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26.09.2018

Verehrung wachhalten und neu beleben

Foto: pf

Walberberger Walburgareliquien: Die Silberbüste (l.) wurde 1781, die Monstranz (r.) mit der Hirnschale 1713 und die mit dem sogenannten Finger 1773 gefertigt. Foto: pf

Am 14. Oktober wird in Walberberg ein Netzwerk der Walburga-Verehrung gegründet.

Schon das ganze Jahr 2018 feiert Walberberg, das im sogenannten Vorgebirge zwischen Bonn und Köln liegt und heute ein Stadtteil von Bornheim im Rhein-Sieg-Kreis ist, seinen 900. Namenstag.

Denn in den Annalen der Abtei Klosterrath, heute Rolduc in den Niederlanden, für das Jahr 1118 taucht bei einer Schenkung erstmals die Bezeichnung „Mons Sanctae Walburgis“ (= Berg der Heiligen Walburga) für Walberberg auf. Die Jubiläumswoche vom 27. April bis 6. Mai mit dem Pontifikalamt zum Walburgafest am 6. Mai mit dem Kölner Weihbischof Ansgar Puff als Hauptzelebranten und der anschließenden Reliquienprozession war erster Höhepunkt des Jubiläumsjahrs.

Das Treffen
Das vom 12.-14. Oktober stattfindende Symposium „Heilige Walburga – Nicht tote Knochen verehren wir, sondern dem lebendigen Beispiel folgen wir!“ wird nicht nur zweiter Höhepunkt des Festjahrs sein, sondern zugleich Start des Netzwerks der Walburga-Pfarreien oder Pfarreien, die eine der Eichstätter Diözesanheiligen geweihte Kapelle haben. Sich dem Netzwerk anzuschließen und mitzumachen, sind aber auch Schulen, Kindergärten, Kindertagesstätten, Krankenhäuser, Altenheime und andere Einrichtungen eingeladen, die einen Bezug zu Walburga haben oder ihren Namen tragen.

Durch die Konferenz möchte die Walburga-Pfarrgemeinde die Gelegenheit bieten, dass sich die an der heiligen Angelsächsin Interessierten gegenseitig kennenlernen, sich austauschen, ob und wie sie in ihrer Gemeinde oder Einrichtung das Andenken der gemeinsamen Patronin nicht nur pflegen, sondern auch ihren im 21. Jahrhundert gelebten Glauben an ihr ausrichten können.

Bislang haben sich zum Symposium rund 80 Teilnehmer angemeldet. Dabei sind der Förderkreis Kloster Heidenheim, die katholische Gemeinde St. Walburga in Heidenheim, die Walburga-Pfarreien aus Wormbach und Meschede im Sauerland, Gelsdorf in Rheinland-Pfalz und Amby bei Maastricht in den Niederlanden sowie Einzelpersonen aus dem Köln-Bonner Raum. Sollte noch Jemand Interesse an dem Symposium oder dem Treffen haben, so kann er sich noch bis zum 8. Oktober bei Hans Dieter Wirtz, Margaretenstr. 16, 53332 Bornheim (Walberberg), per E-Mail an MonsSanctaeWalburgis@gmx.de, Tel. 02227/81359 oder im Walberberger Pfarramt, Walburgisstr. 26, 53332 Bornheim, Tel. 02227/3337 anmelden.

Das Netzwerk
Am Sonntag, 14. Oktober, soll nach dem Gottesdienst das Netzwerk, das Mutter Franziska, die Äbtissin der Abtei St. Walburg in Eichstätt und Hüterin der Grablege der heiligen Walburga unterstützt, als ein lockerer Verbund von Walburga-Pfarreien gegründet werden. Das Netzwerk soll auch ein Stück weit den missionarischen Gedanken der heiligen Walburga wachhalten und in seinen Aktionen betonen.

Diese Idee wurde von der Pfarrei Walberberg zusammen mit dem vor vier Jahren gegründeten Freundeskreis des Klosters Heidenheim, dem Wirkungsort der Heiligen, aufgegriffen und zur gemeinsamen Aufgabe gemacht. Ziel dieser Vernetzung ist es, über die heilige Äbtissin und Eichstätter Diözesanheilige eine gemeinsame kulturelle Identität zu begründen und aktiv zu pflegen, sei es in Form von Begegnungsreisen, gemeinsamen Festen der Ökumene oder auch wissenschaftlicher Arbeit. Grenzüberschreitung soll dabei nicht nur in Bezug auf Länder-, sondern auch Konfessionsgrenzen zum Ausdruck kommen, wobei eine besondere Pointe im Einbezug der anglikanischen Konfession, neben der katholischen und evangelischen, liegt. Als weitere Ziele sind die Pflege der Walburga-Verehrung beziehungsweise des Walburga-Andenkens im persönlichen Gebet und in der Liturgie der Pfarrgemeinde, die Sammlung von Texten und Liedern zur Walburga-Verehrung im Blick. Auch die Herausgabe dieser Sammlung ist bereits angedacht. Des Weiteren ist an die Durchführung oder die Aufnahme von Wallfahrten an besondere Walburga-Orte, wie Tauberbischofsheim, Heidenheim, Eichstätt und Monheim, sowie Besuche anderer Walburga-Gemeinden gedacht.

Pilger- und Erlebnisweg

Eine weitere Aufgabe des Netzwerks könnte auch die Organisation eines geistlichen Einkehrtages oder die Unterstützung eines „Missionsprojekts“ in Deutschland oder Osteuropa im Sinne Walburgas sein. Auch könnte das Netzwerk eine zentrale Dokumentation aufbauen, in der Fotos, Bücher, Kirchenführer und spezielles Schrifttum zur heiligen Walburga zusammengetragen werden.

Aber nicht nur im religiösen, wissenschaftlichen Bereich könnte das Netzwerk tätig werden. Vielmehr könnte es auch künstlerische, musikalische oder andere kulturelle Projekte auf den Weg bringen, um das Andenken der heiligen Walburga zu pflegen oder einen historischen Bezug zur Heiligen herzustellen. So ist von der Pfarrei Walberberg im August 2019 eine Fahrt in die Heimat der Heiligen nach Südengland auf den Spuren Walburgas geplant. Anfang August 2020 soll eine Sternwallfahrt der Walburga-Gemeinden aus West- und Norddeutschland nach Eichstätt stattfinden. Erste Vorbereitungen dazu sind bereits getroffen.

Die Freunde des Klosters Heidenheim wollen am Kloster ein neuen Walburga-Pilger- und Erlebnisweg errichten. Zwölf rund um das Kloster künstlerisch ausgestaltete Stationen werden symbolhaft Leben und Wirken der Heidenheimer Äbtissin vermitteln, eine der bedeutendsten Volksheiligen Europas. Ansetzend an den Lebenserfahrungen Walburgas will der Weg ermuntern, den Blick auf das eigene Leben lenken und schärfen. Er will anregen, Fragen zu stellen, und will somit Inspirationsquelle für eigenes, neues Leben sein. Zugleich soll die hl. Walburga als ursprüngliche Identifikationsfigur Heidenheims wieder in das öffentliche Bewusstsein gerückt und damit die Bekanntheit des Klosters Heidenheim erhöht werden.

Der „Walburgaweg“, so erklärt der Geschäftsführer der Klosterbetriebe Heidenheim und Mitgründer der Freunde des Klosters, Reinhold Seefried, bildet einen Ausgangspunkt für das internationale Walburga-Netzwerk. Ziel ist es, den „Walburgaweg“ gewissermaßen zu „internationalisieren“ und damit die europäische Heilige Walburga in Verbindung mit den Europa-Gedanken zu rücken. Zunächst werden Ortschaften im sogenannten „Walburgaland“ einbezogen. Schloss Spielberg am Hahnenkamm mit seiner Fülle an Walburga-Plastiken des Künstlers Ernst Steinacker bildet dabei gewissermaßen das Tor zum „Walburgaland“.

Weitere Kernzentren im Umland sind Eichstätt, Monheim und Wemding, sodann Tauberbischofsheim, Walberberg oder Scheer – schließlich Wimborne in England, St. Walbourg im Elsaß oder St. Walburg im Ultental in Südtirol.

Walberberg erhielt vor über 900 Jahren seinen Namen, nachdem der bereits 962 genannte Ort Berch zur Zeit des Erzbischofs Anno II. um das Jahr 1069 Reliquien der heiligen Walburga aus Eichstätt erhielt. Diese Reliquien, die hintere Hälfte der Hirnschale, der Reisestab der Heilgen und der sogenannte Finger der heiligen Walburga, werden seitdem von Gläubigen der Pfarrei und des näheren wie weiteren Umlandes verehrt. Früher küsste man die an Walburgafesten gezeigten Reliquien als Zeichen der Verehrung, heute verneigt man sich vor ihnen.

Reliquiengeschenk
Ende des 19. Jahrhunderts schenkte die Pfarrei eines der sechs Stücke des Reisestabs der heiligen Walburga dem Kloster St. Walburg, das dafür das 1513 angefertigte, silberne Armreliquiar – heute im sogenannten Fürstenzimmer im oberen Stock des Abteigebäudes – umarbeiten ließ, um die Glasampulle mit dem Stück des Reisestabes befestigen zu können. Einen Teil der Hirnschale gab Walberberg 1944 für die Walburgakirche in Leubsdorf am Rhein ab.

Klaus Kreitmeir, Kirchenzeitung Nr. 39 vom 30. September 2018

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