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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

24.11.2017

Wohin die Kompassnadel meines Lebens zeigen sollte

Die Gerichtsrede Jesu im Evangelium gleicht einer Kompassnadel. An ihr kann ich mein Christsein überprüfen. Im Mittelpunkt steht ein Tugendkatalog. An ihm soll ich mich im Umgang mit anderen Menschen orientieren. „Seid barmherzig wie es euer Vater ist“ (Lk 6, 36) –  so lautet eine zentrale Forderung Jesu. Der Evangelist Matthäus beschreibt die Werke, auf die ich als Christ Wert legen soll. Denn Christus – der in der Gerichtsrede auftretende König – wird einmal kommen und Rechenschaft von mir verlangen, ob mein Herz offen war für  Menschen in seelischer oder leiblicher Not.

Die von Jesus geforderten Werke der Barmherzigkeit sind ein Aufruf zur Solidarität  mit Menschen, deren Leben in Gefahr ist. Er meint damit nicht nur solche, denen in  materieller Hinsicht das Nötigste fehlt, sondern auch solche, die an anderen Formen von  Armut leiden wie kultureller Armut, Beziehungsarmut oder geistiger Armut. Darum empfiehlt es sich, auch die sogenannten geistigen Werke der Barmherzigkeit mit in den Blick zu nehmen. Christus erwartet von mir auch ein Engagement, wo es gilt „Unwissende zu lehren, Zweiflern zu raten, Trauernde zu trösten, Sünder zurechtzuweisen, jenen, die Leid zufügen, zu verzeihen, Lästige zu ertragen und für alle zu beten“.

Es erweist sich als heilsam für viele und für mich selbst, an diesen Werken der Barmherzigkeit mein Christsein zu überprüfen.  Welche kann ich bei einer Gewissenserforschung aufweisen und welche nicht? Wo müsste ich  vielleicht aktiv werden, damit die Kompassnadel meines Lebens wieder in die richtige Richtung zeigt? In so manchen Menschen meiner Umgebung schaut mich Christus Hilfe suchend an. Reagiere ich da entsprechend?

In der Gerichtsrede verurteilt Jesus nicht  Menschen, die gemordet, gestohlen, die Ehe  gebrochen oder andere betrogen haben. Er klagt  vielmehr die Unterlassung des Guten an und wünscht sich eine Überwindung der Selbstbezogenheit, der Gleichgültigkeit und der Herzens- härte. 

Nehme ich mein Christsein ernst, habe ich  eigentlich in der Begegnung mit Armen,  Schwachen, Kranken und Ausgegrenzten mir Jesu Wort auf die Tafel meines Herzens geschrieben: „Was ihr für einen meiner geringsten  Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“?  Alle Schritte in diese Richtung nehmen mir nichts. Sie bereichern und erfüllen mich vielmehr.  Das bestätigt auch der heilige Franz von Assisi, dessen Herz besonders für die Armen schlug. Er erkannte: „Glücklich der Mensch, der seinen Nächsten trägt in seiner ganzen Gebrechlichkeit, wie er sich wünscht, von jenem getragen zu werden in seiner eigenen Schwäche.“

 

Alois Ehrl, Domkapitular em., Kirchenzeitung Nr. 48 vom 26.11.2017

Alois Ehrl, geboren 1945 in Hammern bei Budweis, wurde 1972 zum Priester geweiht. Er war Kaplan in Wassertrüdingen, Nürnberg und Wemding. 1983 wurde er Pfarrer in der Nünberger Pfarrei Maria am Hauch, 1998 übernahm er schließlich die Leitung der Pfarrei St. Sebald in Schwabach. 2011 wurde Ehrl Dekan des neu konstituierten Dekanats Roth-Schwabach. Seit 1997 war er außerdem Eichstätter Domkapitular. Als stellvertretender Vorsitzender der Ökumene-Kommission des Bistums Eichstätt vertrat er das Bistum auch in der AcK. Seit August ist Ehrl im Ruhestand.

Lesungen zum Christkönigsfest, 34. Sonntag im Jahreskreis

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