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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

06.09.2023

Nächstenliebe

Wenn Sie an ihre Kindheit zurückdenken, da kommen sicher bestimmte Bilder, Stimmen und Gerüche hoch … sehr viele schöne, so hoffe ich, aber natürlich auch weniger schöne. Auch die gehörten und gehören dazu. Ohne es zu beschönigen: machten uns wahrscheinlich „ready for life“.

Und dann sind da diese Worte und diese Sätze. Schöne und auch weniger Schöne. Mit welchen Phrasen sind Sie denn groß geworden? Setz dich gerade hin. – Iss nicht so schnell. – Sei nicht so laut. –Ok, das waren meine. Was waren denn Ihre? Denken Sie ruhig einen Moment nach. Mir fällt noch einer ein: Wir streiten nicht. Oder: wir streiten jetzt nicht.

Obwohl meine Familie eine ganz gute Streitkultur hat, sitzt dieser Satz so tief. Wie eingebrannt. Vielleicht ein Trend der Zeit damals? Damals? Ich bin ein Kind der 70er – bin mir aber sicher, dass er auch Generationen davor und danach geprägt hat. Bereits Matthäus war es anscheinend ein Anliegen diese Phrase und das damit verbundene Denkmuster zu durchbrechen. Er wollte verdeutlichen, dass Streit und Konflikte dazu gehören. Wo Menschen sind und wo Beziehung gelebt wird, ist es normal, dass Einstellungen, Ansichten und Meinungen auseinandergehen.

Nächstenliebe bedeutet nicht, nicht zu streiten. Nächstenliebe bedeutet auch sich auseinanderzusetzen mit dem Anderen, der Anderen. Es einander wert zu sein in den Konflikt zu gehen. Die Energie und die Zeit zu investieren. Und ja, auch in den Konflikt zu gehen – zu streiten. Natürlich ist das WIE wichtig. Und darum geht es nun bei Matthäus in seiner Rede zum praktischen Leben in der Gemeinde: Wie gehen wir miteinander um und welche Strategien zum Finden einer Lösung streben wir an? Er rät eben nicht zur Verdrängung oder zur Akzeptanz um des Friedens Willen. Er rät zum Gespräch unter vier Augen. Und erst wenn dieses Gespräch nichts bringt, dann rät er dazu, die Gemeinde hinzuzuziehen. Das Gerede untereinander, fränkisch „Getratsche“, soll unterlassen werden, denn es trägt nicht zur Lösung bei. Als Christinnen und Christen, die wir zu einer Gemeinde gehören, tragen wir auch Verantwortung nach außen. Wie wir auftreten und vor allem wie wir miteinander umgehen soll ausstrahlen. Wir müssen dies nicht alleine schaffen, sondern es ist ein Miteinander und unterstützt von Gottes Geist. Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen.

Diese Zusage Gottes gilt nicht nur für die harmonischen Zeiten des Zusammenseins, sondern gerade auch für die schwierigen Momente, in denen wir den Geist Gottes dringend brauchen. Der Geist Gottes, der nicht verurteilt und straft, sondern der Mut macht anders und neu zu denken und aufeinander zuzugehen. Dann kann ein Neuanfang entstehen, der die Liebe Gottes spüren lässt. Dann muss auch nichts mehr unter den Teppich gekehrt werden, weil es gerade nicht passt oder weil wir nicht verletzen wollen. Dann darf und muss wegen und mit dem Geist Gottes das, was mich bewegt in die Beziehung gegeben werden. Um sie zu schützen und zu stärken. Und dann wird er in dieser Beziehung sein. Darauf darf ich zählen: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

Gemeindereferentin Jacqueline Stößel, Bamberg Nr. 37 vom 10. September 2023 - Evangelium Mt 18, 15–20


Dreiundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis

Nicht nur durch falsche Lehren wird das Leben einer Gemeinde bedroht.
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Jeder Einzelne ist mitverantwortlich für die Entwicklung der Gemeinde.
Jeder, der gut denkt und handelt,
stärkt die Kraft des Guten in der Gemeinde Gottes.

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