Erbnachlass mit 400 ovalen Schätzen
Vor einigen Jahren meldete sich Anna-Elisabeth Schwarzmeier bei Regionaloberin Schwester Edith Heubl. Sie lud die Leiterin des Ingolstädter Klosters Gnadenthal zu sich nach Hause ein, um eine Sammlung von kunstvoll gestalteten Eiern zu begutachten. Heubl und einige Mitschwestern besuchten Schwarzmeier, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als junges Mädchen bei den Franziskanerinnen die Kloster-Schule besucht hatte. Sie bot dem Kloster ihre umfangreiche Eier-Sammlung an. Die Ordensfrauen waren begeistert von den kleinen und großen Eiern, von den verschiedenen Stilen und Motiven. Wenige Wochen nach dem Besuch verstarb Schwarzmeier und Kloster Gnadenthal erbte einige Hundert Eier. Mit Hilfe von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aus dem Freundeskreis des Klosters gelangten im Januar 2019 unzählige Kisten und Kartons ins Kloster. Schwester Edith machte sich an die Arbeit und holte Informationen ein, woher die Eier stammten, welcheKünstlerinnen und Künstler sie gefertigt hatten. „Ich war sogar auf einem Kunstmarkt in Gräfeling“, erzählt die Regionaloberin im Gespräch mit der KiZ. Dort erfuhr sie, dass Schwarzmeier durchaus gezielt Eier anfertigen ließ und kaufte. Die Sammlerin war vielen Fachleuten ein Begriff und alle bescheinigten der Sammlung einen durchaus hohen künstlerischen Wert. Unter den geerbten Stücken waren etliche Eier von Uschi A. Wittig. Die heute 88-jährige Ingolstädterin gestaltete ihre Kunst-Eier überwiegend mit Aquarellfarben. Dazu nutzte sie komplett ausgeblasene, hygienisch reine Eier. Jetzt finden sich einige ihrer Werke in der kleinen Ausstellung „Kunst am Ei“, die noch bis 16. April im Kloster Gnadenthal gezeigt wird.
Wellensittich und Huhn
Zu sehen sind dort im zweiten Stock des Klostergebäudes rund 300 aus der über 400 Eier umfassenden Schwarzmeier-Sammlung. In den Vitrinen finden sich Eier von Hühnern und Straußen, Eier aus Holz und auch eines von einem Wellensittich. Bis auf zwei Objekte sind alle ausgeblasen, berichtet Schwester Edith. Auf manchen Eiern, wie denen von Wittig, sind Naturmotive, andere zeigen Märchen-Szenen und viele haben religiöse Darstellungen. Da gibt es die Arche Noah mit mehr als zwei Dutzend Tier-Paaren in Wachs modelliert, Jesu Einzug in Jerusalem auf einem Esel oder die 14 Nothelfer, gemalt mit Kasein-Farben
Ähnlichkeit mit einem Flügel-Altar hat ein Straußen-Ei mit filigranen Klosterarbeiten. Zwei Türen lassen sich aufklappen und zu sehen ist in der Mitte: Jesus. Oben auf dem Ei gibt es eine Kurbel und wenn man daran dreht, erscheint auf der Rückseite das leere Kreuz. Ein anderes Straußen-Ei ist von der Künstlerin Gudrun Galler gestaltet worden. Sie hat Jesus den Auferstanden gemalt und die Rückseite des Eis geöffnet und dort mit kleinen Zinnfiguren die Kreuzigungsszene dargestellt. In der Ausstellung findet sich übrigens auch ein fast 70 Jahre altes bemaltes Ei der 1991 verstorbenen Gnadenthal-Schwester M. Euphemia Blaschke: Es zeigt das Lamm mit den sieben Siegeln. Schwester Euphemia hat 1955 unter anderem auch den Raum in der Technik der Enkaustik (mit flüssigen Wachsmalfarben) ausgemalt, in dem sich die Heilige Stiege befindet. Die Ausstellungsbesucher können sie auf dem Weg durch das Haus sehen.
Neben bemalten Eiern gibt es filigran gekratzte, perforierte, gebatikte und geätzte Objekte, Eier, die bestickt und Scherenschnitte, die aufgeklebt sind. Viele Eier sind von Künstlerinnen und Künstlern aus dem süddeutschen Raum, es seien aber auch drei bestickte Eier aus Frankreich und eines aus der Schweiz ausgestellt, berichtet Schwester Edith. Unter den gezeigten Objekten, so vermutet sie, seien auch Eier aus Russland, der Türkei und den Niederlanden. Eine internationale, bunte Vielfalt an ovalen Kunstwerken.
Andrea Franzetti
Die Ausstellung „Kunst am Ei“ ist geöffnet am Ostermontag,
10. April, sowie am Sonntag,
16. April, jeweils von 14-17 Uhr.
Einen Hörfunkbeitrag gibt es unter: bistum-eichstaett.de/radiok1.
Weitere Info: www.gnadenthal-ingolstadt.de.
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