6.502 Minis – von Abenberg bis Zell
Als Leiterin des diözesanen Ministrantenreferats hat Sarah Hairbucher viel mit Kindern und Jugendlichen zu tun. In letzter Zeit brütete sie dagegen häufig über Statistiken. Mit Unterstützung von Datenverarbeitungs-Fachleuten aus dem Bischöflichen Ordinariat hat sie die Fragebögen der neuesten Ministrantenzählung ausgewertet und kann nun brandaktuelle Zahlen präsentieren.
Werte der Erhebung vom Herbst 2015 zeigen: Rückgang geringer als erwartet
So wurden im Bistum insgesamt 6.502 Aktive gemeldet, was nur einen geringen Rückgang im Vergleich zur letzten Zählung von 2008 bedeutet. Aufgrund des demographischen Rückgangs „hätte ich eigentlich mit weniger Minis gerechnet“, zeigt sich Hairbucher angenehm überrascht. Was sie richtig freut: Jedes fünfte katholisch getaufte Kind zwischen neun und zwölf Jahren ist im Bistum Eichstätt Ministrant. Bei den 13- bis 17-Jährigen sind es immerhin noch 14 Prozent.
Rekord-Rücklauf
Beim Jahrestreffen der deutschsprachigen Ministranten-Referenten im Mai 2015 hatten Hairbucher und ihre Kollegen den Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz erhalten, nach sieben Jahren wieder eine bundesweite Ministrantenzählung durchzuführen. Stichtag für alle Diözesen war der 31. Oktober. „Wir bayerischen Kollegen haben gleich beschlossen, einen einheitlichen Fragebogen zu erstellen, um eine Vergleichsgrundlage zu haben“, erzählt die 29-Jährige. Eines steht inzwischen fest: „Wir haben eine der höchsten Rücklaufquoten bayernweit“, kann die Ministrantenreferentin berichten. 95 Prozent aller Pfarreien im Bistum Eichstätt, die im vergangenen September den Erhebungsbogen zugesandt bekommen hatten, haben ihn beantwortet. Hairbucher freut sich über diese breite Mitwirkung, weil sie zeige, „dass die Hauptamtlichen die Ministrantenarbeit wertschätzen“. Im Anschreiben, das dem Fragebogen beilag, hatten Hairbucher und Diözesanjugendpfarrer Domvikar Christoph Witczak die Hintergründe der Erhebung erläutert: Veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Verankerungen des Glaubenslebens in den Familien, unterschiedliche Schulform- und Berufsausbildungskonzeptionen gingen an der Ministrantenpastoral nicht spurlos vorbei. Die Verantwortlichen wollten daher wissen, „wie es unter diesen Bedingungen den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen geht, die den Ministrantendienst ausüben und denen, die diesen Dienst begleiten“. 2008 hatte die Zählung 6.527 Minis im Bistum Eichstätt ergeben – wobei der Rücklauf seinerzeit nur bei knapp 80 Prozent lag und die Minis etlicher, meist kleiner Pfarreien nicht in die Statistik einflossen. Hochrechnungen hin oder her – Hairbucher ist auch mit dem Ergebnis von 2015 zufrieden. Schließlich ist aufgrund sinkender Geburtenraten in den vergangenen sieben Jahren die Zahl der Erstkommunionkinder im Bistum um 30 Prozent zurückgegangen.
Ab 17 wird es dünn
Etwas überrascht hat die Referentin, dass das Geschlechterverhältnis zwischen den Minis – wie schon 2008 – nahezu 50:50 beträgt. „Rein vom Erleben bei Großveranstaltungen hätte ich gesagt: zwei Drittel Mädchen“, meint sie und nennt als Beispiel die Anmeldezahlen für die bevorstehende Romfahrt (siehe Beitrag links): 200 Mädchen und 130 Jungen. Fast gleich stark vertreten sind die Altersgruppen der neun- bis zwölfjährigen (45,25 Prozent) und der 13- bis 17-jährigen (48,60 Prozent) Minis. „Darüber nimmt es deutlich ab“, verweist Hairbucher auf den Anteil 18- bis 22-Jähriger von 6,14 Prozent. „Ich merke es aber bei unseren Veranstaltungen, wie wichtig es ist, volljährige Minis zu haben, die für die Jüngeren auch Vorbildfunktion übernehmen können“, ermuntert sie die Jugendlichen, länger am Ball – sprich Altar – zu bleiben. Viele zögen allein deshalb schon mit 13, 14 einen Schlussstrich, weil es in ihrer Pfarrei so üblich sei. Auch die Frage, wer die Minis betreut und schult, war Bestandteil des Erhebungsbogens. Dabei ergab sich im Vergleich zu 2008 eine deutliche Verschiebung vom Haupt- aufs Ehrenamt. Waren seinerzeit noch zu 49 Prozent die Priester als Mitwirkende in der Ministrantenpastoral benannt worden, so sind es jetzt nur noch 18 Prozent. Oberministranten oder ehrenamtlich tätige Erwachsene treten zunehmend an ihre Stelle.
Die Leiter von Ministranten-Gruppenstunden sind großteils zwischen 14 und 16 Jahre alt. Aber auch elf- bis 13-Jährige werden in neun Prozent der Pfarreien als Gruppenleiter eingesetzt – was Hairbucher zu früh findet. Denn „die sind in einem Alter, in dem sie selbst noch ausgebildet werden und Gruppenstunden als Teilnehmer erfahren sollen“. Solche Gruppenstunden werden in ganz unterschiedlicher Regelmäßigkeit angeboten, wie die Fragebögen Auskunft geben. Jeweils knapp sieben Prozent der befragten Pfarreien kreuzten „wöchentlich“ oder „14-tägig“ an, „monatlich“ sagten 22 Prozent, „unregelmäßig“ 44 Prozent. Der Rest bietet gar keine Gruppenstunden an. „Viele Pfarreien haben aber ein festes Zeltlager, ein Mini-Wochenende oder einen Ausflug“, weiß Hairbucher. „Auch das ist wichtig. Hauptsache, es wird neben dem Ministrieren noch etwas angeboten, wo Gemeinschaft erlebt werden kann.“ Wie ein Ausflug in den Vergnügungspark noch zusätzlich aufgewertet werden kann, beschreibt sie am Beispiel der Eichstätter Domministranten: „Die waren im Europapark Rust und auf dem Heimweg haben sie noch die Minis einer Pfarrei bei Freiburg besucht, die sie bei der Rom-Wallfahrt der Ministranten kennengelernt hatten.“
Von 1 bis 91
Nachdem alle Pfarreien – von A wie Abenberg bis Z wie Zell – ihre Ministrantenzahl gemeldet hatten, ergab sich ein Durchschnittswert von 26,5. Darin enthalten sind große Stadtpfarreien wie Neumarkt/ St. Johannes mit mehr als 90 Minis, oder die altehrwürdige Eichstätter Dompfarrei mit 80. In vielen Dorfpfarreien steht dagegen nur eine Handvoll Mädchen und Jungen für den Ministrantendienst zur Verfügung. Eine kleine Diasporapfarrei meldet gar einen einzigen aktiven Ministranten. Was die Befragung für Hairbucher wertvoll macht sind aber nicht allein die Zahlen. Die Aktion bot den Pfarreien auch Gelegenheit, Fragen oder Anregungen loszuwerden. Die reichten von der Software für das Erstellen von Ministrantenplänen bis zum Schulungs-Video für angehende Minis. „Es hat mich gefreut, dass so viele Ideen kommen“, sagt Hairbucher, die über die Fragebogenaktion auch an viele wertvolle Adressen von künftigen Ansprechpartnern kam. „Für mich ist das eine Riesenchance“, freut sie sich, künftig noch gezielter zu Veranstaltungen einladen zu können. Am 26. Juni etwa plant sie ein Treffen für Oberministranten im Eichstätter Priesterseminar. Allen Fußball-Fans verrät sie schon jetzt: „Das EM- Achtelfinale werden wir integrieren.“
Schon im Herbst hatte Hairbucher angeboten, die Ergebnisse und Tendenzen der Ministrantenerhebung auch auf den Dekanatskonferenzen vorzustellen. Sie freut sich auf Einladungen, wie sie sie vom Dekanat Eichstätt schon bekommen hat. Kein Wunder, dass Dekanatsreferent Markus Wittmann großes Interesse an der Ministrantenarbeit hat – war er doch Hairbuchers Vorgänger.
Gabi Gess, Kirchenzeitung Nr. 12 vom 20. März 2016
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