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15.10.2017

Unvergessliche Einblicke und Eindrücke

Bistum bietet beim Maus-Türöffnertag vier Stationen an / Ikonenmalen, Kerzenbasteln und mehr

Genau, im Osten geht die Sonne auf.“ Ganz gespannt und neugierig hängen 20 Kinder dem Spiritual des Collegium Orientale (COr), Ivan Kachala, an den Lippen. Kein Wunder, denn sie dürfen gerade etwas erleben, was bisher nur wenigen Erwachsenen vorbehalten war. Möglich macht das der Maus-Türöffnertag, an dem sich heuer erstmals das Bistum Eichstätt beteiligte (siehe Beitrag S. 5).

Die Kinder sitzen eng beieinander, Körper an Körper, im Schneidersitz, in der im byzantinischen Stil ausgemalten Hauskapelle des COr in Eichstätt. Umgeben sind sie von unzähligen Bildern von Heiligen. Die Atmosphäre ist beeindruckend und ergreifend zugleich. Die Ikonen und der gesamte Raum üben eine unheimlich starke Faszination aus. „Was machst du mit einem Bild von Menschen, die du lieb hast“, fragt der Spiritual in die Runde. „Ich hänge es in meinem Zimmer an die Wand“, meint die neun-jährige Klara. „Genau, du hängst es an die Wand und genauso ist es mit den Ikonen. Man verehrt und liebt die Person, die auf dem Bild dargestellt ist. Deshalb ist es auch üblich, die Ikone zu küssen.“ Später werden die Kinder selbst eine Ikone malen. Oder heißt es korrekterweise: schreiben? Dass sich darüber die Gelehrten streiten, interessiert die Kinder wenig. Viel wichtiger sind die prächtigen und bedeutungsvollen Farben, die die Ikonen auszeichnen. „Die rote Purpurfarbe steht für Göttlichkeit, während die grüne Farbe für die menschliche Natur steht“, legt der Spiritual die Farbdeutung aus.

Geduldig, behutsam und mit viel Empathie geht Kachala auf die Fragen der Kinder ein, erklärt wie es zur Gründung und ökumenischen Ausrichtung des CollegiumOrientale kam, bringt den jungen Besuchern die Ausführung und Bedeutung des Kreuzzeichens im orthodoxen Glauben näher. Es ist einfach ungemein spannend und aufregend, was die Kinder da erleben. Dann öffnet er noch die Schatzkammer und holt ein Kästchen hervor. „Wollt ihr sehen, was da drin ist?“ Selbstverständlich sind alle gespannt und Kachala öffnet langsam die geheimnisvolle Schatztruhe. Sofort wird er umgeben von einer Traube staunender Kinder. Dann geht es endlich ans Malen. Magdalena (7), Hanna (9), Theresa (7), Darja (12) und Justina (5) machen sich gleich ans Werk. Elisabeth Rieder, Ikonographin aus Beilngries, leitet die Kinder an und hat ein Brettchen mit einer vorgezeichneten Ikone vorbereitet. Exakt und gedankenversunken malen die Kinder das Motiv aus. „Es sind gesegnete Bilder“, meint Theresa. „Blau bedeutet, dass Maria ein ganz normaler Mensch war und die rote Farbe, dass sie heilig geworden ist“, fügt Hannah an. „Ich werde meinen Papa fragen, ob er mir einen Nagel in die Wand schlagen kann und dann hänge ich die Ikone in meinem Zimmer auf.“ Justina ist einfach nur stolz, dass sie das Werk vollendet hat und hat noch keine Pläne.

Kurz durch die Klausur

Szenenwechsel ins Kloster St. Walburg. Die Schwestern haben ihre Kerzenwerkstatt geöffnet und erklären, zu welchen Anlässen, wie und warum Kerzen verziert werden. Friederike (5) hat schon die erste Kerze, die sie ihrer Mama schenken will, mit Hilfe von Schwester Leodegaria Murr fertig gestellt. Am Maus-Türöffnertag dürfen die Kinder sogar durch die Klausur gehen, ein Bereich, den man sonst nie betreten darf. „Das werden mir Papa und Mama gar nicht glauben, dass ich da drin war“, meint Severin.

Die Kinder können zusehen und natürlich selbst eine Maus-Kerze basteln. „Das geht ja viel schneller als vermutet“, meint Schwester Caritas Dirr, die die Einzelteile schon vorgeschnitten hat. Für sie wie auch für Schwester Martina Braga war es beeindruckend zu sehen, wie die kleinen Nachwuchsbastler nach kurzer Einarbeitungszeit immer kreativere Ideen entwickelten, um die Kerzen nach allen Regeln der Kunst zu verschönern. Sie selbst war als Kind auch immer am Sonntagvormittag vor dem Fernseher gesessen und schaute die Sendung mit der Maus. „Von daher war es kein Thema, dass wir uns an der Aktion auch beteiligen“, meint sie und ist voll des Lobes: „Einfach genial!“ Benjamin, ein sehr aufgeweckter Junge ist extra aus München mit seinem Papa zum Maus-Türöffnertag gekommen. Nachmittags will er noch ins Diözesanmuseum schauen. „Da stand, dass man da einen Kelch  in die Hand nehmen darf und das will ich unbedingt mal machen.“ Für seine Mama hat er eine Kerze mit vierblättrigen Kleeblättern und Marienkäfern gebastelt. Maya, die eine Kerze mit vielen Herzformen gebastelt hat, denkt schon voraus, denn ihr Exponat soll als Geschenk dienen: „Die Kerze wird die Mama zu Weihnachten erhalten.“

Panzertür im Depot

Im Diözesanmuseum geht zum Maus-Türöffnertag die schwer gesicherte Panzertür des Depots auf. Rund 100 Exponate sind hier gelagert. Kunsthistorikerin Dr. Claudia Grund zeigt alte Gemälde, Figuren sowie Reliquien. „Die Kinder sind die Generation der Kunstinteressierten von morgen. Wenn man sie begeistern kann, dann kann man auch einen Zugang zu den Eltern schaffen. Die Absicht ist es, Kirche in jeder Beziehung zu öffnen und dazu gehört auch das Öffnen unserer verborgenen Schätze.“

Technisch wird es im Schulzentrum Rebdorf. Klimamanager Diakon Bernd Grünauer und Architekt Werner Hausmann vom Diözesanbauamt bieten gleich drei Führungen durchs Wasserkraftwerk bei der Altmühl und zum Hackschnitzelheizwerk an. Mit kleinen Modellen erklären sie, wie hier Energie gewonnen wird. Zurück im COr: Kachala holt die Kinder zusammen und mit den fertigen Ikonen geht es zurück in die Hauskapelle, wo bereits die Einführung stattfand. Jetzt kommt der wichtigste Akt, denn es folgt die Segnung der Kinderikonen. Dazu stellt der Spiritual die Kinder nebeneinander auf, schwenkt Weihrauch und spricht und singt das Segensgebet, das sich in dem feierlichen Akt mit den byzantinischen Antwortpsalmen und Hymnen des Chores des COr abwechselt. Die Resonanz ist überwältigend gut. „Das war sehr offen. Die Initiatoren haben sich sehr auf die Kinder eingestellt“, lobt ChristelBlücher-Pfeifer. „Durch die Kinder wachsen die Eltern wieder in den Glauben hinein, denn sie nehmen eine große Botschaft mit nach Hause“ sagt Elisabeth Rieder. Sie hat beim Maus-Türöffnertag festgestellt, dass auch die Erwartungen der Eltern übertroffen wurden. Edgar Mayer/af

WDR ist beeindruckt

Dass sich am Maus-Türöffnertag heuer das Bistum Eichstätt beteiligte, liegt an einem Maus-Fan in der Stabsstelle Medien- und Öffentlichkeitsarbeit: Redakteur Norbert Staudt hat mit seiner Familie schon mehrfach Veranstaltungen dieser Reihe besucht. So warf er einen Blickin die Sternwarte der Münchner Universität, stieg mit der Maus in den Bürgerspital-Weinkeller in Würzburg hinab oder fuhr auf einer Museumseisenbahn im Schwäbischen mit. Eigentlich hätte die Kirche doch auch Sehenswertes zu bieten, fand der Vater von drei Kindern.

So entstand ein Programm, das zur Prüfung beim WDRMaus-Team eingereicht wurde. Die Redakteurin, die bei Staudt zurückrief, habe besonders das Collegium Orientale spannend gefunden, erzählt er: „Da konnte sie sich gar nichts drunter vorstellen und wäre am liebsten selbst vorbeigekommen.“

Das Leben im Blick

Generell kamen die Vorschläge aus Eichstätt gut bei den Machern der Maus an, wie die KiZ auf Anfrage erfuhr. Die vier Türen, die sich in Eichstätt öffneten, spiegelten die ganze Vielfalt dieses Angebots wider, erklärte ein Sprecher des WDR. „Es ist wirklich beeindruckend, was die Maus-Community insgesamt auf die Beine stellt. Wir in der Redaktion wissen das sehr zu schätzen.“

An den Türöffner-Tagen sind bundesweit Einrichtungen beteiligt, die Kinder mit ganz existenziellen Fragen konfrontieren, darunter ein Bestatter, ein Trauerhaus, eine Geburtsklinik und ein DNA-Labor. Dahinter steckt die Überlegung, dass sich Kinder sprichwörtlich „für fast alles“ interessierten, heißt es von Seiten der Veranstalter. „Auch dafür, wie Leben entsteht und was passiert, wenn wir sterben.“ Nicht nur beim Türöffnertag, sondern auch in der sonntäglichen Sendung mit der Maus kämen diese Themen zur Sprache. Das bedürfe Fingerspitzengefühls, wobei „viele Kinder oft unbefangener mit Themen umgehen, mit denen wir Erwachsene uns auch mal schwer tun“.

Auch das Kirchenjahr spielt in den Planungen der Maus-Macher eine Rolle: „Jahreszeiten, Feiertage – nicht nur christliche – und Traditionen stellen für Kinder wichtige Fixpunkte dar“, sagt der WDR-Sprecher. „Für uns Fernsehmacher können sie auch Anlass sein, interessante Geschichten zu erzählen und zu zeigen, welche Ursprünge sie haben – und warum wir sie feiern.“

Zum siebten Mal fand der Türöffnertag statt. Mehr als 750 Einrichtungen beteiligten sich bundesweit, von der Kuscheltierklinik bis zur Käserei. Auf dem Gebiet des Bistums Eichstätt waren unter anderem mit dabei das Bürstenmuseum in Bechhofen, das Natursteinwerk Titting-Petersbuch, die Feuerwehr Burgthann oder die Sternwarte Neumarkt. Die Veranstalter zählten mehr als 70.000 Teilnehmer in Deutschland, Österreich und der Schweiz. gg

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