„Das war’s auf jeden Fall wert“
Das Bistum Eichstätt hat sie wieder: 82 junge Menschen sind vom Weltjugendtag (WJT)in Portugal zurückgekommen. Müde, weil sie viele Stunden bei schweißtreibenden Temperaturen auf den Beinen waren, aber auch erfüllt von Gemeinschaft und Glaubenserfahrung. Nicht anders erging es Bischof Gregor Maria Hanke, der einige Tage dabei war.
Das Bistum Eichstätt hatte einen der Katechesen-Orte beim WJT selbst betreut. Neben Bischof Hanke waren in der Kirche St. Antonio auch der Hamburger Erzbischof Dr. Stefan Heße und der Mainzer Weihbischof Udo Markus Bentz dabei.
Der Eichstätter Bischof ging in seiner Katechese auf das Motto des Weltjugendtags „Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg“, ein. „Maria war Trägerin des Wortes Gottes“, erklärte Hanke, „auch wir sind das durch Taufe und Firmung.“ Gott habe den Gläubigen damit eine unwahrscheinliche Kraft gegeben, das Leben, die Welt und die Schöpfung zu gestalten. Hanke zeigte sich begeistert von der Stimmung beim Weltjugendtag: „Die Menschen haben eine Freude, dass sie hier sein können, dass sie miteinander beten, singen können. Das steckt an, ich muss sagen, das ist wie eine Kur“, übermittelt er an seine Pressestelle – und bestätigt das auch der KiZ am Telefon: „Ich werde hier wieder jung“, freut sich Hanke. Auf den bevor- stehenden Papst-Empfang angesprochen, versichert der Bischof, dass er sich nicht unter den Block der geistlichen Würdenträger mischen werde: „Ich bleib‘ bei meinen Eichstätter Jugendlichen!“
Diözesanjugendpfarrer Korbinian Müller blickt am Telefon auf ein Highlight des Vortags zurück: einen Ausflug zum Cabo da Roca, dem westlichsten Punkt des europäischen Festlands. An diesem „völlig einsamen und fast schon verwunschenen Ort“ habe die Gruppe eine Flasche mit Wünschen ins Meer ge-worfen, sei über die Klippen gewandert und dabei über Gott und die Welt ins Gespräch gekommen. Aktuell, so erzählt Müller, „sind wir im Deutschen Pilgerzentrum, „da ist es gerammelt voll, das ist wie ein großes Familientreffen.“ Der Treffpunkt der Deutschen WJT-Gäste befindet sich im Goethe-Institut Lissabon. Einer der Programmpunkte ist dort eine Veranstaltung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) über „Klimagerechtigkeit und Kolonialismus“.
Zwei Tage später, am Freitag, sind Anne-Louise Dubois und Annika Verweyen, beide 15 Jahre alt und Leiter-Ministrantinnen in Gerolfing, am KiZ-Telefon. Die zwei sind zum ersten Mal bei einem WJT dabei und kommen „super zurecht“, wie Annika erzählt. „Wir waren gerade beim Kreuzweg“, berichtet Anne-Louise noch ganz außer Atem, „und diesmal haben wir den Papst tatsächlich gesehen. Wir waren in einer kleinen Gruppe unterwegs und haben es bis ganz nach vorn geschafft. Gestern abend, bei der Begrüßung, sind wir zu spät gekommen, da war der Papst schon vorbeigefahren, als wir ankamen. Aber gehört haben wir ihn.“ „Er hat gestern echt gute Sachen gesagt“, ergänzt Annika, „darüber haben wir heute vormittag auch noch in der Katechese geredet. Zum Beispiel, dass Gott nicht mit dem Finger auf uns zeigt und uns beurteilt, sondern dass er seine Arme ausbreitet für alle“.
Sehr gut hätten es die Eichstätter mit dem ihnen zugeteilten Quartier getroffen, freuen sich die beiden Teenies. „Wir sind in einer Schule in Klassenzimmern untergebracht, immer in Gruppen zu 15“, erzählt Anne-Louise. „Das ist großer Luxus, im Gegensatz zu manchen anderen, die mit 500 Leuten in einer Turnhalle schlafen. Wir haben hier viele Steckdosen und auch Einzelduschen, da haben wir echt Glück gehabt!“ Nun freut sie sich schon auf den folgenden Tag, wenn sie und ihre Gruppe zum Abschlussgelände, dem Tejo-Park pilgern werden. Dort ist für Samstagabend die Vigilfeier und tags darauf die große Aussendungsmesse mit dem Papst geplant. „Da übernachten wir alle zusammen auf freiem Feld“, berichtet Anne-Louise, die regelmäßig Fotos von ihrer spannenden Zeit in Portugal in die Familien-Whatsapp-Gruppe stellt. Für die beiden Gerolfinger Minis steht jetzt schon fest, dass sich die Fahrt gelohnt hat. Der WJT habe ihr vor Augen geführt, „welch große Gemeinschaft hinter mir steht“, meint Annika. „Und“, fügt sie verschmitzt hinzu, „hinter Jesus natürlich“.
Wieder drei Tage später, am Abreise-Montag: „Wir sind heut um vier Uhr früh aufgestanden“, erzählt der Diözesanjugendpfarrer morgens in der Abflughalle. Gleich werde die erste Hälfte der Eichstätter Pilgergruppe aufbrechen, „die zweite Hälfte fliegt dann nachmittags“. Ihr gehört zum Beispiel der 17-jährige Oberministrant Julius Mederer aus Berg bei Neumarkt an. Nach der diözesanen Mininstrantenwallfahrt 2022 in Rom hatte er mit einigen Freunden beschlossen: „Für den WJT melden wir uns auch an“. Und, so sein Fazit: „Das war‘ s auf jeden Fall wert!“
Konnte der Papst junge Leute mit seinen Worten „Fürchtet euch nicht“ ermutigen? Wo doch Kriege und Klimawandel vielen die Hoffnung rauben? Natürlich können man das nicht ignorieren, überlegt Julius, „man muss sich schon anschauen, was auf der Welt passiert“. Und doch habe ihm die Botschaft des Papstes, die sich immer wieder durch seine Worte zog, Zuversicht gegeben. Vigil und Abschlussmesse waren für den jungen Oberpfälzer im Rückblick die Highlights: „Das war einzigartig, auch wenn die elf Kilometer zu Fuß bei 40 Grad schon sehr anstrengend waren“. Viele Erinnerungen nimmt er auch von den „Tagen der Begegnung“ in Aveiro mit nach Hause: „Gleich am zweiten Tag gab es ein Riesenfestival mit verschiedenen Nationen auf der Bühne. Da waren zwei Freunde aus Berg als Schuhplattler dabei.“
Wie für Julius, ist es auch für die 25-jährige Franziska Mayer aus Ingolstadt der erste WJT. Sie habe sich in letzter Zeit viel mit dem Glauben beschäftigt und auch an diözesanen Angeboten teilgenommen, erzählt die junge Frau. „Definitiv“ hätten sie die Tage in Portugal nochmals bestärkt auf ihrem Weg, „das war eine wahnsinnige Erfahrung: So viele Menschen, die gemeinsam glauben. Einmal gab es einen geistigen Impuls mitten auf dem Gehweg und keiner hat komisch geschaut.“
Manche Medien schilderten den Weltjugendtag als Aufeinandertreffen unterschiedlicher Ansichten zur Zukunft der Kirche. Klar, meint Teilnehmerin Franziska auf Nachfrage, „Glaube heißt ja nicht, dass man mit allen Entscheidungen der Kirche konform geht. Aber gerade dieser Glaube sei eben auch der gemeinsame Nenner auf dem Weltjugendtag gewesen, „das hat man definitiv gespürt.“ Für sie persönlich seien die abschließenden großen Feiern im Tejo-Park „etwas ganz Anderes gewesen, als ich es jemals erlebt habe. Erst der lange Fußweg dorthin, wirklich unter Anstrengung. Dann aber die friedliche und freundliche Stimmung, der Moment der Stille in der Vigil – und das bei diesen vielen, vielen Menschen.“
Für Domvikar Müller, der dem Organisationsstab des portugiesischen Weltjugendtags ein dickes Kompliment macht, war es bereits die vierte WJT-Teilnahme. Es sei seine bisher intensivste gewesen, meint er am Ende und verweist auf die 82 jungen Leute, mit denen er unterwegs war: „Was sie sich zugetraut haben, wie sie ihre Grenzen neu definiert haben, auch Grenzen, wie Glaube möglich ist, wie sie sich eingelassen haben, mitgegangen sind“, das sei eine schöne Erfahrung gewesen.
Gabi Gess
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