Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium
Vom rechten Umgang mit Geld und Besitz
Ein älterer Landwirt aus meinem Heimatort Schelldorf sagte einmal in einem Gespräch zu mir: „Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt.“ In der Tat gibt es reiche, sehr reiche Leute, die nicht unbedingt glücklich sind. Sie können sich zwar ungemein viel leisten, sind aber dennoch nicht zufrieden. Auf der anderen Seite kann man auch mit wenig Geld zufrieden und glücklich sein. Aber irgendwie stimmt es schon: Wenn man etwas Geld in der Rückhand hat, beruhigt das. Im Evangelium vom heutigen Sonntag bezeichnet Jesus das Geld mit dem abfälligen Begriff Mammon.
Die Evangelien geben uns nicht viel Auskunft über das Verhältnis Jesu zum Geld. Wir erfahren darin jedoch, dass Jesus die Tempelsteuer zahlte (Mt 16,27) und dass er die kaiserliche Steuer beglich. So heißt es in Mk 12,17: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist.“ Wir wissen weiter aus den Evangelien, dass der 12er-Kreis um Jesus eine Kasse hatte, die Judas Iskariot führte.
Aber insgesamt sieht Jesus Reichtum kritisch. Dazu finden wir eine ganze Reihe von Worten in den Evangelien. Ein besonders prägnantes ist in Mt 19,24: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher ins das Reich Gottes gelangt.“ Jesus betont immer wieder die Priorität des Einsatzes für Gottes Reich. Alles muss diesem Einsatz untergeordnet werden. So sagt er: „Euch muss es zuerst um sein Reich gehen (...), dann wird euch alles andere dazugegeben“.
Es gibt zwei sensible Themenbereiche, in denen die Glaubwürdigkeit von Institutionen so sehr auf die Probe gestellt wird, wie in sonst keinem anderen: Das ist zum einen der Umgang mit dem Thema Sexualität und mit dem sexuellen Empfinden von Menschen und zum anderen der Umgang mit Geld und Vermögen. Wir müssen da leider zugeben: In: beiden Bereichen hat die Kirche in den vergangen Jahren viel Vertrauen bei ihren Mitgliedern verspielt. Im Bistum Eichstätt haben wir das leidvoll mit dem Finanzskandal erfahren. Es war höchste Zeit, Transparenz und saubere Strukturen im Umgang mit Geld einzuführen.
Jesus spricht das im heutigen Evangelium sinngemäß an: „Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen“. Der heilige Franziskus meinte, dass es auch ohne Geld gehen müsse und er hat versucht, seine Brüdergemeinschaft ohne Geld und Vermögen zu organisieren. Dieser Versuch ist letztendlich gescheitert. Bereits sein Nachfolger als Ordensoberer hat das geändert und den Besitz von Geld und Vermögen erlaubt. Also, ohne Geld geht es auch nicht.
Was nun? Jesus spricht die mahnenden Worte: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“. Diese Worte stecken uns Christen wie ein Stachel im Fleisch, den wir nicht herausziehen können. Wir werden immer daran arbeiten müssen, den rechten Umgang mit Geld und Besitz zu pflegen. Und wir müssen wissen, dass einen das Streben nach Geld und Besitz sehr schnell beherrschen kann. Und dann ist der Weg zur Gier nicht mehr weit.
Insgesamt geht es um die rechte Priorisierung in unserem Leben. Zuerst kommt der Dienst für Gott und die Mitmenschen, dann erst kommen die materielle Sorge und der Umgang mit Geld. Das bedeutet: Nicht dem eigenen Vermögen (Besitz, Geld) gilt es zu vertrauen, sondern es geht darum, sich dem lebendigen Gott anzuvertrauen.
Dompropst Alfred Rottler, Nr. 38 vom 18. September 2022 - Evangelium (Lk 16, 1–13)
Die Armut ist keine Tugend und der Reichtum kein Laster.
Aber die Sucht, reicher und noch reicher zu werden,
schafft nicht nur soziale Konflikte; sie verdirbt den Menschen.
Ein solcher Mensch kann sich nicht mehr zwischen Gott und dem „Mammon“ entscheiden;
er hat seine Entscheidung längst getroffen.
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