Kein anderes Getreide als Weizen
Für Pfarrer, für Mesnerinnen und Mesner, für alle, die rund um Sakristei und Altar im Einsatz sind, war es eine interessante Nachricht, die unlängst in der KiZ zu lesen war und auch im nächsten Pastoralblatt des Bistums veröffentlicht wird: Im Karmel Wemding eröffnet eine neue Hostienbäckerei, die in Kooperation mit der örtlichen Lebenshilfe betrieben wird und Anfang August die Produktion gestartet hat. Am vergangenen Wochenende fand nun auch die kirchliche Segnung der Anlage statt (siehe Beitrag auf S. 5). Aber wer darf das eigentlich, Hostien backen? Was ist dabei zu beachten? Und wo haben die Pfarreien ihre Bezugsquellen? Die KiZ hat sich erkundigt.
„Die Herstellung der Hostien war anfangs Klerikern vorbehalten, wurde dann Ordensfrauen, im 19. und 20. Jahrhundert auch Laien, anvertraut“, heißt es im „Lexikon für Theologie und Kirche“. Im Prinzip „dürfte das heute jeder“, bestätigt auch Pastoralreferent Markus Wittmann, Beauftragter für den Fachbereich Liturgie und Sakramentenpastoral im Bistum Eichstätt. „Bei den Hostienbäckereien habe ich halt die zertifizierte Garantie, dass die Backmischung stimmt“. Denn, so schreibt das Kirchenrecht (CIC Can. 924 §2) vor: „Das Brot muß aus reinem Weizenmehl bereitet und noch frisch sein, so daß keine Gefahr der Verderbnis besteht.“ Das CIC trägt aber auch der Tatsache Rechnung, dass gerade in Europa viele Menschen unter Zöliakie leiden. Deshalb wurde festgelegt, dass auch Hostien aus Weizenstärke mit einem sehr niedrigen Gluten-Anteil konsekriert und gespendet werden dürfen – einem so geringen Anteil, dass sie nach dem Lebensmittelcodex der Europäischen Union als „glutenfrei“ gelten. Würden sie aber keinerlei Spuren dieses Weizenklebers enthalten, so wären sie „für die Eucharistie ungültige Materie“, hatte die römische Kongregationfür die Glaubenslehre 2003 bekanntgegeben. Ein Dokument von 2004 betont nochmals, das kein anderes Getreide als Weizen verwendet werden darf. Ein „schwerer Missbrauch“ sei es dagegen etwa, „andere Subtanzen, wie zum Beispiel Früchte, Zucker oder Honig beizufügen“.
Verschiedene Quellen
2017 befasste sich der Vatikan in einem Rundbrief an die Bischöfe erneut mit dem Thema „Brot für die Eucharistie“ und betonte die Verantwortung und Kompetenz, der es bei der Herstellung von Hostien bedürfe. Bei Ordensgemeinschaften sei dies keine Frage gewesen. Mittlerweile aber fänden sich auch Angebote in Supermärkten oder im Internet. Genaues Hinschauen sei also wichtig. Seriöse Firmen, die ihre Produkte online anbieten, wie etwa ein großer Traditionsbetrieb aus Kevelaer, verweisen von selbst auf die Bestimmungen des katholischen Kirchenrechts. In der Regel liefern große Hostienbäckereien, so auch die Diakonie Neuendettelsau, an katholische und evangelische Gemeinden. Für Letztere ist theologisch nicht relevant, aus welchem Getreide die Hostien sind, weshalb manche Firmen auch mit Dinkel backen.
Woher die Pfarreien im Bistum ihre Hostien beziehen, lasse sich nicht pauschal sagen, gibt Wittmann Auskunft: „ich denke, da hat jede Pfarrei so ihre Quellen“. Unlängst seien ihm selbst die Hostien ausgegangen, die er, ungeweiht, bei seinen Kursen für angehende Kommunionhelferinnen und -helfer verwendet. Also wandte er sich an sein Pfarrbüro. Dieses wiederum, so erfuhr er, bezieht die Hostien über das Priesterseminar. Früher, in seiner Neumarkter Heimatpfarrei, erinnert er sich, wurden sie bei den Armen Schulschwestern geholt.
An derselben Tür klingelte seinerzeit auch Jungmesner Reinhard Brock, wenn er Hostien-Nachschub holte. „Einmal im Quartal haben sie eine Rechnung geschrieben.“ Später kamen andere Bezugsquellen hinzu, wobei Brock manchmal auch Waffelbruch mitbestellte, denn die Ministranten naschten zu gern die ungeweihten runden Oblaten. „Als ich ihnen den Bruch hinstellte, war das Thema erledigt.“
Mancherorts existieren noch alte Hostieneisen mit christlichen Symbolen. Ministrantinnen aus dem Bistum durften sich bei Einkehrtagen in Pfünz schon im Bedienen eines solchen Geräts üben und anschließend noch den Profis in der Hostienbäckerei Neuendettelsau über die Schulter schauen. Auch für Erstkommunionkinder ist es eine spannende Sache, bei der Herstellung von Hostien dabei zu sein.
Diese werden in verschiedenen Größen angeboten und man unterscheidet zwischen Laien- und Priesterhostien. Dass Letztere einen größeren Durchmesser haben, ist aber keine Frage von Würde und Wertschätzung, erklärt Wittmann. Vielmehr solle die Hostie bei der Erhebung in der Wandlung sichtbar sein. „Noch größeren Durchmesser als „normale“ Priesterhostien haben die Konzelebrationshostien, die mehrfach geteilt werden können und oft schon eingestanzte Sollbruchstellen haben. „Sie werden eher bei Sondergottesdiensten verwendet“, erklärt Wittmann, etwa für kleine Erstkommuniongruppen oder bei Brautmessen.
Wie groß auch der Vorrat in der Sakristei ist: Ungeweiht sind die kleinen Scheiben aus Mehl und Wasser nur Oblaten. Konsekrierte und nicht konsekrierte Hostien dürfen nicht zusammen aufbewahrt werden. Für die Heilige Messe werden im Idealfall ebenso viele Hostien für die Wandlung bereitgestellt, wie Gläubige zum Gottesdienst erwartet werden. Die Bevorratung geweihter Hostien im Tabernakel sei eigentlich nur für Krankenkommunion und Versehgang gedacht, erklärt Wittmann, der Ende Oktober wieder einen Kommunionhelferkurs anbietet.
Das rechte Maß zu finden, ist eine Sache der Erfahrung. Damit die Hostien bei der Kommunion nicht ausgehen, kann man es auch so machen wie Mesner-Vorstand Brock: „Ich habe einfach mal mitgezählt, wie viele Hostien in ein großes Ziborium hineinpassen“.
Gabi Gess
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