Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium
Jesus ist König in Liebe bis zum Tod
An diesem, dem letzten Sonntag im Jahreskreis begehen wir das Christkönigsfest. Das Wort König mag in uns verschiedene Assoziationen wecken: Wir können an ein Königshaus, an Hopfen-, Wein- oder Spargel-Königin denken oder an das Wort „Der Kunde ist König“.
In den großen Basiliken von Rom, in der Lateranbasilika oder in St. Paul vor den Mauern, kann man wunderbare Mosaike sehen, auf denen Christus als Pantokrator (= Allherrscher) dargestellt ist: Christus, der Weltkönig, das ist die Überzeugung der Christen von Anfang an.
Im Alten Testament, vor allem im Buch Ezechiel, wird Gott vielfach wie ein Hirte-König geschildert, der sich um seine Herde kümmert, der die Schafe zurückholt von all den Orten, an die sie sich verirrt haben, der die Verletzten verbindet, die Schwachen kräftigt, die Fetten und Starken behütet.
Gott, der Herr, ein Königs-Hirte, dem die Einzelne und der Einzelne wichtig ist und der sich um sie kümmert. Ein solcher König ist nicht in erster Linie Herrscher und Machthaber, sondern Kümmerer und Sorgender für das Volk. Er schaut auf sein Volk und die Einzelnen und weiß um die Bedürfnisse der Menschen. Es geht ihm wirklich um das Wohl des Volkes. All das darf mitschwingen, wenn wir von Jesus Christus als König sprechen.
Nach dem Evangelium des heutigen Sonntags geschieht Jesu Einsetzung als König, seine Inthronisation, nicht in einem großen Festakt, sondern am Kreuz. Der Franziskanerpater und Bestsellerautor Richard Rohr deutet diesen Vorgang in seinem Buch „Der Auferstandene“ so: „Die Größe Jesu besteht darin, dass er im Kreuzesgeschehen der einzige Freie ist. Er ist der Gefangene, aber dennoch lässt er sich nicht von seiner Lage gefangen nehmen. Er reagiert auf Gewalt vollkommen gewaltfrei und friedlich. Er vertreibt die menschliche Bosheit, die ihn umgibt, mit der göttlichen Güte. Er ist, obwohl äußerlich schwach und entblößt, von allen Anwesenden die stärkste Persönlichkeit, weil er immer noch stark genug ist, um zu lieben.“
Jesus ist König in Liebe bis zum Tod. Und darin ist sein Königtum wegweisend bis zum heutigen Tag. Es macht uns deutlich: Nur ein Leben in christlicher Hingabe und Opferbereitschaft zählt. Und alle, die diese Hingabe vollziehen in einem Dienst am Nächsten, in der Pflege, in der Begleitung und Beratung von Menschen, in tätiger Hilfsbereitschaft für Menschen in Not, bringen das Königtum Jesu Christi zum Leuchten.
Als das Christkönigsfest im Jahr 1925 durch Papst Pius XI. eingeführt wurde, herrschten in Europa unsichere Zeiten: Kurz vorher hatte Mussolini mit seinem Marsch auf Rom den Faschismus an die Macht gebracht. Ein Jahr später begann in Spanien der Faschismus und bei uns bahnte sich der Nationalsozialismus an. Knapp zehn Jahre vorher wurde in Russland die Oktoberrevolution durchgeführt und die Zeit des Kommunismus begann.
In diese bewegte Zeit hinein wollte der Papst mit dem Christkönigsfest zum Ausdruck bringen: Der Herr dieser Welt ist Christus. Seine Weisungen gilt es zu befolgen, an seinen Werten heißt es sich auszurichten, damit wir nicht Sklaven totalitärer Regime werden.
Das Christkönigsfest hatte von Anfang an auch eine politische, und nicht bloß eine spirituelle Dimension. Christus wird der Einflussbereich für diese Welt schlechthin zugedacht, wobei natürlich die Welt in ihrer Eigengesetzlichkeit bestehen bleibt. Christi Einfluss zielt auf die Herzen der Menschen.
Dompropst Alfred Rottler, Nr. 47 vom 20. November 2022 – Evangelium (Lk 23, 35b-43)
Hochfest Christkönig – letzter Sonntag im Jahreskreis
Wir hören „König“ und denken an Macht auf der einen, gehorsame Unterwerfung auf der anderen Seite.
In dieser Sprache wird auch im Alten Testament das Königtum Gottes dargestellt.
Durch Jesus Christus haben wir sein anderes Verständnis von Königtum gelernt.
Er ist ein König, der misshandelt und ans Kreuz geschlagen wird.
Er ist König gerade durch das Kreuz: durch seine Hingabe für die Vielen.
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