Zum Inhalt springen

Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

09.03.2022

Sich von Tabormomenten im Leid trösten lassen

Mit dem heutigen Evangelium der Verklärung Christi auf dem Berg Tabor dürfen wir – mitten in der Fastenzeit – einen Blick in den Himmel werfen, dorthin, „wo unsere wahre Heimat“ ist, wie es im Philipperbrief heißt. Gerade in dunklen Stunden sind diese Ausrichtung und das erneute Bewusstmachen der christlichen Realität hilfreich, weil der Glaube eine Quelle der Zuversicht sein kann, auch wenn das Leid nach wie vor in der Welt ist.

Wie so oft steigt Jesus mit drei seiner Jünger auf einen Berg, um zu beten. Doch dieses Mal wird sinnlich wahrnehmbar, was den Menschen sonst verborgen geblieben ist: Während Jesus zu seinem Vater betet, wird er verklärt. Sein Antlitz und selbst sein Gewand beginnen von innen her zu leuchten und machen sichtbar, wer Jesus ist: Er ist das Licht selbst, der Sohn Gottes, der alle Macht besitzt. Bei der Verklärung wird der Schleier gelüftet, der das wahre Sein Jesu ansonsten in der Unscheinbarkeit verbirgt. Und doch ist Jesus in seiner „normalen“ Gestalt nicht weniger mächtig. Auch heute ist der verherrlichte Jesus in unscheinbaren Gestalten verborgen – und doch in seiner göttlichen Kraft wirklich gegenwärtig: in der Eucharistie, im Mitmenschen, in der Heiligen Schrift, um nur drei Gegenwartsweisen zu nennen. Wie die Jünger haben wir uns an diese alltägliche Gegenwart gewöhnt – und da kann es hilfreich sein, sich erneut bewusst zu machen und zu staunen, wer Gott eigentlich ist. Er ist ewig, unendlich, mächtig und groß – und hat dennoch Interesse an jedem Einzelnen.

Im Evangelium wird berichtet, dass auch Mose, als Repräsentant des Gesetzes, und Elija als Prophet in verklärter Gestalt erscheinen und mit Jesus über sein Ende in Jerusalem sprechen. Dabei ist aufschlussreich, dass die Erzählung der Verklärung Christi im Lukasevangelium von den Leidensankündigungen Jesu umrahmt ist. Einige Absätze weiter beginnt der Weg Jesu nach Jerusalem, wo Jesus am Kreuz sterben wird.

Wir treffen hier auf eines der großen Geheimnisse unseres Glaubens: Jesus hätte sich in seiner Macht, die er bei der Verklärung offenbart, dem Leiden entziehen können. Er nimmt es aber freiwillig auf sich. In der Verklärung erfährt Jesus, wie auch die Jünger „nur“ Trost für die Zeit des Leidens. Auch in unserem persönlichen Leben gibt es leidvolle Momente. Oft wird das Leid nicht weggenommen, doch kann es ein erlöstes Leiden werden, weil Jesus mit und für uns in das tiefste Leid hinabgestiegen ist und weil auch er uns für die Zeit des Leidens tröstet.

Das Leid des Alltags, die Minuszeichen in unserem Leben, können durch die Liebe, das Vertrauen auf Gott, zu einem Kreuz, einem Pluszeichen werden. Lassen wir uns diese Kraft von oben erneut schenken. Rufen wir in unserem Leid, das wir nicht verstehen können, zu ihm: Herr, ich verstehe ich dich nicht, aber ich vertraue dir.

„Auf ihn sollt ihr hören!“, so tönt die Stimme des Vaters aus der Wolke. Wie aber können wir Jesus heute hören? Um die Stimme Jesu zu hören, die oft im Trubel des Alltags oder durch die eigenen lauten Stimmen im Inneren übert.nt wird, ist es notwendig, seine Nähe zu suchen, still zu werden, die Bibel zu lesen, den Blick von sich auf die anderen zu richten und so einen Raum für Gott zu öffnen. Gott wird dann auch uns Tabormomente schenken, die uns im Leid trösten.

Pia Sommer, Nr. 11 vom 13. März 2022 - Evangelium (Lk 9, 28b–36)


2. Fastensonntag

Wer nicht sehen kann, ist ein armer Mensch,
wer nicht hören kann, vielleicht noch ärmer.
Vom Hören (= Wahrnehmen) geht der Weg zum Erfahren und Verstehen,
aber auch zum Horchen – Gehorchen und zum Tun.
„Auf ihn sollt ihr hören“:
Jesus ist für uns Gottes Wort und Wahrheit.
Hören können wir dieses Wort nur mit einem aufmerksamen Herzen,
das zum Gehorchen bereit ist.

Kontakt / Abo

Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt
Verlag und Redaktion
Luitpoldstraße 2, 85072 Eichstätt
Tel. (08421) 50-810

verlag(at)kirchenzeitung-eichstaett(dot)de
redaktion(at)kirchenzeitung-eichstaett(dot)de
anzeigen(at)kirchenzeitung-eichstaett(dot)de

Bezugspreise (ab Jan. 2024):

Durch die Agentur (Pfarramt) monatlich 8,80 € (7,60 € einschl. 7 % MWSt. + 2,45 € Zustellgebühr); durch die Post monatl. 10,05 €; Einzelnummer. 2,20 €.

.

Kündigungen des Abonnements unter Einhaltung der Kündigungsfrist von sechs Wochen zum Quartalsende: ausschließlich schriftlich gegenüber der Willibaldverlag GmbH, der Agentur oder per E-Mail an 

kuendigung(at)kirchenzeitung-eichstaett(dot)de

Keine Haftung bei Streik oder Fällen höherer Gewalt.