Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium
Aus mir fließen Ströme lebendigen Wassers
Das Evangelium vom heutigen Sonntag erzählt vom Gespräch Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen. Aus einem anfänglich lockeren Gespräch entwickelt sich eine tiefe Begegnung. Das Brunnengespräch Jesu mit der Frau ist beispielhaft. Oft beginnen Gespräche mit einer Alltäglichkeit. Aber irgendwann nimmt das Gespräch eine Wendung, es wird ernsthafter, und plötzlich ist man bei den wichtigen Themen des Lebens.
Vielleicht tun sich jetzt in der Fastenzeit Möglichkeiten solch tiefer Gespräche auf. Da ist das Hinhören wichtig und die Bereitschaft, aus sich herauszugehen. Diese Gespräche erfordern Einfühlungsvermögen und eine Atmosphäre des Vertrauens. Die Wirkung ehrlicher Gespräche ist groß: Das Herz wird erleichtert und der Glaube vertieft.
Eine Geschichte erzählt: „Ein Mann kam zu einem Einsiedler und fragte ihn nach dem Sinn seines zurückgezogenen Lebens. Da führt ihn der Einsiedler an seinen Brunnen. Er nahm einen Stein, warf ihn ins Wasser und sagte zum Fremden: „Schau in den Brunnen, was siehst du?“ „Nichts“, antwortete der Fremde, „nur Wasser, das sich bewegt und leichte Wellen schlägt“. Der Mönch wartete eine Zeit und bat dann den Fremden nochmals in den Brunnen zu blicken. „Was siehst du jetzt?“ – „Jetzt sehe ich mich selbst. Ich spiegle mich im ruhigen Wasser.“ „Siehst du“, antwortete der Einsiedler, „das ist die Erfahrung des zurückgezogenen Lebens: Man erkennt sich selbst“.
Ich habe den Eindruck, dass heute viele Menschen vor diesem Blick nach innen davonlaufen und sich in ständige Hektik begeben. Denn der Blick nach innen könnte offenbaren, dass „das Wasser darin“ schmutzig ist, mit anderen Worten, dass in mir viel Unverarbeitetes und Schuldhaftes liegt. Man kann dies auf die Beziehung zu Gott übertragen. Solange ich die Verbindung mit ihm pflege, bleibt mein Glaube lebendig und gewinnt an Tiefe. Wenn ich jedoch den Kontakt zu ihm vernachlässige, wird der Glaube schwach, wird mein Leben oberflächlich und ich trockne wie ein nicht genutzter, gepflegter Brunnen innerlich aus.
Deswegen ist es gut, aus dem Brunnen der Liebe Gottes zu schöpfen. Er spendet immerzu erfrischendes Wasser. Jesus sagt: Aus meinem Innern fließen Ströme von lebendigem Wasser. Wer zu mir kommt, wird nicht mehr dürsten. Gehen wir zu ihm, heute und alle Tage.
Dompropst Alfred Rottler, Nr. 11 vom 12. März 2023 - Evangelium Joh 4, 5–42
Es gibt den Hunger nach Brot und den Durst nach Wasser.
Beides braucht der Mensch, um zu leben.
Anderes wie die Freude,
die Liebe, die Hoffnung braucht der Mensch ebenfalls,
er kann sie aber nur als Geschenk empfangen.
Kontakt / Abo
Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt
Verlag und Redaktion
Sollnau 2, 85072 Eichstätt
Tel. (08421) 50-810
Fax (08421) 50-820
verlag(at)kirchenzeitung-eichstaett(dot)de
redaktion(at)kirchenzeitung-eichstaett(dot)de
anzeigen(at)kirchenzeitung-eichstaett(dot)de
Bezugspreise (ab Jan. 2021):
Durch die Agentur (Pfarramt) monatlich 8,80 € (7,60 € einschl. 7 % MWSt. + 1,20 € Zustellgebühr); durch die Post monatl. 9,55 €; Einzelnummer. 2,20 €.
.
Kündigungen des Abonnements unter Einhaltung der Kündigungsfrist von sechs Wochen zum Quartalsende: ausschließlich schriftlich gegenüber der Willibaldverlag GmbH, der Agentur oder per E-Mail an
kuendigung(at)kirchenzeitung-eichstaett(dot)de
Keine Haftung bei Streik oder Fällen höherer Gewalt.