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31.05.2023

„Viel weiter, als anderswo“

Sie sei „traumhaft gelegen“, und wenn er dort Gottesdienst feiere, sei die Kirche immer voll, „weil sich viele dem Dorf verbunden fühlen“, erzählt Pfarrer Johannes Arweck der KiZ. 1323 wird die Kirche in Frankenhof (Dekanat Habsberg) erstmals schriftlich erwähnt, vermutlich ist sie aber schon älter. Frankenhof könnte ein Rittergut gewesen sein, und die Kirche war ursprünglich Schlosskapelle, heißt es in einer Chronik. In den Jahren 1733-35 erfolgten Umbau und Neueinrichtung, kurz danach wechselte auch das Patrozinium von den 14 Nothelfern zur heiligen Margareta. Gleich zwei Darstellungen von ihr mit einem Drachen finden sich im Inneren.

Neuer Förderverein

Pünktlich zum 700-jährigen Geburtstag der kleinen Kirche ist sie zur Simultankirche des Jahres 2023 gekürt worden (die KiZ berichtete). Das Jubiläum soll heuer groß gefeiert werden, es hat sich eigens ein Förderverein gegründet. Das erste Treffen fand im kleinen Kreis in einem Privathaus in Frankenhof statt, beim zweiten Mal ging es in ein Gasthaus im Nachbarort Aichazandt, mehr als 40 Frauen und Männer kamen. Frankenhof selbst zählt in fünf Häusern 21 Bewohnerinnen und Bewohner. Eine davon: Pia Huber. Ihre Eltern Barbara und Johann Lang sind Mesner, wohnen direkt gegenüber von St. Margareta. Huber hat in dem Kirchlein als Ministrantin katholische Gottesdienste mitgefeiert und ist jetzt federführend im neuen Förderverein aktiv, sitzt im Festausschuss, der die Feiern am 9. und 10. September vorbereitet. Geplant sind eine Kirchenführung, eine ökumenische Andacht und ein ökumenischer Gottesdienst am Sonntag. Die Samstags-Andacht soll den Abschluss einer Fahrrad-Sternwallfahrt bilden, schließlich liegt Frankenhof an den Routen 1 und 4 des Simultankirchenradwegs.

Arweck hat drei Kirchen in seiner Pfarrei, die alle Simultankirchen sind: die Pfarrkirche St. Vitus in Illschwang, St. Magdalena in Götzendorf und eben St. Margareta. „Wir sind hier ökumenisch gesehen viel weiter als anderswo“, erklärt er. Es gebe keinen Streit, alles laufe „sehr harmonisch ab“, die Kosten für Kerzen, Strom oder anderes werden mit der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Illschwang geteilt. In Illschwang „sind die evangelische und die katholische Amtskirche in etwa paritätisch vertreten“, heißt es auf der Homepage der (politischen) Gemeinde dazu. Seit 370 Jahren besteht das Simultaneum, nutzen beide Konfessionen die Kirche in Frankenhof. So friedlich wie heute scheint es in früheren Jahren nicht zugegangen zu sein. Es wird von mehreren Prozessen berichtet, die klären sollten, welcher Art das Simultaneum überhaupt sei, also ob die Kirche Eigentum beider Konfessionen sei, oder aber ob sie der katholischen Kirche gehöre und die evangelische Gemeinde sie mitbenutzen dürfe. 1833, 1837 und 1847 fielen alle Urteile zugunsten der katholischen Kirche aus, die Besitzerin des Gotteshauses sei. 1933 und 1937 folgten weitere Prozesse mit ähnlichem Ausgang. Erst das Reichsgericht in Leipzig als letzte Instanz entschied am 28. Februar 1938: Die Kirchen in Illschwang und Frankenhof gehören beiden Konfessionen zu gleichen Teilen. Und so nutzen auch beide heute das Kirchlein für gelegentliche Gottesdienste. Zur Kirchweih, am zweiten Weihnachtsfeiertag oder am Pfingstmontag sind die Katholiken vor Ort. Pfarrer Thomas Schertel von der evangelischen Gemeinde versucht einmal monatlich Sonntagsgottesdienste in Frankenhof zu feiern und ist ebenfalls an Weihnachten dort. Die Kirche sei sehr beliebt für Taufen und Hochzeiten, verrät er noch.

Arweck braucht gut 20 Minuten mit dem Auto von seinem Pfarrsitz in Ursensollen bis nach Frankenhof. In Sachen „Belegung“ spreche er sich unkompliziert mit seinem Kollegen ab, sagt er. Wichtig sei nur, dass alles in den Kalender eingetragen werde.

Dass die Kirche in Frankenhof noch heute existiert und nicht der Säkularisation zum Opfer fiel, verdankt sie wohl dem letzten Illschwanger Propst Edmund Dorfner. Er argumentierte, dass bei einem Verkauf „kein großer Gewinn zu erwarten sei“, und außerdem könne die Kirche in Frankenhof noch nützlich sein, falls die Mutterkirche in Illschwang einmal ausfalle, „durch Brand etwa“, ist nachzulesen in der Chronik. „Die Argumentation hatte Erfolg: St. Margareta blieb erhalten.“

Andrea Franzetti


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