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28.10.2016

Vom Flüchtling zum Nachbarn

Ehren- und hauptamtliche Flüchtlingshelfer unterstützt Dr. Cordula Klenk. Sie ist seit 1. Juli Referentin bei den Maltesern. Foto: Franzetti

Ehren- und hauptamtliche Flüchtlingshelfer unterstützt Dr. Cordula Klenk. Sie ist seit 1. Juli Referentin bei den Maltesern. Foto: Franzetti

Dr. Cordula Klenk, Referentin Flüchtlingshilfe im Bistum, kümmert sich um die Integrationsprojekte. Vergesst die Gastfreundschaft nicht, denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt“ (Hebr 13,2). Diese Stelle aus dem Neuen Testament zitierte Dr. Cordula Klenk bei ihrem jüngsten Vortrag in Nürnberg.

Auf Einladung der Katholischen Erwachsenenbildung Nürnberger Land sprach sie über biblische Grundlagen, der Sorge um Flüchtlinge und fremde Menschen. Die promovierte Theologin ist seit 1. Juli die erste Referentin Flüchtlingshilfe der Diözese Eichstätt. Ihr Büro hat sie bei den Maltesern am Domplatz.

Langen Atem entwickeln

Die Flüchtlingsthematik „wird uns noch lange beschäftigen“. Es sei wichtig, „hier einen langen Atem zu entwickeln“, sagt Klenk im Gespräch mit der Kirchenzeitung. Es sei daher ein schönes Zeichen, dass das Bistum sich in diesem Bereich langfristig engagieren wolle. Neben der Einsetzung eines Flüchtlingsseelsorgers und der Bereitstellung der ehemaligen Maria Ward-Realschule in Eichstätt als Unterkunft für Flüchtlinge, hat die Diözese auch Gelder für die Referentenstelle zur Verfügung gestellt, die bei den Maltesern angesiedelt ist.

Seit der ersten Stunde sind die Malteser im Bereich Flüchtlingshilfe aktiv. Vor allen Dingen Joanna Lang-Eder leistete hier Aufbaubauarbeit. Als Referentin Soziales Ehrenamt und Verbandskultur richtete sie eine Nachmittags- und Hausaufgabenbetreuung für Flüchtlingskinder in Eichstätt ein, organisierte die Aus- und Fortbildung der neuen ehrenamtlichen Helfer und knüpfte Kontakte zu Landratsämtern, Städten und Gemeinden, zur Caritas und weiteren Organisationen und Verbänden.

Vielerorts ist die akute Nothilfe nun abgeschlossen. Nun gelte es, nach vorne zu schauen, und Projekte zu entwickeln, wie Flüchtlinge zu Nachbarn werden können, wie „ein konstruktives Zusammenleben zwischen alten und neuen Bewohnern“ im Bistum gelingen kann, erklärt Klenk.
Die 27 deutschen Bistümer und die kirchlichen Hilfswerke haben nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) 2015 insgesamt mindestens 112 Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe aufgewendet, darunter rund 71 Millionen Euro für die Förderung von Initiativen im Inland. In diesem Jahr flossen bis Juli rund 80 Millionen Euro, gab die DBK bei der jüngsten Herbstvollversammlung in Fulda (die KiZ berichtete) bekannt. In fast allen Bistümern entstanden nach und nach Strukturen, erfolgte die Einsetzung von hauptamtlichem Personal, das die Flüchtlingshilfe koordinieren und organisieren soll.

Klenk berichtet von einem gänzlich neu entstandenen Arbeitsfeld, das durch die große Zuwanderung nach Deutschland entstanden sei. In vielen Bereichen müssten sich Strukturen erst richtig entwickeln, sei die ganze Arbeit ein großer Lernprozess.

Integrationslotse werden

Das sieht auch Christian Hardt so. Der 31-Jährige ist seit kurzem Flüchtlingskoordinator in Heideck und in Neumarkt. Er ist ebenfalls bei den Maltesern beschäftigt und wartet derzeit noch darauf, dass sein Büro in Heideck fertiggestellt wird. In Neumarkt übernahm er erst kürzlich die Schlüssel von seiner Vorgängerin Elisabeth Setzer und stellte sich bei einem Runden Tisch zum Thema Asyl im Landratsamt vor. Hardt, der aus Nürnberg stammt, soll in erster Linie die Koordination der Ehrenamtlichen übernehmen, die in Helferkreisen aktiv sind. Einen Schwerpunkt seiner künftigen Arbeit sieht er auch darin, bei der Wohnungssuche für anerkannte Flüchtlinge mitzuhelfen.

Ein Projekt, das in Kürze startet, ist die Ausbildung von sogenannten Integrationslotsen. Die Malteser wollen ehrenamtliche Helfer in einer achtstündigen Schulung fit machen, um geflüchteten Menschen zu helfen, „ein selbstbestimmtes Leben zu führen, Potentiale zu erkennen, in der Schule und auf dem Arbeitsmarkt ihre Chancen zu nutzen und am gesellschaftlichen Leben vor Ort teilzunehmen“, wie es in der Ausschreibung heißt. Die ehrenamtlichen Lotsen werden von hauptamtlichen Koordinatoren unterstützt und beraten. Sie sollen eine individuelle Betreuung von Asylbewerbern, anerkannten Flüchtlingen und Zuwanderern übernehmen. Während ihrer Tätigkeit sind sie über die Malteser versichert und sollen eingebunden werden in ein Netzwerk zum Austausch mit Kollegen.

Vernetzung ist ein wichtiges Stichwort. Sowohl Klenk als auch Hardt sehen hier noch mehr Bedarf. Die vierteilige Fortbildungsreihe „Begleitung, Qualifizierung und Stärkung des ehren- und hauptamtlichen Engagements in der Flüchtlingshilfe“ sei dafür eine wichtige Plattform, erklärt Klenk. Von Flüchtlingsseelsorger Dr. Andreas Thiermeyer, der die Reihe in Kooperation mit den Maltesern und der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum initiiert hat (die KiZ berichtete), hat sie die Planung übernommen.

Zum zweiten Modul Anfang Oktober waren 60 Interessierte nach Schloss Hirschberg gekommen. Sie erfuhren diesmal mehr über die rechtlichen Rahmenbedingungen im Asylbereich und am Nachmittag gab es ein „Argumentationstraining gegen Stammtischparolen“. Dass dafür Bedarf besteht, bestätigte Klenk. Viele ehrenamtliche Helfer würden nicht mehr offen über ihr Engagement im Bereich Flüchtlingshilfe reden, da sie sich häufig Kritik ausgesetzt sehen. Man müsse sich für sein Tun rechtfertigten oder es gar verteidigen, hieß es aus Helferkreisen.
Mittlerweile ist auch das Bayerische Sozialministerium auf die Arbeit der Malteser aufmerksam geworden. Zusammen mit Eichstätts Diözesangeschäftsführer Christian Alberter war Klenk nach München eingeladen. Ministerialdirigent Eugen Turi wollte mehr über die laufenden und geplanten Projekte in Eichstätt erfahren. Wer sich im Bistum für Klenks Arbeit interessiert, „kann gerne Kontakt mit mir aufnehmen“, ermuntert die neue Referentin Flüchtlingshilfe. Sie stelle sich und ihre Projekte gerne bei Pfarrgemeinderatssitzungen oder Dekanatskonferenzen vor.

Andrea Franzetti, Kirchenzeitung Nr. 44 vom 30. Oktober 2016

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