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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

05.10.2022

Kennen Sie Gottes Lieblingsbeschäftigung?

Das heutige Evangelium handelt von der Dankbarkeit Gott gegenüber.

Kennen Sie Gottes Lieblingsbeschäftigung?       Foto: Heberling

Wenn es uns schlecht geht oder wenn wir in großen Schwierigkeiten sind, dann geht uns meist leicht ein Bittgebet über die Lippen. Aber wie ist das, wenn ein Gebet erhört worden ist, wenn sich ein Problem gelöst hat, wenn wir in einem Anliegen weiter gekommen sind, finden wir dann auch Worte des Dankes Gott gegenüber?

Das Evangelium vom heutigen Sonntag handelt von einer Krankenheilung. Es wird berichtet: Jesus geht in das Grenzgebiet von Samarien. Da kommen ihm zehn Aussätzige entgegen und bitten um Heilung. Sie flehen Jesus an: „Meister, hab Erbarmen mit uns“. Dann wird die Heilung ganz knapp geschildert: Jesus schickt die Aussätzigen zu den Priestern und unterwegs werden sie rein. Aber nur einer kehrt um und bedankt sich und der ist ausgerechnet ein Samariter. „Wo sind die übrigen neun?“, fragt Jesus vorwurfsvoll. Und dann verweist Jesus auf den Glauben des Geheilten.

Das heutige Evangelium handelt von der Dankbarkeit Gott gegenüber. Der geheilte Samariter, der sich hinterher bei Gott bedankt, verkörpert den dankbaren Menschen. Er erinnert uns daran, dass wir uns für Geschenke, für Gaben und auch für Liebeserweise durch Gott bedanken. Mit Blick auf die anderen neun Geheilten wird deutlich, dass man das Danken sehr schnell vergessen kann. Kinder erinnern wir ja daran, sich zu bedanken, wenn sie etwas geschenkt bekommen haben. Aber wie ist das bei uns Erwachsenen? Finden wir Zeit und Gelegenheit, uns für die Geschenke des Lebens bei Gott und beim Mitmenschen, beim Partner oder bei den Kindern zu bedanken?

Das Wort danken hat mit denken und bedenken zu tun. Es geht darum, nachzudenken, was mir in meinem Leben alles an Gaben, Geschenken und auch Gnadenerweisen durch Gott zuteil geworden ist und immer noch wird. Es lohnt sich, darüber nachzusinnen, was im Leben alles gelungen ist, in Beziehung und Familie, im Beruf, im Verband, in der Pfarrei und in der Begegnung mit Mitmenschen. Und am Ende dieses Nachdenkens könnte es mich zu einer großen Danksagung drängen, die man so formulieren könnte: Lieber Gott ich danke dir für alles, was du mir an Gutem geschenkt hast. Aber nicht nur für das Gelungene und Gute gilt es zu danken, sondern auch für das Schwierige, Misslungene und Schwere. Denn gerade an Schwierigkeiten, Enttäuschungen und Verletzungen wachsen wir. Solche Erfahrungen bringen uns innerlich weiter.

Im Lateinischen heißt Dank gratia. Aber gratia bedeutet auch Gnade. Der Lateiner kennt einen inneren Zusammenhang von Dank und Gnade. Das Wort Gnade verweist auf Gott und erinnert uns daran, wie Gott uns anschaut. Voll Liebe schaut Jesus denjenigen an, der um Hilfe bittet, der krank und ausgestoßen ist. Und Jesus heilt ihn. 

Eine alte biblische Bitte lautet: „Lass dein Angesicht über uns leuchten, dann ist uns geholfen“. Angeschaut zu werden in Freundlichkeit und Güte, verändert das Leben. Die Härten verlieren ihre verletzenden Kanten. In diesem Blick Gottes dürfen wir uns geborgen wissen. Es ist der Blick, der uns eine Heimat und ein Zuhause schenkt. Und das Wort von der Gnade lässt uns verstehen, dass es Gottes Lieblingsbeschäftigung ist, den Menschen mit Freundlichkeit und Güte anzuschauen. Sich so angeschaut zu wissen, lässt eine tiefe Dankbarkeit im Herzen wachsen.

Dompropst Alfred Rottler, Nr. 41 vom 9. Oktober 2022 - Evangelium (Lk 17, 11–19)


28. Sonntag im Jahreskreis

Jeder Mensch braucht die Hilfe anderer, um leben zu können.
Wird sie ihm verweigert, so spricht man von Unmenschlichkeit.
Wer aber nur das und all das haben will, worauf er glaubt,
Anspruch zu haben, verliert dabei selber etwas wesentlich Menschliches:
die Fähigkeit, sich beschenken zu lassen und zu danken.
Gerade das Wertvollste: das Leben selbst und die Liebe,
kann uns nur geschenkt werden.

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