Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium
Gottes Güte als Maßstab
Die Rechnung, bitte!“ Am Ende eines Gasthausbesuches wird „die Rechnung“ präsentiert: Schwarz auf Weiß ist aufgelistet, was man gegessen und getrunken hat und dem Wirt dafür schuldig ist.
„Denk an das Ende!“, mahnt der alttestamentliche Weisheitslehrer Jesus Sirach: Er rechnet mit der Vergeltung guter wie negativer Taten und falls diese im gegenwärtigen Leben nicht eintritt mit der Belohnung beziehungsweise Bestrafung durch Gott als oberste „Gerechtigkeitsinstanz“. Jede (Un-)Tat hat Folgen.
Es liegt in der Hand jedes Menschen, wie er/sie mit anderen umgeht und wie es ihm/ihr ergeht: Eine Untat heimzahlen und gnadenlos abrechnen, oder den Tun-Ergehen-Zusammenhang durchbrechen. Was ist angemessen? Wann ist das Maß voll? Vergebungsbereitschaft muss doch Grenzen haben, denn sonst bin ich schnell der/die Dumme, wenn ich immer nachgebe und verzeihe – und manche Taten wie zum Beispiel (Macht-)Missbrauch sind unentschuldbar und unverzeihlich.
Petrus zieht die Grenze großzügig, aber auch berechnend: Bis zu siebenmal will er Mitmenschen vergeben, die ihn verletzt, ihm geschadet oder nicht geholfen haben – bis zu siebenmal, dann reicht’s. Petrus will mit dieser Bemessung vor Jesus glänzen und Vorbild in Sachen Vergebung sein. Petrus aber hat sich verrechnet, denn Jesus setzt ein anderes Maß: „Bis zu siebzigmal siebenmal“, also bis zu 490-mal soll man(n) und frau vergeben und damit eigentlich immer! Kann Jesus mit Petrus und mit mir rechnen, dass wir uns so verhalten?
„Der/die muss mir vergeben“, sagt sich leicht. Wenn ich aber selbst in der Rolle dessen bin, der/die vergeben soll, tue ich mich mit versöhnlichen Worten und Gesten schwer – da messe ich oft (wie der Diener im Evangelium) mit zweierlei Maß: Großzügigkeit, ja unermessliche Nachsicht für mich und mein Verschulden – Unerbittlichkeit und gnadenlose Härte gegenüber anderen. So gerate ich in Schuld oder bleibe meinen Mitmenschen viel schuldig: Wertschätzung und Respekt, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, Mitmenschlichkeit und Notwendige Hilfe.
„Die Rechnung, bitte!“ Gottes Güte als Maßstab für unser Leben? Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern, beten wir im Vaterunser. Wenn wir diese Bitte ernst nehmen, sie das Maß unseres Zusammenlebens ist, wenn nicht nur Gott uns gegenüber, sondern auch wir Menschen untereinander, sie in die Tat umsetzen, dann bricht der Himmel schon hier auf Erden an. Dann haben wir die Rechnung nicht ohne „den Wirt“, nicht ohne Gott gemacht, sondern mit Ihm und wie Er gerechnet – alles andere wäre vermessen.
Dr. Dieter Jung, Pfarradministrator, Schwarzenbach a. d. Saale, Nr. 38 vom 17. September 2023 - Evangelium Mt 18, 21–35
Vierundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Für erlittenes Unrecht Rache zu nehmen scheint
ein menschliches Urbedürfnis zu sein und eine Weise der Selbstbehauptung.
Aber wo endet das Recht, wo beginnt das Unrecht?
Im Alten Testament hieß es:
Eins zu eins, also: Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Jesus fordert völligen Verzicht auf Rache und darüber hinaus aufrichtiges Verzeihen.
Wer es ehrlich versucht, ist auf dem Weg zum wahren Menschsein.
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