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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

29.06.2022

Auf Sendung gehen wie der heilige Willibald

Typisch Petrus“, fiel mir als Erstes ein, als ich die Stelle im Evangelium las: „Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Was werden wir dafür bekommen?“ (Mt 19, 27)

Petrus hatte oft „das Herz auf der Zunge“! Um Fettnäpfchen hat er keinen Bogen gemacht. So ist er der einzige Apostel, den Jesus sogar „Satansbrut“ nannte, weil er sich partout mit den Aussagen Jesu über das Thema Leiden nicht anfreunden konnte und wollte.

In den Versen Mt 19, 23 ff, die dem heutigen Evangelium vorgestellt sind, hat sich Jesus über die Gefahr des Reichtums ausgelassen. Jesus nahm explizit Stellung zu diesem „heißen Eisen“, sprach von der hohen Barriere des Reichtums. Die Jünger waren über seine Antwort so konsterniert, dass sie sofort Jesus eine Gegenfrage stellten: „Wer kann dann noch gerettet werden?“ Jesus „tröstet“ sie mit seiner Antwort: „das ist Menschen unmöglich, bei Gott aber ist alles möglich“ (Mt 19, 26). Wenn ich das richtig verstehe, dann können und müssen wir uns den Himmel – mögen wir uns noch so sehr anstrengen – nicht verdienen.

Unter diesem Blickwinkel empfinde ich die Frage des Petrus etwas unverschämt, weil sie den Eindruck erweckt, dass die Nachfolge eine Profitmaximierung zum Ziel hat. Und ich habe das ständige „Was bringt mir das?“ von gewissen Menschen im Ohr, das immer dann zu hören ist, wenn es darum geht sich, zu engagieren, wo zunächst kein Lohn zu erwarten ist.

Die Mutter der Zebedäussöhne lag auf derselben Wellenlänge, als sie ihr mütterliches Anliegen bei Jesus vorbrachte: „Lass meine beiden Söhne in deinem Reich den einen zu deiner Rechten und den anderen zu deiner Linken sitzen.“ Jesus entgegnete ihr: „Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? ... Aber das Sitzen zu meiner Rechen und Linken habe ich nicht zu vergeben ... es wird denen zuteil werden, denen es von meinem Vater bereitet ist.“(Mt 20, 20-23) Diese Klarstellung Jesu hilft mir dabei, die Frage des Petrus besser einzuordnen. Das Sitzen auf den Thronen kann nämlich sehr missverstanden werden. Und es ist auch missverstanden worden. „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?“ Diese Frage korrigiert einen Automatismus, dass Nachfolge so etwas ist wie „ein Sechser im Lotto“. Gerechtigkeit wird nicht von denen geschaffen, die gerne auf Thronen sitzen, sondern von denen, die den bitteren Kelch trinken können, der denen bereitet ist, die sich im Kampf gegen jede Ungerechtigkeit aufopfern.

Nicht umsonst hat Jesus bei seiner letzten Ansage an die Jünger festgehalten: „Wer von euch groß sein will, sei der Diener aller“! Es geht nicht um das Thronen, sondern um das Dienen! Dass es Menschen braucht, die ihre Führungsqualitäten in der Nachfolge Jesu einbringen, ist unbestritten. So ein Beispiel ist der heilige Willibald. Er hat das benediktinische Maxim, das in der Regel des heiligen Benedikt steht: „Der Liebe zu Christus darf nichts vorgezogen werden“, vorgelebt.

Und wer danach lebt, kann alle Annehmlichkeiten hinter sich lassen und zu neuen Ufern aufbrechen. Der heilige Willibald war ein Ausländer, der sich „auf die Socken machte“, um uns auch in Eichstätt das Evangelium zu verkünden. Und nahm noch zwei Geschwister mit. Sie waren nicht Vertriebene, sondern Getriebene! 

Die große Frage ist dann nicht mehr: Was bekomme ich dafür, sondern ob „ich von Christus ergriffen bin“! Was wäre passiert, wenn der heilige Willibald in seiner Heimat geblieben wäre und gesagt hätte, was interessieren mich die Eichstätter? Gut, dass unsere Vorfahren - sich nicht mit dem Spruch „Ausländer raus“ gebrüstet haben!

Pater Alfred Delp hat es auf den Punkt gebracht: „Geht hinaus, hat der Meister gesagt, und nicht: Setzt euch hin und wartet, ob einer kommt.“ Eigentlich: Geht auf Sendung!

Pater Josef Lienhard Nr. 27 vom 3. Juli 2022 (Willibaldsfest) - Evangelium (Mt 19, 27-29)


Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

Da antwortete Petrus: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.
Was werden wir dafür bekommen?
Jesus erwiderte ihnen: Amen, ich sage euch:
Wenn die Welt neu geschaffen wird und der Menschensohn sich auf den Thron der Herrlichkeit setzt,
werdet auch ihr, die ihr mir nachgefolgt seid,
auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten.
Und jeder, der um meines Namens willen Häuser oder Brüder oder Schwestern
oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker verlassen hat,
wird dafür das Hundertfache erhalten und das ewige Leben erben.

 

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