Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium
Kann uns Jesus überhaupt retten
Ein Gott, der sich taufen lässt wie Menschen, die ihre Sünden bekennen: Das gab es ja noch nie! Irgendwie scheint die Szene aus dem Evangelium für uns nicht stimmig. Die frühen Christen hatten Schwierigkeiten, diese Schriftstelle zu interpretieren. Und Nichtchristen argumentieren: Das ist widersprüchlich, entweder ist Jesus der Sohn Gottes oder er ist ein Sünder wie jeder andere Mensch. Kann uns Jesus überhaupt retten?
Diese Fragen beschäftigten Theologen seit Beginn des Christentums. Die Textstelle verunsicherte einfach. Heute sehen wir es etwas anders, fast schon gegenteilig: Die Taufe des Herrn ist gerade ein besonders wichtiges Element in unserem Glaubensverständnis. Der Bericht von der Taufe Jesu gilt als starkes Argument dafür, dass Jesus wirklich gelebt hat, und für die Treue seiner Jünger. Denn die Evangelisten hätten diese schwierige Stelle ja auch weglassen können. Sie berichten bewusst davon, um deutlich zu machen: Jesus hat es tatsächlich gegeben und er hat sich von Johannes taufen lassen.
Johannes der Täufer ist zunächst einmal überrascht. Er verkündet den Messias, der stärker ist als er selber, der mit dem Heiligen Geist taufen und irgendwann die Welt richten wird. Plötzlich erscheint Jesus und alles scheint durcheinander zu gehen. Die Rollen werden vertauscht: Jesus kommt nicht, um Johannes zu taufen. Jesus bittet Johannes um die Taufe. Kein Wunder, dass der sich zunächst sträubt. Nicht einmal Johannes als Vorläufer des Messias versteht Jesus und möchte sich nicht so einfach fügen. Erinnert uns sein Verhalten daran, dass auch wir selber uns nicht immer nach dem Willen Gottes richten wollen? Johannes der Täufer macht die Erfahrung, dass er seine alten Denkmuster verlassen muss. Denn der Messias ist anders, als er ihn sich vorgestellt hat. Die Gedanken und Pläne Gottes sind tiefgründiger als die des Täufers.
Jesus macht sich kleiner, als wir es uns vorstellen können. Die Taufe Jesu deutet an, dass Jesus später ins Reich des Todes hinabsteigen wird. Das bekennen wir jeden Sonntag im Credo. Jesus steigt hinab und nimmt bei der Auferstehung alle menschlichen Leiden und Nöte mit. Die Kirchenväter haben in der Taufe im Jordan ein Symbol für den Tod Jesu gesehen. Jesus rettet uns, und er tut dies als Geschenk für uns, ohne dass er es für sich selber tun müsste. Insofern ist das Fest „Taufe des Herrn“ schon ein Hinweis auf Karfreitag und Ostern.
Der Blick Gottes ist tiefer als unser menschlicher Blick. „Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht“ (Apg 10,34), hören wir in der zweiten Lesung den Apostel Petrus sagen. Im Volk Gottes ist jeder Mensch willkommen, unabhängig davon, zu welcher Nation er gehört und aus welcher Familie er stammt. Es ist auch nicht entscheidend, ob jemand schon als Kind religiös aufgewachsen ist oder vielleicht erst vor kurzem zum Glauben gefunden hat. Wichtig ist, dass wir von jetzt an treu zu Jesus gehören und ihm nachfolgen. Für die Menschen damals ist das eine völlig revolutionäre Ansicht. Für manche Menschen auch heute.
Durch die Taufe sagt Gott zu uns: Du bist mein geliebter Sohn, du bist meine geliebte Tochter. Das ist eine wertschätzende Ermutigung, den Gottesdienst am Sonntag auch während der Woche im Alltag fortzuführen.
Pfarrer Johannes Arweck; Nr. 2 vom 8. Januar 2023 – Evangelium Mt 3, 13–17
Auch die Taufe Jesu ist ein Epiphaniegeschehen:
Aufleuchten des sich offenbarenden Gottes.
Der Vater nennt Jesus,
der sich in die Reihe der Sünder gestellt hat,
seinen geliebten Sohn.
Der Geist Gottes ruht auf ihm,
er wird ihn in die Wüste hinausführen,
dann nach Galiläa, Jerusalem, Golgota.
In der Kraft dieses Geistes wird Jesus sich
als Opfer darbringen für die Sünde der Welt.
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