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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

31.05.2023

Wem die Nikodemusstunde schlägt

Wem die Nikodemusstunde schlägt

Man könnte sagen, nach all den hohen Feiertagen, nach der unfassbaren Erfahrung von Ostern, nach der folgenden 40-tägigen Zeit der Vergegenwärtigung, nach Pfingsten, der letztgültigen Vergewisserung, nach all diesen Highlights unseres Glaubenslebens, beginnt mit diesem Sonntag eine lange Zeit der Bewährung. Was das Lesejahr betrifft und auch liturgisch stehen uns sozusagen die Mühen der Ebene bevor. Das Ziel ist der Christkönigssonntag, mit dem das Kirchenjahr enden wird.

Und als wenn an dieser Schwelle noch einmal alles Wesentliche zusammengefasst werden soll, erinnert der Text des Johannesevangeliums an diesem Sonntag in nicht zu überbietender Klarheit an die Grundwahrheiten: an Gottes übergroße Liebe, das unvorstellbar große Opfer, das er bringt zur Rettung der Menschen, und dass wer glaubt, nicht gerichtet, sondern gerettet ist.

Die Schriftstelle hat es in sich und wer sich gewappnet fühlt, theologisch Hochprozentiges zu verarbeiten, der sollte das gesamte Gespräch (Joh 3,1-21) zwischen dem Pharisäer Nikodemus und Jesus nachlesen.

In der Nacht sucht der schriftgelehrte Mann („Lehrer Israels“) Jesus auf. Weniger Beleg dafür, dass die ganz und gar nicht opportune Begegnung der beiden möglichst heimlich stattfinden sollte, als für einen anderen „Brauch“: religiös-theologische Gespräche wurden bevorzugt in den Nachtstunden geführt, wissen einige Exegeten. Nikodemus kommt zu Jesus, weil er Klarheit darüber will, was damit gemeint sei, wenn Jesus davon spricht, dass der Mensch von neuem geboren werden müsse: „Wie kann ein Mensch, der schon alt ist, geboren werden? Er kann doch nicht in den Schoß seiner Mutter zurückkehren und ein zweites Mal geboren werden.“

Jesus erklärt Nikodemus, was es heißt, aus Wasser und Geist geboren zu sein. Mit einem Beispiel aus der Geschichte Israels – „wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat“ – erklärt er, warum der Menschensohn erhöht werden musste: „Damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat.“ In den folgenden Versen tauchen dann all die Begriffe, Wendungen, Bilder und Vergleiche der johanneischen Theologie auf, die seit Nikodemus bis heute so viele, die ihnen begegnen, herausfordern oder überfordern.

Wie Nikodemus würden wir nur zu gerne bekennen, dass wir Sendung und Auftrag Jesu verstanden haben („Wir wissen, du bist ein Lehrer, der von Gott gekommen ist“). Aber wie er bleiben wir erst einmal verwundert und fragend zurück.

Dafür sind sie gut die kommenden Wochen und Monate des Lesejahres, in denen wir Text für Text, Stück um Stück, ein vollständigeres Bild bekommen können.

Michael Heberling, Nr. 23 vom 4. Juni 2023 - Evangelium Joh 3, 16–18


Dreifaltigkeitssonntag

Der Gott des Neuen Bundes ist kein anderer als der des Alten Bundes:
der verborgene Gott, das große Geheimnis, aber zugleich der Gott, der „herabkommt“, sich öffnet und in sein eigenes Leben hineinzieht.
„Wir haben seine Herrlichkeit gesehen“, schreibt der Evangelist Johannes:
die Herrlichkeit des Sohnes, die keine andere ist als die des Vaters:
der Glanz seiner Heiligkeit, die Macht seiner Liebe.
Und wir haben den Geist empfangen, der uns zu Kindern Gottes macht.
„Der Geist selber bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind“ (Röm 8, 16).

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