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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

18.01.2023

Wie können wir zu Menschenfischern werden?

Wie können wir zu Menschenfischern werden?

Wie können wir zu Menschenfischern werden?  Foto: C. Herrmann

Das Evangelium dieses Sonntags erinnert in seinem Aufbau an den Trailer eines Kinofilms. Eine dunkle, trostlose Situation wird dargestellt. Dann ein Hoffnungsschimmer: Jesus kündigt das Himmelreich an – Schnitt - und Zoom auf die Fischer, die sich scheinbar naiv auf Jesu Ruf einlassen. Keiner weiß, warum. Zum Schluss noch ein kurzer neugierig machender Ausblick. Wie das wohl ausgehen wird?

Die zunächst idyllische Szene am See betrachtet man mit zunehmendem Alter vielleicht eher argwöhnisch. Da sind zwei Brüderpaare, die, mitten in ihrer Arbeit unterbrochen, alles stehen und liegen lassen, zurücklassen, loslassen, um sich auf Jesus einzulassen. Das ist nicht nur ein Wagnis, das ist schon eine Zumutung für alle Beteiligten. Bei Johannes und Jakobus bleibt ein Vater allein mit der schweren Arbeit des Fischfangs zurück. Zumindest bei Simon Petrus wissen wir, dass er verheiratet war und somit seine Frau (und vielleicht auch Kinder?) alleine ließ, die in der damaligen Zeit ohne den Verdienst ihres Mannes mittellos waren. Wie lässt sich dieser plötzliche Aufbruch erklären?

Der Text beginnt damit, dass Jesus von der Wüste nach Galiläa zurückkehrt. Nach der Gefangennahme Johannes des Täufers lässt er sich in einer Gegend am See Genezareth nieder, die berüchtigt war für ihre Gottlosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Er taucht am Seeufer auf und verkündet: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe!“ Für die Menschen offenbar ein Schlüsselwort, das all das in naher Zukunft verheißt, was schon so lange versprochen war und wonach sie sich so sehnen. Eine Zeitenwende! Jetzt! Endlich! Und zwar nicht eine Zeitenwende wie in unserer Zeit, weil plötzlich ein verheerender Krieg ausgebrochen ist, sondern umgekehrt, weil nach der zermürbenden Zeit der Unterdrückung eine Befreiung greifbar nahe erscheint. Das ist sozusagen die Überschrift für die Berufungsgeschichte und letztlich für Jesu Leben mit seinen Jüngerinnen und Jüngern. Nur mit dieser großen Sehnsucht nach etwas lichtvollem in ihrem Leben, ist ihr plötzlicher Aufbruch und ihre vertrauensvolle Nachfolge zu erklären.

Und wir, seine Jünger und Jüngerinnen von heute? Haben wir auch noch diese Sehnsucht nach mehr? Die Situation damals hält auch einige spannende Aspekte für uns heute bereit. Fischer am See Genezareth begannen nachts mit dem Auswerfen der Netze. In der dunkelsten Stunde kommt Jesus und ruft die Fischer. Auch in unseren dunkelsten Stunden, kann etwas ganz Neues beginnen. Vielleicht sind wir gerade da offen dafür. Der Herr unterbricht die Fischer in der Arbeit. Nicht dann, wenn wir fertig sind und zufrieden brauchen wir Jesus am dringendsten, sondern er ruft hinein in unser unfertiges und unvollkommenes Leben.

Die Fischer waren erwartungsvolle, einfache und geduldige Menschen. Sie brauchten den täglichen Fang, um zu überleben. Also mussten sie auch vertrauensvoll sein. Vielleicht sind das die Eigenschaften, die Menschenfischer brauchen? Damals waren es Petrus und Andreas, Jakobus und Johannes. Heute sind wir es, du und ich.            

Christiane Herrmann, Nr. 4 vom 22. Januar 2023 – Evangelium Mt 4, 12–23


3. Sonntag im Jahreskreis

Das Evangelium vom Reich Gottes, d. h. von der anbrechenden Gottesherrschaft,
ist gute Nachricht für den, der sich darauf einlässt.
Verstanden wird sie vom Menschen in dem Maß,
als er sich in die Nachfolge Jesu begibt und anfängt,
ein anderer Mensch zu werden:
ein Mensch in der Freiheit, die Gott ihm gibt.

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