Steinerne Pilgerin auf Kurzvisite
Der 650. Todestag der heiligen Birgitta von Schweden (1303-73) am 23. Juli, war in Gnadenberg, Ortsteil der Gemeinde Berg bei Neumarkt in der Oberpfalz, Anlass, eine Sonderausstellung mit dem Titel „Stationen aus dem Leben der Heiligen und Etappen einer Reise der kleinen Birgitta“ auf die Beine zu stellen. Sie wurde am Gedenktag-Nachmittag im Konventsgebäude des ehemaligen Klosterdorfes Gnadenberg eröffnet.
Zeuge grosser Zeiten
Das Kloster Gnadenberg bestand von 1420 bis 1635. Mit päpstlicher Erlaubnis von 1420 wurde die Pfalzgräfliche Stiftung sechs Jahre später beurkundet. 1430 kamen in das Doppelkloster die ersten Mönche, 1435 folgten die ersten Nonnen. Aus dem nahen Nürnberg kam jahrelang Unterstützung von angesehenen Patrizierfamilien, von dort vor allem drohte aber auch die Reformation. 1563 wurde das Kloster säkularisiert, die Güter in den Folgejahren verkauft. Ein Wiederbelebungsversuch 1631 scheiterte. Schließlich zerstörten im Dreißigjährigen Krieg schwedische Truppen die Klosteranlage im Jahr 1635.
Gnadenberg war das erste Birgittenkloster Süddeutschlands. Vier Nonnen aus dem dänischen Kloster Maribo schickte Birgitta 1435 in die Oberpfalz, eine von ihnen, Anna Svenson, war die erste Äbtissin dort. Nach wenigen Jahren verließen sie das Kloster und kehrten in ihre Heimat zurück.
Nach Birgittas Tod breitete sich ihr Orden in ganz Europa aus. Im deutschsprachigen Raum gab es Klöster in Kaldenkirchen am Niederrhein, in Köln, Maihingen im Landkreis Donau-Ries, in Altomünster im Landkreis Dachau, in Lübeck und Stralsund. Das heute einzige Birgittenkloster Deutschlands befindet sich in Bremen, es wurde 2003 im Jahr des 700. Geburtstags der heiligen Birgitta gegründet. Weltweit gehören dem Orden des Allerheiligsten Erlösers, wie der Birgittenorden offiziell heißt, heute über 600 Frauen an. Die bereits 1391 heiliggesprochene Gründerin wurde 1999 von Papst Johannes Paul II. zur Mitpatronin Europas ernannt.
Der Weg der Skulptur
An dem kleinen Festakt, den man in Gnadenberg zum 650. Todestag ausgerichtet hatte, und den die Vorsitzende des Kulturhistorischen Vereins Gnadenberg, Dr. Sandra Frauenknecht, eröffnete, nahmen auch Pfarrvikar Markus Müller aus Gnadenberg, dessen Vorgänger Pfarrer Hans Reicherzer, Mitglieder der Vorstandschaft und weitere Besucher teil. Frauenknecht ging in ihren einleitenden Ausführungen auf die Odysee der „kleinen Birgitta“, der 2015 in die Welt gesandten Nachbildung einer Gnadenberger Steinskulptur, ein (siehe auch Text S. 15). Die 50 Kilogramm schwere Miniaturnachbildung aus der Werkstatt des Steinmetz- und Steinbildhauermeisters Herbert Weißmüller aus Berg war nach acht Jahren und einer Reihe von Stationen in Schweden, Dänemark und den Niederlanden vor wenigen Wochen nach Gnadenberg zurück gekommen.
Die Dauer und die Etappen der Reise waren dem Zufall überlassen worden. Die „steinerne Pilgerreise“ sollte Verbindungen zwischen den Ländern und Orten herstellen, in denen sich birgittinische Spiritualität bis heute erhalten hat.
Die erste Station war Vadstena in Südschweden. In einer ihrer frühen Offenbarungen wurde Birgitta beauftragt, dort am Ostufer des Vättern ein Kloster für Nonnen und Mönche zu gründen. Die Stadt Vadstena entstand im Zusammenhang mit der Gründung dieses Birgittenklosters. Von hier aus machte sich im Herbst 1349 Birgitta mit einer kleinen Gruppe von Pilgern auf den Weg nach Rom, um die päpstliche Bestätigung ihrer Ordensregel zu erhalten. Das Ur-Kloster Vadstena, letzte Ruhestätte der in Rom verstorbenen Birgitta, wurde zum geistlichen Zentrum Schwedens.
Nach einem kurzen Aufenthalt im Sancta Birgitta-Klostermuseum verbrachte die Statue aus der Oberpfalz drei Monate bei den Birgitten-Schwestern der Abtei St. Birgitta Pax Mariä. Vor ihrer Reise nach Finsta besuchte die „kleine Birgitta“ noch die gotische Klosterkirche. Im Inneren des Gotteshauses befinden sich Reliquien der heiligen Birgitta und ihrer Tochter Katharina von Schweden, die 1484 heiliggesprochen wurde.
Bevor die Pilgerreise der Sandstein-Statue nach Maribo in Dänemark fortgesetzt wurde, fanden zwei Aufenthalte in den Domkirchen zu Uppsala und Linköping statt. Nach dem Besuch von Maribo ging es nach Uden in den Niederlanden. Die dortigen Klostergebäude beherbergen heute das Museum für religiöse Kunst.
Mit auf die Europa-Reise ging damals auch ein Reisetagebuch, das nun in Auszügen in der Ausstellung und digital einzusehen ist.
hebe/hs/vb
Die Sonderausstellung kann noch bis zum 15. Oktober in Gnadenberg besichtigt werden. Weitere Info zum Thema unter: www.kloster-gnadenberg.de
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