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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

14.06.2023

Die Ernte ist groß ...

Auf ein Wort - Die Ernte ist groß ...

Foto: pixabay

Wenn bei uns zu Hause Erntezeit war, mussten alle mit ran, die Eltern, die Kinder, sogar die Großeltern haben mitgeholfen. Manchmal brauchten wir noch fremde Helfer, um alles bewältigen zu können. Die Erntezeit war anstrengend, hat all unsere Kräfte gefordert, aber sie war auch schön. Jeden Tag am Abend schauten wir stolz auf den Teil der eingebrachten Ernte. Und der familiäre Zusammenhalt war in dieser Zeit besonders groß.

Im Evangelium vom heutigen Sonntag ist auch von der Ernte die Rede: „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter“. Gemeint ist die Ernte mit Blick auf das Reich Gottes. Und dann wird erzählt, dass Jesus die zwölf Apostel beruft, gewissermaßen als Erntehelfer. Die Namen der Apostel werden einzeln aufgezählt; denn jeder einzelne ist wichtig.

Welche Aufgaben stehen an? Die Botschaft vom Reich Gottes verkünden, das heißt vom Glauben erzählen. Kranke heilen, also sich Leidenden zuwenden. Tote erwecken, das kann man auch im übertragenen Sinn verstehen: Menschen, deren Glaubensleben erstorben ist, mit dem Gott des Lebens in Berührung bringen. Dämonen austreiben, das bedeutet mit dem Widerstand der bösen Mächte rechnen.

Die Apostel merken bald, dass Jesu Auftrag eine äußerst mühsame und kräftezehrende Aufgabe ist und dass diese Aufgabe mitunter auch zur Überforderung führt. Jesus wählt im Evangelium das Bild der Ernte, wenn er vom Kommen des Reiches Gottes spricht. Die Reich-Gottes-Zeit ist Erntezeit. Da muss man sich mit ganzer Kraft einbringen. Das geht mitunter bis an die Grenze der körperlichen und seelischen Belastbarkeit. Das braucht meine ganze Schaffens- und Herzenskraft.

Man könnte nun einwenden: Da überfordert der Herr seine Erntehelfer aber ganz gewaltig. Es gilt zu bedenken: Die Apostel und wir heute sind nicht die Herren der Ernte, sondern Erntehelfer. Der Herr der Ernte ist Jesus Christus selbst. Er trägt im tiefsten Sorge, dass die Ernte eingebracht werden kann. Diese Sicht entlastet ungemein. Sie besagt nämlich, dass ich nicht alles alleine schaffen muss und auch gar nicht schaffen kann.

Die Hauptarbeit macht der Herr selbst. Er kann die Herzen von Menschen bewegen, sodass sie offen für sein Wort werden, sich von der Reich-Gottes-Botschaft berühren und sich als Erntehelfer rufen lassen. So kann auch ich in großem Vertrauen am Reich Gottes mitbauen, wissend, dass der Herr mit seiner Gnade ungemein viel bewegt. Er kennt immer noch Mittel und Wege, wo ich mit meinen Möglichkeiten schon längst am Ende bin. Aber der Herr braucht mich als Erntehelfer/Erntehelferin.

In der Vergangenheit hat man das heutige Evangelium von der Größe der Ernte und dem Mangel an Helfern meist auf den Priesterberuf bezogen und als Einladung verstanden, für geistliche Berufe zu beten. Das ist sicher eine berechtigte Sichtweise, aber nicht die einzige, denn nicht nur Priester und Ordensleute sind zu Erntehelfern berufen, sondern alle Gläubigen, aufgrund von Taufe und Firmung. Und diese Berufung wird konkret, wenn Eltern ihren Kindern den Glauben vorleben und den Glauben ins Gespräch bringen und wenn Großeltern ihre Enkel das Beten lehren und sie mit in die Kirche nehmen. Und ich baue mit am Reich Gottes, wenn ich mein Christsein authentisch lebe und Zeugnis gebe. Lassen wir uns vom Herrn selber als Erntehelfer/Erntehelferin rufen.

Dompropst Alfred Rottler, Nr. 25 vom 18. Juni 2023 - Evangelium Mt 9, 36 – 10, 8


Elfter Sonntag im Jahreskreis

Wen Gott in seinen Dienst ruft, den macht er verantwortlich:
für die eigene Treue und für die Rettung anderer.
Jeder Getaufte hat eine Sendung, die er verstehen und dann annehmen,
einen Auftrag, den er erfüllen muss;
tut er es nicht, ist sein Leben verfehlt.
Der Auftrag:
Zeugnis geben vom lebendigen Gott und von seiner rettenden Nähe.

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