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11.10.2019

Am Anfang ist eine Sehnsucht Was ist Geistliche Begleitung? Wer bietet sie an? Wer kann sie in Anspruch nehmen?

Foto: Heberling

Dieser neu eingerichtete Raum in Eichstätt steht für Gespräche im Rahmen der Geistlichen Begleitung bereit. In Pleinfeld und Nürnberg gibt es ebenfalls einen solchen geschützten Ort. Foto: Heberling

Wenn wieder mal einer behauptet, die Kirche denke in Jahrhunderten, und damit den ausbleibenden Fortschritt im Speziellen oder Großen und Ganzen bemänteln will, dann können Pfarrer Dr. Michael Kleinert und Pastoralreferentin Christina Noe vom Exerzitienreferat der Diözese mühelos das Gegenteil beweisen. Zumindest für einen Bereich, für den sie in ihrem Referat die Fachaufsicht haben: der Bereich der Geistlichen Begleitung. Denn eigentlich war das Ergebnis einer Seelsorgestudie, die von 2012-14 in 22 der 27 deutschen Diözesen durchgeführt wurde, der Auslöser für eine überraschend forcierte Entwicklung – auch in Eichstätt.

Alarmierende Tatsachen

Besagte Studie nahm besonders die Anforderungen und Belastungen in den Fokus und wie diese sich bei den Seelsorgenden und in ihren Tätigkeitsfeldern gegenseitig beeinflussen. Die Befragungen zur Arbeits- und Lebenszufriedenheit, zu Beziehungsfähigkeit und psychischer und physischer Gesundheit brachten teilweise alarmierende Tatsachen ans Licht, von Angst, Burnout oder geistlicher Trockenheit war da oft die Rede. Dagegen zeigte sich aber auch: Wo es für die Seelsorgenden Exerzitienangebote und Geistliche Begleitung gab, da war das Personal zufriedener, gesünder und erfolgreicher. Was über 55 Prozent der Befragten am meisten trage, so die Studie, sei das persönliche Gebet.

Nun ist geistliche Entwicklung ein fester Baustein im beruflichen Leben eines Seelsorgers, erklärt Kleinert und jeder ist gehalten, hier entsprechende Angebote der Weiterbildung oder Supervision wahrzunehmen. Allein, so manchem waren die Möglichkeiten nicht bekannt, die es bereits gab, und tatsächlich offensiv beworben wurden die Angebote auch nicht gerade. Und dann gab es auch noch Skeptiker, die das Ganze für eine entbehrliche Spielart der Fortbildung hielten. 

Angebot für alle

„Eigentlich ist es doch was ganz Altes und Bewährtes“, wie die beiden Exerzitienspezialisten Kleinert und Noe immer wieder bei ihrer Arbeit erleben: „Wir machen eine Erfahrung mit Gott, oder aber die, dass er uns abwesend erscheint und wir wollen darüber sprechen, uns vermitteln, austauschen.“ Hier kommen die professionell ausgebildeten Experten der Geistlichen Begleitung ins Spiel – im Bistum gibt es derzeit insgesamt 13 qualifizierte Kräfte – und bieten regelmäßige, vertrauliche Gespräche im geschützten Raum an.

Aber nicht nur Hauptamtliche können diesen Dienst nutzen, sondern „auch Christinnen und Christen, die in ihre Gottesbeziehung investieren wollen“. Manchmal sei da bloß die Suche nach Entscheidungshilfe in konkreten Fragen, oder die Sehnsucht nach etwas mehr Zeit für sich selbst, manchmal aber auch der Wunsch nach Begleitung auf der Suche nach Letztgültigem oder einem „besseren Leben“. 

Kronzeuge Papst

Wer als Hauptamtlicher an einer Ausbildung zum Geistlichen Begleiter interessiert ist, kann, das Plazet seines unmittelbaren Dienstvorgesetzten vorausgesetzt, auf ein Stundenkontingent zurückgreifen, das durch den Arbeitgeber, das Bistum, ausgewiesen wird. Nach der Ausbildung „geht die Formung weiter“, wie Kleinert es umschreibt, mit Fortbildungen, einem Studientag jährlich und Supervision: „Der Begleiter soll selbst in Begleitung sein“. Kleinert wirbt begeistert um neue Kolleginnen und Kollegen, die den Dienst der Geistlichen Begleitung übernehmen wollen und führt sogar Papst Franziskus als Kronzeugen an, der in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ schreibt: „Mehr denn je brauchen wir Männer und Frauen, die aus ihrer Erfahrung als Begleiter die Vorgehensweise kennen, die sich durch Klugheit auszeichnet sowie durch die Fähigkeit zum Verstehen, durch die Kunst des Wartens sowie durch die Fügsamkeit dem Geist gegenüber.“

Michael Heberling

Der Bereich „Geistliche Begleitung“ ist im Exerzitienreferat der Diözese angesiedelt: Luitpoldstraße 6, 85072 Eichstätt, Tel. 08421/50604, E-Mail: exerzitien@bistumeichstaett.de, im Internet: www.bistum-eichstaett.de/exerzitien.

Über den kirchlichen Dienst der Geistlichen Begleitung informiert auch ein Heft aus der Schriftenreihe der deutschen Bischöfe, das deren Pastoralkommission 2014 vorgelegt hat: www.dbk.de. 

Weitere Info auch unter www.geistliche-begleitung.eu

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