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14.06.2023

Gut besuchte „Pilgerrast“ in Halle 9

Bistümer Eichstätt und Bamberg präsentieren sich beim Evangelischen Kirchentag

Zum Betreuerteam gehörten (Abb. M., v. l.) Agnes Meier, Christian Gärtner, Stefanie Jahrsdörfer, Brigitte Schumm und Richard Ulrich, zu den Besuchern zählte Bambergs ehemaliger Erzbischof Ludwig Schick (Abb. r.). Foto: pr

Die Tage vom 7.-11. Juni hatte sich Pastoralreferentin Agnes Meier, Dekanatsreferentin im Dekanat Nürnberg-Süd, schon lange dick im Kalender angestrichen. Irgendwann fiel ihr auf, dass sie den Evangelischen Kirchentag ganz automatisch mit ÖKT abgekürzt hatte, wie „Ökumenischer Kirchentag“. Nur eine kleine Randnotiz, die aber auf den Punkt bringt, wie nah sich die Konfessionen bei dem Großereignis in Nürnberg (siehe auch S. 11) waren.

Meier war Mitorganisatorin des Stands „Pilgerrast. Komm zur Ruhe“ auf dem Markt der Möglichkeiten in den Nürnberger Messehallen. Erstmalig hatten sich die Bistümer Bamberg und Eichstätt mit der Katholischen Stadtkirche Nürnberg gemeinsam auf einem Kirchentag präsentiert. Alles rund ums Thema Pilgern konnten Besucherinnen und Besucher erfahren: von Pilger- wegen – wie dem Jakobusweg, dem ökumenischen Pilgerwanderweg von Eichstätt bis Heidenheim und dem Fränkischen Marienweg im Erzbistum Bamberg – über ein Pilgerspiel bis hin zum Auffädeln einer Pilger-Perlenkette.

Meier, die auch Referentin des Stadtdekans von Nürnberg ist, konnte am Ende eine positive Bilanz ziehen: „Unsere Aktionen und die Cocktails kamen richtig gut an.“ Und das bistums- und stadtkirchenübergreifende Miteinander mache Lust auf gemeinsame Projekte in der Zukunft. So habe der Leiter der Eichstätter Diözesanpilgerstelle, Domkapitular Reinhard Kürzinger, beim Besuch des Stands eine Weiterverwertung bei der Willibaldswoche ins Spiel gebracht.

Kürzinger zeigte sich generell angetan von den breiten Angeboten zum Thema „Pilgern“ beim Kirchentag. An manchen Ständen erhielten Besucherinnen und Besucher ein Bändchen mit einem Segensspruch ums Handgelenk gelegt. „Wer wollte bekam einen individuellen Segen zugesprochen. Pilgern ist längst ein ökumenischer Renner“, stellt der Leiter der Pilgerstelle fest. Was ihm noch gefallen habe: das breite Angebot an Bibelarbeiten. „Das ist ein Lernfeld für uns Katholiken.“ Viele Prominente hätten in Nürnberg – „mit großem Zulauf“ – von ihren Lebenserfahrungen im Spiegel der Heiligen Schrift berichtet. Evangelische Kirchentage stünden immer „in der Spannung zwischen Spiritualität und Weltbezug“. Sein Fazit zur 38. Auflage des Kirchentags: „Die fröhliche Stimmung unter Christen und die große Glaubensgemeinschaft begeistern.“

Die Vorbereitungsgruppe mit Beteiligten aus dem Bistum Eichstätt, dem Erzbistum Bamberg und der Nürnberger Stadtkirche habe sich schon ein halbes Jahr vor dem Großereignis erstmals zusammengesetzt, berichtete Meier der KiZ am Rand der Aufbauarbeiten am Stand, der anschließend an allen Tagen durchgehend von sechs, sieben Haupt- und Ehrenamtlichen betreut wurde. Der Geschäftsführer des Eichstätter Diözesanrats, Richard Ulrich, war ebenso mit von der Partie wie Diözesanratsvorsitzender Christian Gärtner und weitere Kollegen aus dem Vorstand. Langweilig sei es nie geworden, konnte Meier am Ende berichten. Gerade am ersten Tag „hatten wir das Gefühl, als ob alle 100.000 Kirchentags-Gäste bei uns waren“, lacht sie. Schon nach einem halben Tag seien die Vorräte, die eigentlich für drei Tage gedacht waren, knapp geworden. Dabei seien die Leute aber nicht nur an den Stand gekommen, um Cocktails zu schlürfen, sondern wirklich interessiert gewesen an den vorgestellten Pilgerwegen und hätten allerlei Fragen dazu gestellt. Auch beim Auffädeln von Perlen, die für bedeutende Stationen auf dem Lebensweg stehen sollten, hätten sich viele „richtig Gedanken gemacht“.

Große Namen aus der Politik gaben sich beim Kirchentag ein Stelldichein. Für den Besuch dieser Vorträge, für die der Kirchentag ein Forum bot, blieb Meier verständlicherweise keine Zeit. Aber sie betrachtet sie „als ganz, ganz wichtigen Beitrag zu Demokratie und politischer Bildung“. Was die inhaltliche Breite der Veranstaltungen betreffe, „kenne ich nichts Vergleichbares. Hier waren alle da!“ Die Botschaft der Tage in Nürnberg sei es auch gewesen, dass sich Kirche nicht in fromme Klüngel zurückziehen dürfe, sondern fragen müsse: Wo haben wir einen Auftrag für die Welt?

Was den Beitrag katholischer Pfarreien im Dekanat Nürnberg-Süd zum Evangelischen Kirchentag betrifft, so konnte Meier von Familien berichten, die Kirchentag-Gäste beherbergten. Oder von Freiwilligen, die halfen, in Turnhallen untergebrachte Teilnehmende zu versorgen. Oder von Pfarreien in Nürnberg-Langwasser, die Räumlichkeiten für das Kirchentagsprogramm zur Verfügung stellten. „Bei uns im Pfarrzentrum finden einige Konzerte statt“, berichtete etwa Roland Schwab auf KiZ-Nachfrage. Schwab ist nicht nur Vorstandsmitglied im Eichstätter Diözesanrat, sondern auch Vorsitzender des Nürnberger Katho-likenrats – gemeinsam mit seinem Bamberger Kollegen Dr. Günther Heß, mit dem er beim Kirchentag auch Dienst am „Pilgerrast“-Stand in der Messehalle leistete. Das Programm bei der evangelischen Großveranstaltung sei ihm „ehrlich gesagt, zu mächtig“, um einen Gesamtüberblick zu haben, meinte er, auch wenn Themenkomplexe wie „Digitale Kirche“ natürlich „absolut interessant“ seien. Im Bistum Eichstätt hat Schwab unlängst einen entsprechenden Arbeitskreis initiiert.

Was definitiv auf seiner Kirchentags-Besuchsliste stand, war das „Jesus-Highschool-Musical Water to Wine“, das Schüler des Nürnberger Löhe Gymnasiums dreimal präsentierten: „Da spielt mein Sohn Florian Gitarre.“ In Summe sei der Kirchentag „ein Großereignis für die Christen in Nürnberg. Ich fühle mich da genauso eingeladen wie die evangelischen Christen. Genauso wie es umgekehrt auch beim Katholikentag sein soll.“ Konfessionsübergreifend böten solche Begegnungen „Möglichkeiten, wo wir als Kirche wahrgenommen werden, nach draußen gehen, präsent bleiben“.

Wenn es um Antworten auf drängende Fragen der Welt wie Frieden und Ökologie gehe, „müssen wir auf jeden Fall miteinander etwas machen“, hebt auch der katholische Pfarrer Ottmar Breitenhuber hervor. Der Pleinfelder Seelsorger war selbst aktiver Mitwirkender beim Evangelischen Kirchentag, wurde in der Nürnberger Tafelhalle doch das von ihm mitkonzipierte Musical „Um Gottes Willen ... ! Jona und der Weg nach Ninive“ aufgeführt. „Wir hatten auf der Homepage gelesen, dass man sich bewerben kann“, erläutert Breitenhuber, dessen Pfarrei nur eine halbe Zugstunde von der Nürnberger Innenstadt entfernt liegt. Nicht nur Mitglieder seiner Gemeinde, sondern auch er selbst seien daher wiederholt beim Kirchentag anzutreffen gewesen, erzählt der Geistliche, der sich besonders interessiert „für alles, was mit dem Thema Ökumene zusammenhängt“. Auch der Stand der Hilfsorganisation „Cristo vive“ mit der aus dem Bistum Eichstätt stammenden Ordensfrau Schwester Karoline Mayer stand auf seinem Besuchsprogramm.

Domkapitular Wolfgang Hörl freute sich, dass der Kirchentag „in unserer Nachbarschaft“ stattfindet: „Solche Großereignisse sind immer sehr schön.“ Viel wichtiger sei allerdings „die gelebte Alltagsökumene“, berichtet der zweite Vorsitzende der Ökumene-Kommission im Bistum Eichstätt. Darauf habe er immer großen Wert gelegt und tue dies noch heute, besonders in seinem jetzigen Wirkungsort Neuendettelsau mit einem Katholikenanteil von unter 15 Prozent. Die Ökumene sei „auf einem guten Weg“. Es gebe eine „gute bilaterale Zusammenarbeit“ in den Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen (ACK) in Schwabach (siehe auch S. 28), Ingolstadt und Nürnberg. Große Hoffnung setzt der Domkapitular in die „Confessio Augustana 2030“. In sieben Jahren jährt sich zum 500. Mal die Verlesung dieser Bekenntnisschrift der Reformation. Aus diesem Anlass hat Kardinal Kurt Koch, Präsident des Sekretariats zur Förderung der Einheit der Christen, eine intensivere Beschäftigung mit der „Confessio“ angeregt, die als wichtiges Dokument für eine mögliche ökumenische Einigung in ekklesiologischen Fragen angesehen wird. Es sei zwar ein sportliches Ziel bis 2030 etwas zu erreichen, doch ist Hörl überzeugt: „Das wäre der Durchbruch.“

Wie Ökumene jetzt schon wirkt, beschreibt die Leiterin des Nürnberger Projekts „Ökumene in Langwasser“, Ilona-Maria Kühn: „Ökumene ist wie Sauerteig. Sie beginnt im Kleinen.Wenn Menschen Hilfe brauchen, fragt man nicht erst nach der Konfessionszugehörigkeit.“

Gabi Gess/Andrea Franzetti

Weitere Berichte zum Evangelischen Kirchentag und zu den katholischen Beiträgen finden Sie unter stadtkirche-nuernberg.de


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