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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

11.10.2019

... und nur wenige danken

Foto: Kreitmeir

Christus als Krankenheiler: Barockes Deckenbild in der Pfarrkirche St. Ägidius Dietfurt. Foto: Kreitmeir

Das heutige Evangelium erzählt von zehn Leuten, die Jesus heilt. Der Aussatz oder die Lepra, ist zu dieser Zeit ein sicheres Todesurteil. Rigorose Trennung der Erkrankten von der „heilen Welt“ verlangte nicht nur das mosaische Gesetz. 

Ich erinnere mich, als Kind tief bewegt die Geschichte Damian de Veusters, des Apostels der Leprakranken gehört zu haben, der unter den isolierten Kranken auf der Hawaii-Insel Molokai sechzehn Jahre wirken konnte, bis er selber einer Ansteckung erlag. Wie er, scheute auch Franz von Assisi nicht die Nähe der Kranken, starb jünger als Damian, ohne sich infiziert zu haben. Aloisius von Gonzaga kam noch jugendlich zu Tode, bei der Pflege von Pestkranken.

Das Schicksal der Aussätzigen im Evangelium war ähnlich aussichtslos. Im Grunde erweckt Jesus hier also vom sicheren Tod. Aber nur ein einziger Geheilter kommt zurück, um sich zu bedanken bei Jesus. Er schenkt zehn Todgeweihten das Leben neu, doch bis auf Einen vergessen sie ihn.

Ist das nicht der Normalfall? Gott hat uns allen ein Leben geschenkt und Menschen, die uns lieben. Aber nur eine Minderheit sieht sich veranlasst, ihm dafür zu danken. Der Syrer Naaman aus dem zweiten Königsbuch gehört ihr an.

In der vergangenen Woche konnten wir den Tag der Deutschen Einheit feiern. In der Zeit davor stürmten Tausende die Kirchen. Gott hat geholfen. Ohne Krieg durfte zusammenwachsen, was zusammengehört. Heute sind die Kirchen leer. Nur wenige danken. Vor 75 Jahren war Krieg überall. Fast in jeder Familie gab es einen oder mehrere Tote. Die Kirchen waren voll mit der Not aller Menschen. Jetzt geht uns gut. Die Kirchen sind leer, der Glaube schwindet. 

Gewiss, der Dank wird nicht nur in Kirchen abgegolten, sondern wie an Damian, Franz und Aloisius erkannt werden kann, auch in tätiger Liebe. Wir haben Ärzte ohne Grenzen, Rettungsdienste zu Wasser und zu Land, wir haben Hilfsbereitschaft für Menschen in Not, das ist gewiss tätiges Gebet, dankendes Tun. Gleichzeitig überschwemmt uns aber die Brutalität eines rücksichtslosen Genusses und einer Selbstverwirklichung auf Kosten anderer. 

Laufen wir dem Herrn entgegen, dass er uns heilt vom Aussatz der Selbstgenügsamkeit und Ignoranz! Er möge uns die Gesundheit schenken, uns liebend hinein zu wagen in die tätige Hilfe wie Damian, liebend verzichten zu lernen wie Franz von Assisi, uns liebend wie Aloisius einer Ordnung zu unterwerfen, die dem Leben dient.

Alois Loeßl, Kirchenzeitung Nr. 41 vom 13. Oktober 2019


28. Sonntag im Jahreskreis

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