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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

12.08.2016

Vom Feuer des Glaubens

Das Evangelium des 20. Sonntags im Jahreskreis hört sich nicht sehr freundlich an. Jesus spricht in einem strengen, fordernden Ton. Das sind wir gar nicht so gewohnt. Denn gegenwärtig ist es zumindest von der kirchlichen Seite her eher umgekehrt. Mit einem freundlich nachsichtigen Ton begegnet man uns Gläubigen, strenge Forderungen bleiben meist aus. Man fürchtet um den Verlust von Mitgliedern und will sich nicht unbeliebt machen. Da hat sich im Vergleich zu den Generationen vor uns sehr viel verändert.

Die historisch-kritische Wissenschaft zum Neuen Testament stuft die Worte Jesu als authentische Rede ein. Der historische Jesus ist jemand, der mit seinem Denken und Reden oft unbequem und kantig erscheint. So auch hier. Wir dürfen also davon ausgehen, dass diese Worte tatsächlich so von Jesus geäußert wurden und vielleicht ob ihrer Schärfe und Eindringlichkeit den Zuhörenden wörtlich im Ohr blieben zum Weitersagen.

Was aber können diese Worte bedeuten? Jesus fordert zur Entscheidung heraus. Wer sich ihm und seiner Botschaft anschließt, der wird nicht unbedingt Zustimmung erfahren. Ganz im Gegenteil. Eine Entscheidung für die christliche Botschaft führt vielfach zu Auseinandersetzungen und Streitigkeiten sogar in der eigenen Familie. Das ist für die Zeit der frühen Kirche nach Jesu Tod und Auferstehung nachvollziehbar, denn viele Mitglieder der ersten Gemeinden kamen aus jüdischen Familien. Ihre Nachfolge Christi schien den Zeitgenossen wie ein Verrat, wie eine Zustimmung zu einer äußerst zweifelhaften Sekte.

Und heute? Wer sich heute mit voller Überzeugung der christlichen Botschaft anschließt, sich taufen lässt und sich in einer der beiden großen Kirchen engagiert, der wird vermutlich weniger auf Auseinandersetzungen und Streitigkeiten stoßen, als vielmehr auf Gleichgültigkeit. Doch auch diese Form der Reaktion von Außenstehenden oder Familienmitgliedern auf ein entschieden christliches Leben kann sehr wehtun.

Unverständnis oder Gleichgültigkeit scheinen zunächst nicht so aggressiv wie Auseinandersetzungen oder Streitigkeiten. Das scheint aber nur so. Wenn andere sich aufregen darüber, dass jemand sich für Christus entscheidet, sind sie zumindest innerlich engagiert oder ahnen, dass es hier um etwas Wichtiges geht. Wenn sich aber andere nicht aufregen oder ärgern, wenn sie völlig gleichgültig reagieren auf ein christlich-kirchlich motiviertes Engagement, signalisieren sie, dass hier kein Interesse nötig ist. Ein solches Desinteresse schmerzt mehr als Kritik.

In der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden, das ist ein kleiner Tod. Und vielleicht sind gerade heute, hier und jetzt, unser ganzer Einsatz und unsere klare und deutliche Entscheidung gefragt. In einer Zeit, in der gesellschaftlich ein christlich-kirchliches Leben eher belächelt oder gar nicht zur Kenntnis genommen wird, geht es für uns darum, das Feuer der Taufe neu zu glauben. Dafür brauchen wir einen Glauben, der durchhält, wenn unsere Mitwelt uns bekämpft oder wenn man uns gleichgültig begegnet. Für einen solchen Glauben müssen wir uns entscheiden, einen Glauben, der allein das Feuer im Blick hat.

Dr. Bettina-Sophia Karwath, Kirchenzeitung vom 14. August 2016

Dr. Bettina-Sophia Karwath wurde 1966 in Nürnberg geboren.  Sie studierte in Bamberg, Rom und Würzburg Theologie, Philosophie und Psychologie und promovierte sich mit einer Arbeit über Simone Weil. Sie war Lehrbeauftragte an der Uni Würzburg, Religionslehrerin und kennt die katholische Verbandsarbeit durch ihre Tätigkeit beim kfd. Bevor sie in diesem Jahr Theologische Referentin im diözesanen Tagungshaus Schloss Hirschberg wurde, war sie acht Jahre lang wissenschaftliche Mitarbeiterin am "Lehrhaus für Psychologie und Spiritualität" in Marktheidenfeld.

Lesungen zum 20. Sonntag im Jahreskreis am 14. August 2016

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