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07.04.2021

Wenn die Mutter mit der Tochter ...

Wenn die Mutter mit der Tochter ... Wochenende der Frauenpastoral geplant

Selfie mit Teenie- Töchtern: Ulrike Süß-Frey mit Ariane (12) und Hannah (15).          Foto: Privat

Einer ganz besonderen Beziehung auf der Spur
Wochenende der Frauenpastoral geplant

Nichts spricht dagegen, dass Mittvierzigerinnen mit ihren Teenager-Töchtern hin und wieder die Klamotten tauschen. Aber sollen sie sich ihrem Kind gegenüber in der Rolle der „bestenFreundin“ sehen? Nein, stellen Martha Gottschalk und Gerlinde Reichardt übereinstimmend fest. Gottschalk, Referentin für Frauenpastoral im Bistum Eichstätt, und Reichardt, Sozialpädagogin und Mutter von drei Kindern, möchten die besondere Beziehung zwischen Mutter und Tochter in den Mittelpunkt eines Wochenendes im Kloster Plankstetten stellen.

Schon vor über einem Jahr erstmals angekündigt, ist der Termin mittlerweile zweimal an steigenden Corona-Inzidenzahlen gescheitert. Dabei hatte es schon eine Reihe von Anmeldungen gegeben. Gottschalk und Reichardt bleiben zuversichtlich. Momentan ist ein neuer Termin Ende August angepeilt. Die KiZ stellt in der Zwischenzeit schon einmal vor, worum es gehen soll. 

„Zusammen wachsen“, lautet die Devise des Einkehrwochenendes für Mütter mit zehn- bis 14-jährigen Töchtern, durch das Reichardt (52) gemeinsam mit ihrer 22-jährigen Tochter Sophie führen möchte. Mit ihr zusammen war sie vor Jahren selbst Teilnehmerin bei einer ähnlichen Veranstaltung im Bistum Augsburg. Sophie war damals eine 13-jährige Pubertierende, die es ihrer Mutter manchmal „verdammt schwierig“ machte, wie sich Reichardt heute entspannt lächelnd zurückerinnert. Das Wochenende jedenfalls wurde für beide zu einer guten Erfahrung, an die sie gerne zurückdenken. Heute haben die beiden ein sehr offenes Verhältnis und vieles gemeinsam. So machte Sophie, wie einst ihre Mutter, eine Ausbildung als Erzieherin. Und für beide spielt die Musik eine große Rolle. 

Wurzeln und Flügel

Gerlinde Reichardt, die in der Nähe von Weißenburg lebt, engagiert sich nicht nur ehrenamtlich in der Kirchenmusik, sondern bildet als Dozentin für Musikpädagogik angehende Erzieherinnen aus. Gespräche auf Augenhöhe sind ihr wichtig und sie hat nichts gegen ein bisschen Quatsch am Rande des Unterrichts. Aber nicht aus der Warte einer Freundin. Sie bleibt die Lehrkraft, so wie sie für ihre Tochter die Mutter bleibt. Und eben nicht der beste Kumpel. 

„Eine gute Beziehung zur Mutter ist für die Entwicklung und Identität der Tochter wichtig“, heißt es in der Einladung zum Wochenende in Plankstetten. Aber wer nimmt sich schon daheim zwischen Arbeit, Schule und Alltagsknatsch bewusst Zeit für tiefschürfende Gespräche? Dafür braucht es eigentlich eine Auszeit, die vom Alltag losgelöst ist. Mit diesem Vorschlag stieß Reichardt, die neben Sophie noch zwei Söhne hat, bei der Fachstelle Frauenpastoral auf offene Ohren. Die Balance zwischen mütterlicher Fürsorge und Loslassen, das ist auch für Martha Gottschalk eine spannende Frage. „Kinder brauchen Wurzeln und Flügel“, findet sie, „sie brauchen Crashs, damit sie ihre eigenen Lebenswege finden können.“ Ihr Rat an Mütter und Väter, an Söhne und Töchter: „Bleibt in der Sorge füreinander, aber gebt einander Freiraum“.

Freiraum – das mag Pubertierenden, die sich mit aller Macht abgrenzen wollen, wie Musik in den Ohren klingen, während die Eltern leise seufzen. Das Wochenende in Plankstetten sieht denn auch getrennte Gesprächsrunden für Mütter und Töchter vor, in denen sie einmal Dampf ablassen und aussprechen können, was sie aneinander nervt. 

Jesus zeigts den Eltern

Als Team erleben sollen sich Mütter und Töchter dagegen bei Spielen in der Gruppe oder beim kreativen Gestalten. Sogar ein Exkurs in die Zeit der Bibel ist vorgesehen. Denn „es tut einfach gut zu sehen, dass es auch in der heiligen Familie durchaus Probleme gab“, meint Gerlinde Reichardt und hat dabei ganz besonders die Geschichte des zwölfjährigen Jesus im Tempel vor Augen, die im Lukasevangelium erzählt wird: „Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht!“ Mit welcher „Coolness“ der Junge seine Eltern, die ihn während eines Pilgergangs nach Jerusalem aus den Augen verloren haben, empfängt, während er mit Schriftgelehrten diskutiert, das ist für die dreifache Mutter „das Pubertätsthema schlechthin“. Auch Frauenpastoral-Referentin Gottschalk findet: „Die Bibel ist voll mit Geschichten von Eltern-Kind Beziehungen, die Weitergabe aller Traditionen bis hin zu lebenswichtigen Verhaltensregeln in der Wüste wurden von Generation zu Generation vererbt.“. Bis hin zur Tochter Zion werde das Verhältnis zur Tochter oder zum Sohn immer wieder bildhaft verwendet. Töchter würden für ihre Tugendhaftigkeit gelobt, „aber auch unangepasste Frauen (Töchter des Volkes) haben die Geschichte des Volkes Israel geprägt, wie Judith, die den Feldherrn Holofernes tötet und  damit dem chancenlosen Volk hilft“. 

Corona nervt gewaltig

Ulrike Süß-Frey aus Ingolstadt meint auf Nachfrage, sie könne sich die Teilnahme an dem Kurswochenende in Plankstetten gut vorstellen, um neue Impulse zu bekommen. Vor dem besonders reizvollen Hintergrund, nicht gleichzeitig den Haushalt stemmen zu müssen. Drei Kinder hat die 47-Jährige, einen neunjährigen Sohn und zwei Töchter von zwölf und 15. Auf die selbe Altersgruppe trifft sie auch beruflich als Realschullehrerin. Ehrenamtlich engagiert sie sich im Familiengottesdienstteam der Pfarrei St. Anton, alle drei Kinder ministrieren. Doch Corona erlaubt gerade weder Mini-Gruppenstunden noch Sport-Training. Gerade ihre Große, die ein sehr geselliger Mensch sei, nerve das gewaltig, erzählt Süß-Frey und beschreibt die Phase, die die Töchter und der Sohn gerade durchleben, als „ziemlich heftig“. Zwar gebe es schöne Abende, an denen die ganze Familie Spieleabende macht. Aber die Kinder beschäftige dennoch die Frage, mit wem sie sich treffen dürfen, denn „in der Pubertät, da sind doch eher die Freunde die Orientierungsgruppe“. 

Süß-Frey respektiert es, wenn sich Jugendliche in der Sprache und auch in der Kleidung abgrenzen von den Erwachsenen und geht gelassen damit um, dass ihre Töchter sich in dieser Hinsicht wenig dreinreden lassen. „Ich hab mir früher auch viele Sachen nicht sagen lassen“, erinnert sie sich an ihre Jugend in einem kleinen fränkischen Ort und die aufregenden Stadtbummel in Nürnberg, zu denen sie sich nur alle vier bis sechs Wochen auf den Weg machen konnte. Für ihre Töchter dagegen war es bis zum Lockdown das Normalste auf der Welt, jederzeit zum Bummeln ins Einkaufszentrum gehen zu können. Den größten Unterschied zu ihrer eigenen Jugend sieht Süß-Frey aber darin, „dass wir nicht diesen Medienkonsum hatten“. Oft fragen sie ihre Töchter „Mama, was hast du damals eigentlich in unserem Alter gemacht? Das muss doch langweilig gewesen sein!“ Zu ihrer Überraschung hören sie dann, dass ein Nachmittag im Freibad auch ohne Handy Spaß machte. Eines aber wurmte Süß-Frey damals gewaltig: Dass sie als Mädchen nicht ministrieren durfte. „Ich habe immer gehofft, dass das bei meinen Töchtern, sollte ich mal welche haben, anders ist. Jetzt machen sie, was ich nicht durfte. Und sie machen es gern.“

Gabi Gess
 


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