Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium
Wie ein Licht auf einem Leuchter sein
Ihr seid das Licht der Welt (Mt 5,14), sagt Jesus zu seinen Jüngern. Das Licht kommt auch bei uns in zahlreichen Redewendungen vor: „Mir geht ein Licht auf“, „Licht ins Dunkel bringen“, oder auch: „Wo viel Licht ist, ist viel Schatten“.
Im biblischen Zusammenhang überrascht die Formulierung. Denn als Licht der Welt gilt eigentlich Jesus selbst. Immerhin sagt er: „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh 8,12). Jesus bezieht die Jünger in sein Wirken mit ein. Sie sollen das Licht wieder an andere weitergeben.
Dann verweist Jesus auf eine Stadt auf dem Berg. Wahrscheinlich spielt er auf die hügelige Landschaft mit den kleinen Ortschaften in Galiläa an. Vielleicht denkt er an die Stadt Sepphoris, wo er möglicherweise als Handwerker gearbeitet hat. Tagsüber ist eine Stadt auf einem Berg leicht sichtbar, und nachts sieht man ihre Lichter scheinen. Eine so gelegene Stadt kann sich nicht verstecken, gleichgültig zu welcher Tageszeit. Betrachtet man das im Zusammenhang mit dem Auftrag Licht zu sein, dann bedeutet das: Die Jünger sollen immer als Jünger erkennbar sein – Tag und Nacht. In allem, was sie tun, sollen sie zeigen, dass sie zu Gott gehören und sollen vorbildlich auftreten. Man kann echte Jünger gar nicht übersehen, egal in welcher Situation. Im Deutschen sprechen wir auch davon, dass jemand eine besondere Ausstrahlung hat. Dabei geht es weniger um Argumente und Rhetorik, als um die innere Freude, die für andere spürbar wird.
Ebenfalls bei uns sprichwörtlich geworden ist nächste Satz im Evangelium: „Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus.“ (Mt 5,15)
Stellen wir uns einmal vor, wie in der Antike ein Licht entzündet wurde. Man hatte kein Feuerzeug und auch keine Taschenlampenfunktion auf dem Handy. Mit Licht ist damals ein schlichtes Tongefäß gemeint, in das Öl eingegossen wird. Dann kann der Docht entzündet werden und man füllt immer wieder Öl nach. Eine solche Lampe war ein ganz normaler Alltagsgegenstand, entsprechend häufig findet man bei Ausgrabungen noch heute solche Öllampen. Jesus bezieht sich also auch bei diesem Vergleich auf einen Gegenstand, den seine damaligen Zuhörer gut kennen.
Ein Licht entzündet man, weil man es hell haben möchte. Deshalb kommt niemand auf die Idee, die gerade angezündete Lampe gleich wieder abzudecken. Wenn das Licht maximal ausgenutzt werden soll, dann bedient man sich am besten eines Leuchters – dann leuchtet es „allen im Haus“. Wenn man nun bedenkt, dass die meisten Häuser der einfachen Menschen damals aus nur einem einzigen Raum bestehen, dann wird klar, dass eine einzelne Lampe tatsächlich das ganze Haus erhellen kann. Und hier liegt auch der Auftrag an die Jünger.
Sie sollen wie ein Licht auf einem Leuchter sein, sie sollen die ganze Umgebung erhellen. Die anderen Menschen sollen die „guten Taten“ (Mt 5,16) sehen. Denn die Verkündigung der frohen Botschaft muss eingebettet in ein glaubwürdiges Verhalten sein. Am Ende sollen alle Menschen Zugang zu einer persönlichen Beziehung mit Gott finden und ihn preisen.
„Licht der Welt“, das ist ein starkes Bildwort Jesu, für uns heute genauso einleuchtend wie für die Menschen damals. Für wen in unserem Umfeld könnten wir in der kommenden Woche leuchten?
Pfarrer Johannes Arweck, Nr. 6 vom 5. Februar 2023 - Evangelium Mt 5, 13–16
Wir ehren Gott dadurch, dass wir sein Wort ernst nehmen; dass wir glauben, was er uns sagt, und tun. was er fordert. Auf die Taten kommt es an, nicht auf die Reden. Was wir heute tun, entscheidet, wie die Welt morgen aussehen wird. Es kommt nicht auf die sichtbare Größe unserer Taten an; wenn durch mein Tun für einen anderen Menschen die Nähe Gottes erfahrbar wird, dann hat Gott durch mich Großes getan.
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