Es ist ein Versuch, Gesicht zu zeigen
Wie erreicht die Kirche die Menschen? Über Jahrhunderte stellte sich diese Frage gar nicht: Schließlich kamen die Leute ganz von selbst zum Gottesdienst, Sonntag für Sonntag. Und mit dem regelmäßigen Kirchgang war auch die Vernetzung innerhalb der Gemeinde gewährleistet. Heute, in Zeiten immer spärlicher gefüllter Gotteshäuser und unterschiedlichster Freizeit-Aktivitäten, bedarf es neuer Zugangsformen, um Menschen neugierig zu machen auf den Mehrwert im Leben, den ihnen die Glaubens-Gemeinschaft eröffnet.
So ist etwa im Bistum Eichstätt die Gesprächsreihe „Suchende, Fragende, Zweifelnde“ entstanden, die sich mit dem Thema „kirchliche Willkommenskultur“ auseinandersetzt. Auch der Sachausschuss „Gemeindecaritas-Seniorenarbeit des Diözesanrats kündigte heuer ein Anschreiben an die Pfarrbüros an, um zu erfahren, wie es um die Begrüßungskultur vor Ort bestellt ist. Wir haben uns auf der Homepage des Bistums schon mal selbst auf die Suche gemacht und spannende Aktionen gefunden.
250 neue Wohneinheiten
An die Bewohnerinnen und Bewohner eines Neubaugebiets in Stein bei Nürnberg richtete sich ein Begrüßungsfest, das die evangelischen und katholischen Kirchengemeinden vergangenes Wochenende zusammen ausrichteten – mit Musik und Kinderprogramm, Gegrilltem und Getränken, Gesprächen und Infos für die Neuzugezogenen. Auf dem „Quartier Krügelpark“ habe sich früher ein großes Möbelhaus befunden, erzählt Diakon Ulrich Wiechers, der das Begrüßungsfest als Vertreter der katholischen Pfarrei St. Albertus Magnus mitgeplant hat. Nach dem Abriss der alten Gebäude entstand eine Baulücke in der Stadt, auf der jetzt rund 250 neue Wohneinheiten gebaut wurden, darunter auch etwa 70 geförderte Wohnungen. Noch sind nicht alle bezogen, „aber wir haben schon früh angefangen, zu planen“, berichtet Wiechers und weist darauf hin, dass der Pfarrer der evanglischen Martin-Luther-Gemeinde Stein, Ralph Baudisch, dabei federführend gewesen sei.
Hinter dem Willkommensfest stehe „wirklich dieser Wunsch, den Leuten zu sagen: Wir sind da“, hatte Wiechers kurz vor der Veranstaltung im Gespräch mit der KiZ erläutert. „Es ist der Versuch, Gesicht zu zeigen“. Am Tag danach meldete er sehr zufrieden: „Das Fest hat wirklich Beachtung gefunden und ist sehr gut angenommen worden. Das war echt Begegnung.“ Im Nu seien auch 120 Steak- oder Veggie-Semmeln weg gewesen, lacht der Diakon, der selbst mit am Grill stand. Aber auch die Mitglieder des Kirchortsrats seiner Pfarrei halfen mit, ebenso wie weitere Verantwortliche aus Kirche und Kommunalpolitik.
Als Anbieter auftreten
Wer von den Bewohnerinnen und Bewohnern des neuen Krügelparks katholisch ist, „das erfährt die Pfarrei normalerweise über das Meldewesen, erklärt Wiechers. „So konnten wir diese, soweit möglich, bereits vorher persönlich besuchen. Da waren die Reaktionen meist sehr interessiert und offen“. Eines ist ihm dabei grundsätzlich klar: Wenn Kirche Menschen neugierig machen will, ihnen Appetit machen auf Gemeinde, dann sollte sie mit ihrem Dienstleistungsspektrum, vom Familiengottesdienst über die Krabbelgruppe bis zur Gemeindebücherei, nicht hinter dem Berg halten. „Im Endeffekt sind wir ein Anbieter – auch wenn das vielleicht zunächst ernüchternd klingt“. Aber, so Wiechers Überzeugung, es sei einen Versuch wert. Denn wer eines der Angebote wahrnehme, erfahre bei dieser Gelegenheit vielleicht von einem weiteren, „dann können die Leute auch auf einen zukommen“. So entstehe ein Beziehungsnetz, das bei allen möglichen Gelegenheiten geknüpft werde, „egal ob bei einem 80. Geburtstag, einer Trauerfeier oder einer Erstkommunion“. Unter dem Motto „ach, weil Sie grad da sind ...“, kämen dann auch die Fragen, berichtet Wiechers, zu dessen Einsatzschwerpunkten die trauerpädagogische Arbeit gehört: „Das sind die Begegnungen, die mir in meiner Arbeit weiterhelfen.“
Gabi Gess
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