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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

18.05.2018

Damit ein neues Pfingstwunder geschieht

Foto: Mittelschule an der Weinberger Straße/Neumarkt
Foto: Mittelschule an der Weinberger Straße/Neumarkt

Fotos: Mittelschule an der Weinberger Straße/Neumarkt

Die Aula der Mittelschule in der Neumarkter Weinbergerstraße ist mit über 20 verschiedenen Flaggen geschmückt (unsere Abb. zeigt einen Teil davon). Wozu ein solches Fahnenmeer? Man kennt es meist aus einem Fußballstadion. Die bunten Flaggen stellen die verschiedenen Nationalitäten dar, aus denen die Schüler dieser Schule stammen. Da ist Deutschland wichtig, aber auch jedes andere Land, ganz gleich, wo der einzelne Schüler geboren wurde.

Auch zum ersten Pfingstfest in Jerusalem sind unterschiedliche Nationen versammelt. Es sind 17 an der Zahl. 17 ist in der Antike die symbolische Zahl für alle Stämme, Völker und Nationen dieser Erde. Zielt nicht genau darauf die erste Predigt des Petrus in der Apostelgeschichte? Besteht nicht genau darin das sogenannte pfingstliche Sprachenwunder? Es ist kein Durcheinander mehr, sondern alle verstehen sich, obwohl einander fremd. Aber was verbindet diese Fremden miteinander? Es ist die Faszination des Evangeliums, verbunden mit der Ausgießung des Heiligen Geistes. Es ist nicht der alte muffige und todbringende Geist, der Menschen gegeneinander aufbringt. Nein, es ist der neue kraftvolle und lebensspendende Geist, der Menschen zusammenführt und eint.

Hinter dem Pfingstereignis steht das alttestamentliche Bild vom Turmbau zu Babel. Dort wollten die Menschen immer höher hinaus. Jeder wollte den andern übertrumpfen. Aber am Ende verstand keiner mehr den andern. Da hatte das Ich die Liebe besiegt. Ist das nicht ähnlich wie heute? Oft im Alltag dieses rabiate Übertrumpfen, die ewige Gier, dieses Hauen und Stechen in der Politik, in der Wirtschaft, im Sport und manchmal auch in der Kirche. Aber ist das nicht freie Marktwirtschaft? Sie lebt doch von der Konkurrenz, vom Wettbewerb. Aber geht es nicht auch anders?

Der Geist der Fairness, der Achtsamkeit und des Respekts gegenüber dem Mitbewerber oder dem Gegner auf dem Fußballfeld? All das hat mit einem anderen Geist zu tun, den die Kirche den Heiligen Geist nennt. Woher kommt dieser Geist? Pfingsten sagt: Er stammt von oben. Er kommt aus der göttlichen Fülle, Liebe und Beziehung zwischen Vater und Sohn. In diese Liebesbeziehung ziehen Vater und Sohn jeden mit hinein, der dafür offen ist. Wir wissen das vom Sohn, von Jesus. Immer neu kündigt er einen anderen Geist an. Er nennt ihn Freund, Beistand, Tröster. Er nennt ihn den Lehrer und Erinnerer: „Er erinnert euch an alles, was ich euch gesagt habe“. Braucht nicht gerade unsere Zeit diesen Geist in all dem Meinungsstreit? Brauchen wir nicht alle diesen Geist als Beistand, auch in den manchmal schwierigen Beziehungen in Ehe und Familie? Oder in den komplizierten Fragen der Gentechnik und der Bewahrung der Schöpfung? Deshalb betet die Kirche in diesen Tagen inständig: „Sende aus deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu!“ Ob dieses Antlitz neu wird, das liegt an jedem von uns. Aber reicht nicht schon ein kleiner Schritt des Umdenkens und des Neubeginns? Warum nicht für diesen andern und neuen Geist Flagge zeigen? Reicht nicht schon ein kleiner Spalt in unserem Inneren, in den dieser neue Geist eindringen kann? Dann könnte durchaus ein neues Pfingstwunder passieren, wenn auch etwas kleiner als das große, das sich damals in Jerusalem ereignet hat. 

Msgr. Richard Distler, Kirchenzeitung Nr. 20 vom 20. Mai 2018

Lesungen zum Pfingststonntag

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