Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium
Die Treue Jesu – auch zu den Untreuen
Jesus erscheint seinen Jüngern – also genau den Personen, die ihn zum größten Teil verlassen haben. Petrus hat ihn sogar verleugnet. Aber Jesus kommt nicht, um Vorwürfe zu machen. Im Gegenteil: Er wünscht ihnen den Frieden, der vergibt und der das Herz berührt. Im Evangelium lesen wir immer wieder, dass Jesus diejenigen aufrichtet, die gefallen sind. Er kommt, um vom Bösen zu befreien, in das die Menschen gefallen sind.
Bei einer zweiten Begegnung zeigt Jesus den Jüngern erneut die Wundmale der Kreuzigung. Auch hier ist nicht von Vorwürfen die Rede. Die Jünger verstehen durch das Zeigen der Wundmale noch deutlicher, wie weit die Liebe Jesu zu den Menschen geht.
Und: Die Jünger bekommen von Jesus einen Auftrag, sie werden ausgesandt. Das ist nach menschlichem Ermessen ungewöhnlich: Jemand, der gerade keine Treue bewiesen hat, bekommt einen besonderen Auftrag. Jesus vertraut den Jüngern den Dienst der Vergebung an. Aus Menschen, die gesündigt haben und denen vergeben wurde, werden jetzt selbst Menschen, die anderen vergeben. Die echte Barmherzigkeit kennt eben kein Misstrauen. Die Apostel haben anschließend die gute Nachricht in der Welt verkündet. Ihre Botschaft wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Jetzt sind wir dran, die Botschaft des Glaubens erst für uns selber anzunehmen und dann an andere weiterzugeben.
Wie das aussehen kann, erfahren wir in der ersten Lesung dieses Sonntags. Die Christen halten am Glauben fest und bilden eine Gemeinschaft. Sie teilen miteinander und treffen sich zum Gebet. Und da ist es kein Wunder, dass die Gemeinschaft täglich wächst. Wir machen aktuell eine andere Erfahrung: Unsere Pfarrgemeinden werden eher kleiner. Wir können ein Gemeindewachstum nicht erzwingen, aber wir sollten doch alles versuchen, was die Urgemeinde so anziehend gemacht hat.
Im Gottesdienst sprechen wir uns oft als Brüder und Schwestern oder als Geschwister an. Können wir das auch wörtlich nehmen und uns wie Familienmitglieder umeinander kümmern? Unser Besuch im Gottesdienst soll der Ausgangspunkt für den Glauben und die Gemeinschaft im Alltag sein.
Leider habe ich auch immer wieder Menschen getroffen, die sich im Gottesdienst nicht wohlfühlen und aus Enttäuschung nicht mehr kommen: weil sie niemand anlächelt oder in irgendeiner Form begrüßt, weil sie nicht genau wissen, wann man aufstehen und sich hinknien muss und Angst haben, dass sie deswegen schief angesehen werden, weil sie glauben, dass sie nicht kommen dürfen, weil sie bestimmten Ansprüchen der Kirche in ihrem Leben nicht gerecht werden.
Wir treffen uns doch nicht deswegen zum Gottesdienst, weil wir schon alles wissen und können, sondern weil wir auf der Suche nach Gott sind und ihn immer mehr erleben wollen. Ganz ohne gegenseitige Vorwürfe – so wie der auferstandene Jesus bei der Begegnung mit den Jüngern.
Johannes Arweck, Nr. 16 vom 16. April 2023 - Evangelium Joh 20, 19–31
Die Gemeinde lebt vom Glauben an Christus,
den Auferstandenen.
Dieser Glaube ist Staunen und Freude,
Dank und Treue.
Wer sich von der Gemeinde absondert,
hat es schwer mit dem Glauben.
Der Glaube lebt vom gemeinsamen Hören,
vom Gotteslob und Gottesdienst und
auch von den gemeinsamen Aufgaben.
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