hätte seinen Tod doch verhindern können.

Nacheinander verlassen Marta und Maria dann auch die anderen Trauernden und suchen den Menschen auf, von dem sie sich wirklichen Trost erhoffen: Jesus, ihren Freund. Ihre ganze Hoffnung in ihn verdichtet sich in ihren Begrüßungsworten: Herr, wärst du hier gewesen, wäre mein Bruder nicht gestorben. Auf diese Worte erhalten die Schwestern zwei ganz unterschiedliche Reaktionen von Jesus. Zwischen Marta und Jesus entspinnt sich ein Gespräch über den jüdischen Glauben an die Auferstehung am Jüngsten Tag. Marta bekennt diesen Glauben, auch wenn er ihr momentan in ihrer Trauer nicht viel zu helfen scheint. Doch da steht Jesus vor ihr und verspricht: Ich bin die Auferstehung, ich bin das Leben. Wer mir vertraut, wird auch im Tod das Leben finden. Diese Zusage überzeugt Marta mehr als alle Glaubensformeln. Sie spürt, dass in Jesus das neue Leben bereits angebrochen ist und dass der Tod keine Macht mehr über sie und ihren Bruder Lazarus hat.

Gleichwohl wohnt dem Tod eine große Traurigkeit inne. Eine Traurigkeit, die trotz aller Auferstehungshoffnung den Abschied von der Würde und Schönheit des irdischen Lebens zum Ausdruck bringt. Diese Traurigkeit überkommt auch Jesus, als Maria vor ihm steht, und er weint um seinen Freund Lazarus. Gottes Sohn weint im Angesicht des Todes. Er lebt die Beziehung zu den Menschen so tief, dass seine ganze mitfühlende, und daher auch mitleidende Seite zum Vorschein kommt. Jesus zeigt sich hier solidarisch mit allen, die um einen geliebten Menschen trauern. Jesus geht dann zu Lazarus’ Grab und ruft ihn heraus zu einem neuen Leben. Komm heraus!, dieser Ruf gilt uns allen, wenn wir uns enttäuscht oder entmutigt vom Leben abwenden und uns in unserem Schmerz vergraben. Komm heraus! und lebe dein Leben in dem Bewusstsein, dass die Auferstehung bereits hier und heute für dich beginnt.

Eric Clapton hat das Lied Tears in heaven dreizehn Jahre lang für seinen Sohn gesungen, bis er das Gefühl hatte, dass er mit dieser Trauer ein neues Leben beginnen konnte. Vielleicht hat er in all diesen Jahren gespürt, dass da ein Gott ist, der mit ihm geht, mit ihm fühlt und seine Trauer teilt – und der ihn heraus ruft und ihm verspricht, dass er die Auferstehung und das Leben ist: für seinen Sohn und für ihn selbst.

Cordula Klenk, Kirchenzeitung vom 2. April 2017

Dr. Cordula Klenk stammt aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Sie studierte Diplomtheologie  und Lehramt Religionslehre und Musik für  die Realschule. Nach ihrer Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Religionspädagogik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt promovierte sie 2005 in katholischer Theologie. Von 2013-16 war sie Pastoralassistentin in Weißenburg, St. Willibald. Seit Juli dieses  Jahres arbeitet sie als Referentin für die Flüchtlingshilfe im Malteser-Diözesanverband.

Lesungen zum 5. Fastensonntag am 2. April 2017

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