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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

22.03.2023

Die Macht des Todes ist gebrochen

Ein zwölfjähriges Mädchen starb an Krebs. Heimlich hatte es ein Tagebuch geschrieben, das die Eltern nach seinem Tod fanden. Darin stand: „Liebe Eltern, ihr habt mir gar nichts von Jesus erzählt. Wie anders könnte ich jetzt leben und wie anders könnte ich sterben!“ Ich finde es provozierend, dass das Mädchen nicht nur schrieb, wie anders könnte ich sterben, sondern auch wie anders könnte ich leben. Der Glaube ist keine billige Vertröstung für das Leben nach dem Tod, sondern ein echter Trost schon in diesem Leben.

Eine junge Ordensfrau, die im Sterben lag, erzählte mir, dass der Stationsarzt aus Respekt vor ihrem nahen Tod bei seiner Visite immer ein sehr ernstes Gesicht machte. Sie sprach ihn an und sagte: „Ich weiß, dass ich bald sterben werde. Für mich ist der Tod nicht das Ende, sondern der Beginn des Lebens! Deshalb brauchen Sie keine Trauermiene aufsetzen“. Und sie fügte hinzu: „Jetzt hat er beim letzten Besuch sogar gelächelt!“ Die Lazarusgeschichte ist für mich ein Schlüsselerlebnis. Sie führt mich zur Begegnung mit Jesus, der die Macht des Todes gebrochen hat. Dieses Zeugnis war auch wichtig für die Jünger. Denken wir nur an die beiden Emmausjünger, die über den Tod Jesu total frustriert waren. Auch ihnen gab Jesus Nachhilfeunterricht, damit sie wieder eine Lebensperspektive hatten.

Eigentlich haben wir mit Jesus „das große Los gezogen“. Es geht um Lebensqualität vor dem Tod und nach dem Tod. Aus dem Blickwinkel der Auferstehung ist das Leben keine Sackgasse, sondern ein Unterwegsein in die Wohnung, in die uns Jesus vorausgegangen ist, damit wir „auch einmal dort sind, wo er ist“. Er sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. (Joh 11,25-26)

„Gott hat uns zuerst geliebt“ steht im Johannesbrief. Er hat uns quasi liebesfähig gemacht. Paulus hat das in seinem Bekenntnis auf den Punkt gebracht, wenn er schreibt: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Herrschaften, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Röm 8,38-39)

Tragisch ist es, wenn ein Mensch stirbt, ohne dieses Ja Gottes wirklich erfahren und erlebt zu haben. Schon in diesem Leben bekomme ich die pralle Liebe Gottes ab. Ein zentrales Anliegen des Evangelisten Johanes war die Aussage Jesu „Ich möchte, dass sie das Leben haben, und es in Fülle haben!“ Das gilt auch vor dem Tod! Jede Verengung auf ein Leben nach dem Tod wäre eine Bankrotterklärung des Evangeliums. Und obendrein hätten wir dann unsere Berufung verfehlt!

Pater Josef Lienhard, Nr. 13 vom 26. März 2023 - Evangelium Joh 11, 1–45


Fünfter Fastensonntag

Jesus ist gestorben und hat die ganze Härte des Todes an sich selbst erfahren.
Aber Jesus ist aus dem Tod auferstanden und er hat die Macht,
ewiges Leben zu schenken.
Das ist unser Glaube und unsere Hoffnung.
Und wir wissen:
Unser Glaube ist bereits ein Anfang des ewigen Lebens.

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