Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium
Hoffnung wächst am Rand der Verzweiflung
Was für ein Bekenntnis! „Großes hat an mir getan der Mächtige, denn er hat herabgeschaut auf die Niedrigkeit seiner Magd!“ Im lateinischen steht für Niedrigkeit das Wort „humilitas“. Und in diesem Wort steckt „humus“ der Boden. Maria: eine, die am „Boden zerstört war“. Und dazu hatte sie allen Grund! Was wird Josef von ihrer Schwangerschaft denken? Geht er zum Synagogenvorsteher und klagt sie an? Wenn ihm die jüdische Religion am Herzen lag, blieb Josef kein anderer Weg als seine Frau anzuzeigen oder sie zu entlassen. Doch er wollte sie nicht bloßstellen und glaubte dem Engel. Trotz allem.
Und sicherlich trug Maria den Spruch des Engels: „Maria, denk daran, bei Gott ist kein Ding unmöglich!“ (Lk 1, 37), tief in ihrer Erinnerung. Wie oft hat sie diesen Satz abrufen müssen, wenn sie sich in ihrem Leben in einer Sackgasse vorfand.
Ein „wunderschön prächtiges Leben“ hatte sie nicht gehabt. Die Flucht nach Ägypten war schon eine Horrorgeschichte. Der Vorwurf der Verwandten, ihren missratenen Sohn endlich aus dem Verkehr zu ziehen, nicht gerade ein Kompliment für eine gelungene Erziehung. Und mitzubekommen, dass ausgerechnet die religiösen Autoritäten es längst auf seinen Tod abgesehen hatten, das schafft mehr als schlaflose Nächte. Schließlich unter einem Verbrechergalgen zu stehen, fast mutterseelenallein, ist und war das Schlimmste, was eine Mutter ertragen kann.
So ist Maria nicht vor Dunkelheiten, Fragen, Ängsten verschont geblieben. Beim Franziskanerpater Richard Rohr habe ich gelesen: „Religion ist etwas für Leute, die Angst vor der Hölle haben. Spiritualität ist etwas für Leute, die durch die Hölle gegangen sind“. Und deshalb ist Maria für mich der spirituellste Mensch! Der Mystiker und Trappistenmönch Thomas Merton schreibt: „Nah ist uns Gott, wenn wir erst einmal unser Elend erkennen und eingestehen und unsere ganze Hoffnung auf ihn setzen. Gegen alle menschliche Erwartung stützt er uns und hilft uns, das scheinbar unmögliche zu vollbringen. Denn vollkommene Hoffnung erwächst am Rande der Verzweiflung, wenn wir, anstatt in den Abgrund hinunter zu stürzen, entdecken, dass wir auf der Luft schreiten. Hoffnung ist stets dicht daran, sich in Verzweiflung zu verkehren, tut es aber nie, denn im Augenblick der äußersten Krise wird Gottes Kraft plötzlich in unserer Schwachheit mächtig. So lernen wir in der höchsten Bedrohung still auf seine Barmherzigkeit zu harren und im Augenblick der Gefahr ihn ruhig zu suchen, gewiss, dass er uns niemals im Stich lassen wird“.
Und wenn Jesu sogar einen Verbrecher mit dem Hinweis: „Heute noch wirst du bei mir im Paradies sein“, ohne Wenn und Aber den Zutritt zum Himmel verschafft, wie viel mehr dann seiner Mutter, die mit ihm durch dick und dünn gegangen ist. Auch an unsere Adresse hat Jesus gesagt: „Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin!“ (Joh 14, 2f).
So ist dieses Fest der Aufnahme Marias in den Himmel“ für mich eine österliche Herausforderung. Wir sind zur Auferstehung gerufen und berufen. Von Maria lernen, heißt heimgehen lernen. Und so dürfen wir weiter im „Salve Regina“ singen: „ ... und nach diesem Elend zeige uns Jesus“. Dieses Privileg wird Maria sich nicht nehmen lassen!
P. Josef Lienhard, Nr. 32/33 vom 15. August 2021 – Evangelium: Lk 11, 27-28
Am 1. November 1950 hat Pius XII. die Lehre, dass Maria mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde, als Glaubenssatz verkündet und damit die seit alters her vorhandene christliche Glaubensüberzeugung endgültig bestätigt. Das Fest „Mariä Himmelfahrt“, richtiger das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel, ist in der Ostkirche bald nach dem Konzil von Ephesus (431) aufgekommen. Von Kaiser Mauritius (582–602) wurde der 15. August als staatlicher Feiertag anerkannt. In der römischen Kirche wird das Fest seit dem 7. Jahrhundert gefeiert.
Das Dogma „Wir verkünden, erklären und definieren es als ein von Gott offenbartes Dogma, dass die unbefleckte, allzeit jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde.“ (Pius XII.)
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